Sport

Vogts zum Spiel gegen Deutschland Kein Duell gegen Völler

Hans-Hubert Vogts gegen seine alte Mannschaft - doch der Ex-Bundestrainer will in das wichtige EM-Qualifikationsspiel am kommenden Samstag zwischen Schottland und Deutschland nicht zu viel hineininterpretiert wissen. "Dieses Spiel ist kein Duell Vogts gegen Völler. Es ist ein EM-Qualifikationsspiel der Schotten gegen den Vize-Weltmeister Deutschland - nicht mehr, aber auch nicht weniger", sagte der deutsche Europameister-Coach von 1996 im sid-Interview. Die Brisanz des Aufeinandertreffens mit seinem einstigen Musterschützling Rudi Völler negiert der schottische Teammanager schlichtweg.

Als "McBerti" im März 2002 die Verantwortung für die schottische Nationalmannschaft übernahm, ahnte er noch nicht, wie schwierig sein Job - nur drei Siege in 14 Spielen - sein würde. Der schottische Fußball lebte vom Ruhm der Vergangenheit, eine "U21"-Mannschaft bestand nicht. Die beiden Glasgower Renommiervereine Rangers (Meister) und Celtic (Uefa-Cup-Finalist) setzen oft nur ein oder zwei Schotten ein. Vogts: "Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn bei Meister Bayern München nur Ballack für die Nationalmannschaft spielberechtigt wäre!"

Neuer Speiseplan

Vogts erhöhte die Zahl der Trainingseinheiten, änderte den Speiseplan ("Früher gab es vor dem Spiel Toast, Rührei, Bohnen"), führte Zusammenkünfte mit den Vereinstrainern ein, entwickelte Pläne, wie Klubs, Schulen und Universitäten besser zusammenarbeiten können. Da ist das Spiel gegen den dreimaligen WM- und EM-Champion im Hampden Park eine willkommene Standortbestimmung. Vogts: "Wir müssen versuchen zu gewinnen, auch wenn Deutschland eindeutiger Favort ist. Unser Ziel bleibt es, den zweiten Platz, also die Playoffs zu erreichen."

Die Hoffnung, bei der EM 2008 als Ausrichter automatisch qualifiziert zu sein, hat sich erschlagen. Schweiz und Österreich haben den Zuschlag bekommen. Vogts: "Schade. Eine EM hätte dem schottischen Fußball einen großen Schub gegeben." So müssen die EM-Tickets weiter auf dem Platz erkämpft werden.

Wie Deutschland gegen Kanada führte auch Schottland gegen Neuseeland in der letzten Woche ein Länderspiel durch. Es gab ein 1:1. Vogts: "Viele meiner Spieler kommen aus England, und da war schon ein paar Wochen lang Pause. " Er hofft, dass sie durch das zweiwöchige Training den richtigen Rhythmus finden, um den Deutschen das Leben schwer machen zu können.

"Rudi schaukelt das Spiel zu hoch"

Vogts wohnt mit seiner Familie inzwischen in Glasgow, rund acht Minuten vom Hampden Park entfernt, wo der schottische Verband seinen Sitz und Vogts sein Büro hat. Sohn Justin (15) geht in Glasgow zur Schule. In Deutschland hält sich der 56-Jährige nur noch im Schnitt alle drei Monate auf. Am Sonntag war er natürlich in Wolfsburg, um Deutschland zu beobachten. Die Elf von Teamchef Völler siegte 4:1.

"Wir werden am Samstag in Glasgow sicher eine ganz andere deutsche Mannschaft sehen. Aber wir sind dennoch weiterhin zuversichtlich, dass wir gegen Deutschland gewinnen können", sagte Vogts und erklärte im Fachmagazin "kicker" zum Aufeinandertreffen mit Völler: "Rudi schaukelt dieses Spiel zu hoch. Ich weiß nicht warum. Er braucht nicht etwas aufzubauen, was nicht vorhanden ist."

Von Rainer Kalb (Sport-Informationsdienst)

Quelle: ntv.de

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