Jäggi entsorgt Lautern wirft Herzog aus
29.10.2002, 21:09 UhrEine Woche vor der richtungsweisenden Aufsichtsratssitzung beim nun schon dauerkrisengeschüttelten Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern ist der bisherige Geschäftsführer Gerhard Herzog vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung abberufen worden. Begründet wurde die Entscheidung mit vereinsschädigendem Verhalten "durch öffentliche Äußerungen" und das „zerstörte Verhältnis" zwischen ihm und dem Aufsichtsrat.
Damit musste nach den Abgängen des einstigen Vorstandvorsitzenden Jürgen Friedrich und des ehemaligen Aufsichtsrats-Chefs Robert Wieschemann der letzte verbliebene Funktionär der alten Führungsriege die Segel streichen. Zum Erhalt der Handlungsfähigkeit des FCK wurde mit sofortiger Wirkung der für Finanzen und Controlling zuständige Erwin Göbel in den Vorstand bestellt.
Der 56-jährige Herzog, der noch einen Vertag bis 2004 besitzt, hatte zuletzt in einem Interview die finanzielle Schieflage der Pfälzer bestritten und damit Notvorstand Rene C. Jäggi widersprochen. Der Schweizer hatte vor Unterzeichnung eines Kreditvertrag über 20 Millionen Euro mit einem Banken-Konsortium in der vergangenen Woche stets vor einer drohenden Pleite gewarnt.
Nach den Äußerungen des Geschäftsführers sah sich der designierte FCK-Chef Jäggi als „Schwarzmaler" und „Lügner" verunglimpft. „Über Emotionen kann man diskutieren, über Bilanzen nicht. Ich weiß aber nicht, wie bilanzsicher Herr Herzog ist. Nur einer kann recht haben, er oder ich", sagte der Eidgenosse verärgert.
Offenkundig aber gehen die Meinungen in Sachen Schulden zwischen der neuen und der alten Führungsriege auseinander. Ex-Vereinsboss Friedrich will sich auf der anstehenden Mitgliederversammlung zu Wort melden und kritisierte schon im Vorfeld die Ansichten Jäggis. „Der Mann hat keine Ahnung, wenn er sagt, wir hätten Schulden", sagte der 58-Jährige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und verwies auf den Grund- und Immobilienbesitz der Pfälzer.
Friedrich, der die Kirch-Krise und den Führungswechsel (Trainer und Vereinsverantwortliche) für den finanziellen Engpass verantwortlich macht, nahm seinen alten Weggefährten Herzog in Schutz und feuerte eine weitere Breitseite auf seinen Nachfolger ab: „Zuerst hat er Jäggi maßgeblich geholfen, und jetzt soll er rasiert werden. Das Wort 'Wir' existiert in diesem Verein nicht mehr. Tradition, Teamwork, das alles findet beim FCK nicht mehr statt."
Quelle: ntv.de