Positives Testergebnis Kolobnjew verlässt Tour
12.07.2011, 10:33 UhrNach seinem positiven Befund steigt der Russe Alexander Kolobnjew aus der 98. Tour de France aus. Der 30-Jährige war zuvor positiv auf das Präparat Hydrochlorothiazid getestet worden. Das Mittel zur möglichen Verschleierung verbotener Substanzen steht nicht auf der UCI-Dopingliste.
Der Medikamenten-Missbrauch des russischen Radprofis Alexander Kolobnjew hat die 98. Tour de France in Aufruhr versetzt. Der zweimalige Vize-Weltmeister der Mannschaft Katusha war am 6. Juli positiv auf das - oft zur Verschleierung von Dopingmitteln benutzte - Präparat Hydrochlorothiazid (HCT) getestet worden. Das teilte der Weltverband UCI mit. Spezialeinheiten der französischen Polizei durchsuchten am Abend das Mannschaftshotel in Vézac.
Der Fahrer habe sich selbst bei der Polizei gemeldet und seinen Ausstieg aus der Tour beschlossen, teilte das Team mit. Im April waren fünf Katusha-Fahrer - unter ihnen Kolobnjew - von der italienischen Polizei vernommen worden. Sie standen im Verdacht, mit dem Mediziner Michele Ferrari, der wegen Doping-Vergehen in Italien nicht mehr praktizieren darf, zusammengearbeitet zu haben. Eine interne Team-Regelung sieht vor, dass gedopte Fahrer fünf Monatsgehälter Strafe an den Rennstall zahlen müssen.
Die UCI hatte den Russen nicht suspendiert, weil das harntreibende Mittel HCT nicht auf der Dopingliste des Weltverbandes steht. Ein ähnliches Präparat um ein nachgewiesenes Stimulanzmittel hatte 2010 zu einer Sperre des belgischen Bahnfahrers Iljo Keisse geführt.
"Dieses Mittel sieht nicht eine automatische Suspendierung vor. Wir hoffen, dass sein Team die entsprechenden Schritte einleitet", sagte UCI-Sprecher Enrico Carpani. Kolobnjew lag nach der 9. Etappe auf dem 69. Rang des Gesamtklassements.
Verwarnung möglich
Nach Angaben der Sportzeitung "L'Equipe" haben französische Polizisten eine knappe Stunde das Mannschaftshotel durchsucht. Die Anti-Doping-Einheit hatte bereits zum Tour-Auftakt den Teambus der belgischen Mannschaft Quick Step für eine intensive Untersuchung für einige Stunden beschlagnahmt.
Der 30 Jahre alte Russe kann die Öffnung der B-Probe beantragen. Der positive Befund wurde von dem renommierten Pariser Labor Chatenay-Malabry vorgenommen. Laut UCI-Regularien kann der Fahrer mit einer Verwarnung davonkommen, je nachdem wie er erklärt, wie das als "spezifische Substanz" deklarierte Mittel in seinen Körper gelangte.
Keisse hatte vor drei Jahren den belgischen Verband überzeugt und zunächst eine Sperre vermieden. Nach einem UCI-Einspruch sperrte der Internationale Sportgerichtshof CAS den Bahnradfahrer.
Quelle: ntv.de, dpa