Sport

Kaiser: "Saublödes Eigentor" Klinsmann lobt die Moral

Auf dem Platz gab es Handgreiflichkeiten und ein "saublödes" Eigentor, auf der Bank saß ein frustrierter Kapitän, und auch das Ergebnis war wenig berauschend - doch nach dem 1:1 (0:1) in der Champions League gegen Olympique Lyon wollten die Verantwortlichen von Bayern München von einer Krise nichts mehr wissen. Vielmehr verließen Trainer Jürgen Klinsmann und Manager Uli Hoeneß kurz vor Mitternacht nach eigener Aussage "sehr zufrieden" die Allianz-Arena.

Nach dem verkorksten Bundesliga-Start bleibt der Druck auf Klinsmann aber unvermindert hoch. Doch vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/live bei Premiere) gegen den VfL Bochum verspürte Hoeneß nach einem "schönen Europapokal-Abend" überhaupt "keine Lust" über die Alltags-Probleme beim deutschen Fußball-Meister zu reden.

Tabellenführung übertüncht Alltagsprobleme

Auch der Trainer war wie immer bemüht, eine positive Sicht der Dinge an den Tag zu legen, auch wenn er zum wiederholten Male eingestehen musste, "dass der Prozess erst in die Gänge kommt und noch viel Arbeit vor uns liegt".

Ansonsten freute sich der ehemalige Bundestrainer über ein "packendes Spiel" gegen den französischen Serienmeister und über die Tatsache, "dass wir sehr stark in die Champions League gestartet sind". Vor dem Heimspiel am 21. Oktober gegen den AC Florenz führen die Bayern mit vier Zählern aus zwei Spielen die Tabelle der Gruppe F an.

"Ich dachte, ich bin bei 'Verstehen Sie Spaß'"

Dass die Ausgangsposition nicht noch besser ist, lag insbesondere an Martin Demichelis. In der 25. Minute verlängerte der Argentinier einen Freistoß von Juninho unmotiviert mit dem Kopf ins eigene Tor. Präsident Franz Beckenbauer wähnte sich gar bei "Verstehen Sie Spaß" und konnte sich kaum über "dieses saublöde Eigentor" beruhigen: "In einer Schülermannschaft würde man sagen: 'Spiel Klavier oder Flöte, aber nicht Fußball'."

Klinsmann wollte dagegen keine Kritik an Demichelis üben. Er lobte vielmehr die "beeindruckende Moral nach dem Schock" und sprach von "Kleinigkeiten, die solche Spiele in der Champions League, die Abreibungskämpfe sind, entscheiden". Und überhaupt habe Demichelis auf der von ihm äußerst unbeliebten Position vor der Abwehr "Phänomenales" geleistet.

Positionsdebatten um Demichelis und van Bommel

Im zentralen defensiven Mittelfeld verrichtet normalerweise Kapitän Mark van Bommel seine Arbeit. Doch der Niederländer scheint derzeit für die hohen Ziele nicht mehr gut genug. "Rein sportliche Gründe" führte Klinsmann für die erneute Ausbootung seines "Leaders" an: "Mark hatte zuletzt Probleme. Aber er hat die Situation bravourös angenommen. Wir brauchen ihn weiterhin deutlich.

Hoeneß erwartet aber, dass Klinsmann erst einmal auf dem Team von Lyon aufbauen wird. Da werde sich "in nächster Zeit nicht viel ändern" - zum Leidwesen von van Bommel ("Ich bin froh über das Unentschieden, mehr will ich nicht sagen"), aber auch von Demichelis. Der hatte noch nie ein Hehl daraus gemacht, dass er sich nicht als Mittelfeldspieler sieht.

Doch dies ist Klinsmann offensichtlich egal. "Wir wissen, dass Micho lieber als Innenverteidiger spielt. Aber er hat gesagt, dass er die Rolle spielt, wenn die Mannschaft ihn braucht." Auch Beckenbauer sprach sich deutlich für den Argentinier im Mittelfeld aus: "Er ist der beste Sechser, den wir haben." Und außerdem könne Klinsmann nicht auf alle Wünsche eingehen, sagte der "Kaiser", "sonst hast du schnell einen Irrgarten zusammen".

Auf Ze Roberto ist Verlass

Dass das Thema nicht noch brisanter wurde, lag auch am starken Ze Roberto, der vor 64.000 Zuschauern in der 52. Minute für den Ausgleich gesorgt hatte. Nach seinem Treffer lief der Brasilianer zu Klinsmann an die Seitenlinie und fiel seinem Coach in die Arme. Dies wertet Hoeneß als "ein Zeichen, dass alles okay ist".

Selbst eine lautstarke Auseinandersetzung und eine Rangelei in der zweiten Halbzeit zwischen Demichelis und Lucio, der für van Bommel die Spielführerbinde trug, wollten die Münchner nicht überbewerten. Im Gegenteil. "Das gehört dazu. Da sieht man, dass die Mannschaft lebt. Es wird ohnehin zu wenig gesprochen", erklärte Beckenbauer. Auch Hoeneß war es "viel lieber, wenn in der Mannschaft Leben ist, als wenn Totenstille herrscht und wir verlieren".

Hauptsache nicht verloren

Verloren haben die Münchner nicht. "Dies lässt uns hoffnungsvoll auf die nächsten Spiele in der Bundesliga schauen", erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Klinsmann freute sich schon einmal auf Bochum, "wir haben in der Bundesliga einiges zu korrigieren".

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen