DLV-Sprinter im 100-Meter-Finale Sensations-Olympiasieger macht EM-Publikum verrückt
09.06.2024, 06:25 Uhr
Marcell Jacobs setzte sich wie 2022 in München im 100-Meter-Finale durch.
(Foto: AP)
Bei den Olympischen Spielen 2021 rennt Marcell Jacobs sensationell zu Gold, seitdem taucht der italienische Sprinter immer wieder ab. Pünktlich zur Heim-EM in Rom ist er wieder da - und verteidigt seinen vor zwei Jahren in München gewonnenen Titel.
Marcell Jacobs zeigte seine Muckis und dazu ein ganz breites Siegergrinsen für die klickenden Kameras. Die Ehrenrunde im tobenden Stadio Olimpico kostete der neue und alte Europameister über 100 Meter voll aus, es war Balsam auf eine zuletzt doch arg geschundene Sprinterseele. "Ich bin sehr glücklich, weil alles von Rennen zu Rennen besser wird. Ich weiß, dass ich eine große Wette auf mich selbst eingegangen bin", sagte der Olympiasieger nach der erfolgreichen Titelverteidigung bei seinem Heimspiel in Rom. "Wir sind auf dem richtigen Weg, ganz sicher."
Der 29-Jährige gewann das Finale in 10,02 Sekunden und meldete sich nach größeren Verletzungsproblemen pünktlich vor den Olympischen Sommerspielen in Paris stark zurück. Platz zwei ging durch Chituru Ali (10,05) ebenfalls an Italien, Bronze holte der Brite Romell Glave (10,06). Einen starken Auftritt legte zudem der frühere deutsche Meister Owen Ansah hin, der in 10,17 Sekunden Fünfter wurde. Neben Ansah schaffte es auch der Mannheimer Robin Ganter ins Finale, konnte dort aber wegen Muskelproblemen nicht antreten.
Nicht nur wegen des Erfolgs von Jacobs feierten die rund 30.000 Zuschauer in der deutlich besser als am Freitag gefüllten, aber bei weitem nicht ausverkauften Riesenschüssel des Stadio Olimpico eine große italienische Leichtathletik-Party. Nach zwei Tagen hat der Gastgeber schon fünf Titel und elf Medaillen gesammelt - klare Führung in der Nationenwertung.
Die Konkurrrenz aus Jamaika und den USA ist Jacobs weit voraus
Für Jacobs, der vor drei Jahren in Tokio mit Europarekord (9,80 Sekunden) sensationell zum olympischen Gold und damit ins Rampenlicht gesprintet war, war der Erfolg keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. Blessuren warfen den Sprint-König in der Vergangenheit immer wieder zurück. Nur einmal blieb er seit diesem magischen 1. August 2021 noch einmal unter der 10-Sekunden-Marke: 2022 bei seinem EM-Triumph in München (9,95).
"Ich habe fast alles in meinem Leben geändert und mir selbst versprochen, dass ich Italien mehr Emotionen geben möchte", sagte Jacobs nun nach dem Erfolg von Rom. Tatsächlich krempelte er sein Leben mächtig um: So wechselte er etwa seinen Coach und bereitet sich in den USA unter Rana Reider auf die Sommerspiele in Frankreich vor.
Dass sich dort die Geschichte wiederholt, daran dürfte allerdings auch nach der Leistung von Rom kaum jemand glauben. Zu stark ist die Konkurrenz aus den USA mit Weltmeister Noah Lyles (in diesem Jahr bislang 9,85) oder dem jamaikanischen Aufsteiger und Jahresschnellsten Oblique Seville (9,82). Doch Jacobs würde sich selbst nicht abschreiben. Er habe drei Ziele: Gesund bleiben, den EM-Titel verteidigen - und dann Olympia-Gold holen, sagte er. Für frisches Selbstbewusstsein sorgte sein Triumph von Rom zweifellos.
Quelle: ntv.de, tsi/sid