Sport

Fürs Endspiel in Wien Lahm und Podolski fit

Ohne Selbstzweifel, dafür mit reichlich Wut im Bauch will die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Wien eine erneutes EM-Debakel verhindern. "Die Mannschaft braucht Druck, das hat sie in der Vergangenheit bewiesen. Sie weiß, zu was sie fähig ist und muss ihre Leistung auf den Punkt abrufen. Wir haben keine Ängste. Wenn die Mannschaft wieder ihr wahres Gesicht zeigt, das umsetzt, was die Trainer vorgeben, dann kann es nur einen Sieger geben: Deutschland", erklärte Teammanager Oliver Bierhoff zwei Tage vor dem Alles-oder-Nichts-Gruppenfinale gegen den Erzrivalen Österreich im Brustton der Überzeugung.

An ein Horrorszenario wie 2000 und 2004, als die DFB-Auswahl jeweils nach der Vorrunde die Heimreise antreten musste und das Aus Erich Ribbeck bzw. Rudi Völler den Job gekostet hatte, verschwenden auch die Spieler trotz der grausamen Vorstellung beim 1:2 gegen Kroatien keinen Gedanken.

Frings: "Powerfußball zeigen"

"Ich bin davon überzeugt, dass wir das Viertelfinale erreichen. Es ist doch positiv, dass man vor 50.000 Zuschauern in Wien die Möglichkeit hat, den Gastgeber aus dem Turnier rauszuhauen und sich wieder positiv zu präsentieren", sagte Torsten Frings und kündigte dem Co-Gastgeber einen heißen Tanz an.

Auch Christoph Metzelder betonte, dass das Spiel eine besondere Herausforderung für die Mannschaft sei, die sich im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion wieder auf ihre ureigenen Stärken besinnen müsse: "Das ist keine Frage der Taktik, der Fitness oder des Personals, sondern eine Frage, wie wir uns gegenseitig pushen. Wir müssen wieder den Powerfußball zeigen, der uns auszeichnet."

Trainer-Diskussion "lächerlich"

Sowohl Frings als auch Metzelder ergriffen ausdrücklich Partei für Bundestrainer Joachim Löw, dessen Zukunft trotz eines bis 2010 laufenden Vertrages und der absoluten Rückendeckung von DFB-Präsident Theo Zwanziger bei einem Vorrunden-K.o. in den Sternen steht. "Diese Diskussion ist lächerlich. Da ich aber ohnehin davon ausgehe, dass nichts schiefgeht, wird sie auch nicht mehr aufkommen", meinte Frings.

Metzelder räumte im Spiel gegen Österreich "auch eine Verantwortung" für den Trainer ein, stellte aber klar: "Man muss die letzten zwei Jahre als Maßstab für die Arbeit von Löw nehmen, auch wenn man bei einem solchen Turnier immer besonders im Fokus steht. Aber Löw und sein Team sind die richtigen Leute, um eine langfristige Entwicklung der Mannschaft voranzutreiben."

Dies erklärte auch Bierhoff nach einem ausführlichen Gespräch der sportlichen Führung, wonach man zu dem Schluss gekommen sei, "dass wir weiter von unserem Konzept und unseren Ideen überzeugt sind und unser Weg der richtige ist."

Sammer als möglicher Nachfolger von Löw

Der Bundestrainer selbst schiebt solche Gedanken weit von sich, auch wenn öffentlich schon über einen Plan B mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer als Nachfolger im Falle eines Scheiterns spekuliert wird.

Löw hat derzeit ohnehin mehr Arbeit als ihm lieb ist, um sich mit solchen Szenarien zu beschäftigen. Denn der 48-Jährige ist mit den Umbauarbeiten in seinem Team beschäftigt, die spätestens nach dem Abschlusstraining abgeschlossen sein sollen. "Am Montag werden wir eine andere Mannschaft sehen. Das bezieht sich auf die Einstellung - aber auch auf die Aufstellung", kündigte Löw Umstellungen an.

Podolski stürmt neben Klose

"Wichtig ist, dass es die richtigen personellen Entscheidung sind, die zum Erfolg führen", meinte Bierhoff dazu. Auch wenn Löw wie immer noch keinen Fingerzeig gegeben hat, dürfte klar sein, dass Philipp Lahm in der Viererabwehrkette wieder für den in den ersten beiden Spielen überforderten und zudem verletzten Marcell Jansen auf links rückt und Clemens Fritz auf rechts - wie bereits in der zweiten Hälfte gegen die Kroaten praktiziert.

Lukas Podolski, der bislang alle drei deutschen Turniertreffer erzielt hat, rückt aus dem Mittelfeld wieder in vorderste Front neben Miroslav Klose, so dass gegen die "Ösis" wieder der erfolgreiche WM-Sturm vereint ist.

Der zweimal enttäuschende Mario Gomez wird sich ebenso wie Kevin Kuranyi, der in Wien sein 50. Länderspiel bestreiten könnte, auf der Bank wiederfinden. Zudem spricht vieles dafür, dass Tim Boworoski im rechten Mittelfeld zu seinem ersten EM-Einsatz kommt, Thomas Hitzlsperger anstelle von Podolski auf links spielt. Bastian Schweinsteiger fällt wegen seiner Rot-Sperre als Alternative aus.

Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung:
1 Lehmann - 4 Fritz, 17 Mertesacker, 21 Metzelder, 16 Lahm - 18 Borowski, 13 Ballack, 8 Frings, 15 Hitzlsperger - 11 Klose, 20 Podolski

Von Jürgen Zelustek und Thomas Niklaus, sid

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen