Sport

Nach der Essen-Klatsche Köln unter Schock

Ausgerechnet am wichtigsten Feiertag des Jahres herrschte rund um das Geißbockheim Untergangsstimmung. Während die Narren in den Straßen der Stadt ausgelassen Karneval feierten, begann beim 1. FC Köln am Rosenmontag die Aufarbeitung der als Offenbarungseid empfundenen 0:5-Niederlage bei Rot-Weiss Essen. Erste Erklärungsversuche von Manager Michael Meier klangen wie eine Kapitulationserklärung: "Man kann es nicht mehr schön reden. Ich bin nicht nur nachdenklich, sondern befinde mich in einem Erklärungsnotstand."

Allein der Blick in die Zeitungen verdarb allen Beteiligten auch die letzte Lust auf Karneval. "Schande, Debakel, Demütigung" - die höchste Zweitliga-Niederlage in der FC-Geschichte wurde mit vernichtenden Kommentaren bedacht. Einhelliger Tenor: Von der beim Amtsantritt von Trainer Christoph Daum im November ausgerufenen Aufbruchstimmung ist nichts übrig geblieben.

"Das war eine absolute Katastrophe"

Fassungslos musste der Fußball-Lehrer in Essen mit ansehen, wie sein noch in der Winterpause mit Millionenaufwand verstärktes Team von einem Abstiegs-Aspiranten vorgeführt wurde. Und das, obwohl die Profis schon am Donnerstag vor dem Karnevalsrummel geflüchtet waren und sich in der Sportschule Hennef mit aller Akribie auf die Partie vorbereitet hatten. "Das war eine absolute Katastrophe. Wir hatten ein paar Standfußballer auf dem Platz", gestand Kapitän Lukas Sinkiewicz.

Schon gibt es Spekulationen, dass der frustrierte Coach von einer angeblichen Ausstiegsklausel Gebrauch machen und das Weite suchen könnte. Diesen Gedankenspielen kann Meier jedoch nur wenig abgewinnen. "Es ist klar, dass er bleibt", sagte der Manager, "in solchen Situationen muss man arbeiten und darf nicht einfach die Hände in den Schoss legen".

"Du denkst, du bist im falschen Film"

Doch der Spaß an seiner neuen Aufgabe ist Daum spätestens seit Sonntag gründlich vergangen. Denn nicht nur die Profis, sondern auch der Trainer erlebten beim 0:5 ein Waterloo. Der noch vor Wochen als "Messias" gefeierte Nachfolger von Hanspeter Latour hat seit seinem Amtsantritt am 27. November nichts bewegt. Trainingslager verpufften wirkungslos, zahlreiche ungewöhnliche Methoden wie das gemeinsame Singen eines Freddy-Quinn-Liedes sorgten für Schlagzeilen, aber nicht für ein neues Wir-Gefühl.

"Du sitzt auf der Bank und denkst, du bist im falschen Film. Nach einer solchen Leistung müssen sich einige Spieler fragen lassen, warum sie diesen Beruf gewählt haben", klagte Daum. Schon Minuten nach dem Spiel strich er seinen Profis den freien Karnevals-Montag und verordnete kurzerhand ein Straftraining. "Darum haben sie förmlich gebettelt", befand der Coach und kündigte im gleichen Atemzug auch für die kommenden Tage eine härtere Gangart an.

Den Ärger des Trainers bekam das Team am Morgen nach der Schlappe zu spüren. Nach einem 69 Minuten langen Dauerlauf bat Daum jeden Spieler zu einem langen Einzelgespräch. Danach gelobte Angreifer Matthias Scherz Besserung: "Wir brauchen sicher länger als einen Tag, um eine solche Niederlage zu verarbeiten. Aber schon im nächsten Spiel am Sonntag gegen Paderborn müssen wir eine deutliche Reaktion zeigen."

Heinz Büse und Dietmar Fuchs, dpa

Quelle: ntv.de

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