"Ein irres Spiel" Kanada schlägt US-Boys
07.05.2008, 10:44 Uhr9.200 Kanadier brachten das ausverkaufte Halifax Metro Centre erstmals bei der Eishockey-WM ins Wanken und sangen nach dem Sieg über Erzrivale USA aus voller Brust ihre Nationalhymne. "Das war ein sehr, sehr hochklassiges Playoff-Spiel - wie das letzte Spiel einer Serie. Das habe ich eine Weile nicht erlebt", schwärmte Kanadas Trainer-Veteran Ken Hitchcock nach dem 5:4 (2:0, 1:2, 2:2)-Erfolg.
Kanadas Torjäger Dany Heatley hatte den Sieg mit seinem sechsten WM-Treffer erst 47 Sekunden vor Schluss gesichert. US-Coach John Tortorella meinte trotz der ersten Turnier-Niederlage: "Ein irres Spiel."
Kampf unter Freunden
Auf dem Papier ging es am Dienstag nur um den bedeutungslosen Sieg in der Gruppe B und Punkte für die Zwischenrunde. Auf dem Eis lieferten sich die Akteure, die sich untereinander bestens aus der nordamerikanischen Profiliga NHL kennen, einen tollen Kampf. Die US-Boys holten ein 0:3 und ein 2:4 auf und hätten das Prestigeduell genauso gut gewinnen können, wären sie zum Ärger ihres Trainers nicht in einen Konter gelaufen.
Eine kleine Prügelei nach der Schlusssirene wirkte mehr eine Wirtshaus-Rauferei unter Freunden. Die Einlage endete mit Grinsen in den Gesichtern und Frotzeleien.
Charaktertest auf dem Eis
Die Trainer nahmen für den weiteren WM-Verlauf wichtige Erkenntnisse mit, welche Akteure ihnen weiterhelfen, wenn es vom Viertelfinale an nur noch Alles-oder-Nichts-Spiele gibt. "Am Anfang fragt man und bettelt sogar, dass die Spieler kommen. In so einem Spiel stellt man Forderungen und schaut den Spielern bei jedem Wechsel in die Augen", sagte der schwergewichtige Hitchcock, im Hauptberuf Trainer der Columbus Blue Jackets in der NHL.
Vor allem für die jungen Spieler sei es eine enorm wichtige Erfahrung gewesen, wie hart in solchen Partien für den Sieg gespielt werden müsse, meinte US-Kollege Tortorella. "Einige haben es nicht geschafft", fügte der Trainer von Tampa Bay Lightning hinzu, der mit dem NHL-Club aus Florida schon den Stanley Cup holte.
Russland vor Tschechien
Im anderen Gruppenspiel sicherte sich Lettland mit 3:0 (0:0, 2:0, 1:0) über Slowenien den Einzug in die Zwischenrunde und schickte den Aufsteiger in die Abstiegs-Playoffs. Um den Klassenerhalt in Qubec spielen die Italiener, die das bedeutungslose letzte Vorrundenspiel gegen Tschechien 2:7 (2:2, 0:4, 0:1) verloren.
Sieger der Gruppe D vor Tschechien wurde Russland durch das 4:1 (1:0, 2:0, 1:1) über Dänemark. Während die Russen nun auf Torhüter Jewgeni Nabokow von den San Jose Sharks zählen können, verstärkt Schlussmann Henrik Lundqvist von den New York Rangers Olympiasieger Schweden.
von Robert Semmler, dpa
Quelle: ntv.de