
Spanien scheint das Lieblingsland der Straßenläufer zu sein, wieder einmal wird dort ein Weltrekord aufgestellt: Diesmal von Jacob Kiplimo im Halbmarathon. Er ist die nächste Leichtathletik-Bestmarke, die in diesem Winter fällt. Auch einige Deutsche mischen dabei mit.
Eigentlich ist die Leichtathletik ja die Kernsportart der Olympischen Sommerspiele, schreibt aktuell aber auch im Winter eine Schlagzeile nach der anderen. Denn die Läufer (und ein Geher) dieser Welt haben offensichtlich eine beispiellose Rekordjagd ausgerufen. An diesem Sonntagvormittag verbessert Jacob Kiplimo die Bestmarke im Halbmarathon nicht nur, er pulverisiert sie geradezu. In 56:42 Minuten ist der 24-Jährige auf den Straßen von Barcelona erstaunliche 48 Sekunden schneller unterwegs als der bis dahin schnellste Mann über die 21,0975 Kilometer. Der Weltverband wählt in seiner englischsprachigen Pressemitteilung das drastische Wort "obliterate", zu deutsch "auslöschen", um dem neuerlichen Wahnsinn Ausdruck zu verleihen.
Kiplimo, der vor vier Jahren in Tokio auf der Bahn Olympia-Bronze über 10.000 Meter für Uganda gewonnen hat, holt sich damit den Rekord zurück, den ihm der Äthiopier Yomif Kejelcha im Oktober des vergangenen Jahres um eine Sekunde entrissen hat. Kejelcha ist damals 57:30 Minuten gelaufen, in Valencia, wo seit Jahren immer wieder perfekte Bedingungen für schnelle Halbmarathons geschaffen werden. Kiplimo nutzt nun die Windstille und Temperaturen von 13 Grad in Barcelona, um als erster Mensch über diese Strecke unter 57 Minuten zu bleiben. Nur sechs andere Läufer haben bislang überhaupt die 58 Minuten geknackt.
Ganz nebenbei verbessert Kiplimo überdies seine eigene Weltbestmarke über 15 Kilometer auf der Straße kaum weniger deutlich, in 39:47 Minuten ist er 40 Sekunden schneller als je zuvor. Überraschend dabei: Laut leichtathletik.de sind die ersten fünf Kilometer Kiplimos langsamste im gesamten Rennen, danach drückt er aufs Tempo. Die Kilometer 10 bis 15 etwa absolviert er demnach in 12:57 Minuten - der deutsche 5000-Meter-Rekord von Dieter Baumann, 1992 immerhin Olympiasieger (in Barcelona übrigens) über diese Distanz, liegt bei 12:54,70 Minuten.
Fisher und Ingebrigtsen mit Fabelzeiten, auch Farken und Martin mit Rekorden
Ebenfalls an diesem Wochenende hat Toshikazu Yamanishi den Weltrekord über 20 Kilometer Gehen verbessert: Bei den japanischen Meisterschaften bleibt in 1:16:10 Stunden immerhin 26 Sekunden unter der Bestmarke seines Landsmanns Yusuke Suzuki aus dem Jahr 2015. Yamanishi beschenkte sich damit selbst zum Geburtstag, der zweifache Weltmeister über diese Strecke war am Vortag 29 geworden.
Am Freitag hatte der US-Amerikaner Grant Fisher zum bereits zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit einen Weltrekord unter dem Hallendach geknackt. Über 5000 Meter blieb der 27-Jährige in Boston in 12:44,09 Minuten unter der Marke, die der legendäre Kenenisa Bekele im Jahr 2004 aufgestellt hatte. Zuvor hatte Fisher, im Sommer jeweils Olympia-Dritter über 5000 und 10.000 Meter, außerdem den Rekord über 3000 Meter gesteigert. In New York legte er die 15 Hallenrunden in 7:22,91 Minuten zurück und nahm damit dem Äthiopier Lamecha Girma die Bestmarke ab.
Am Donnerstag war es im französischen Liévin wiederum der norwegische Lauf-Superstar Jakob Ingebrigtsen, der in einem einzigen Rennen gleich zwei Weltrekorde ähnlich pulverisierte wie nun Kiplimo in Barcelona. Über die traditionelle Meile, also 1609 Meter, war er in 3:45,14 Minuten mehr als 1,5 Sekunden schneller als je ein Mensch zuvor.

Johanna Martin lief bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften an diesem Wochenende U20-Europarekord über 400 Meter.
(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)
Und die Marke des US-Amerikaners Yared Nuguse (3:46,64) war auch erst fünf Tage alt. Gleichzeitig steigerte Ingebrigtsen dabei auch seinen eigenen 1500-Meter-Weltrekord um fast eine Sekunde, die Zwischenzeit von 3:29,63 Minuten lag deutlich unter der bisherigen Bestzeit von 3:30,60 Minuten. Sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten der ewigen Bestenliste beträgt sogar mehr als zwei Sekunden. Eine absurd anmutende Überlegenheit.
Über diese beiden Distanzen - 1500 Meter und Meile - gab es in dieser Hallensaison auch schon deutsche Rekorde: Robert Farken steigerte sich auf 3:33,14 und 3:49,45 Minuten. In den "All Time Top Lists" des Leichtathletik-Weltverbands World Athletics liegt der gebürtige Leipziger damit aktuell auf den Plätzen 18 (1500 Meter) und 15 (Meile). Und bei den deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften sorgte an diesem Wochenende Johanna Martin für einen Hallen-Europarekord in der U20: Die Rostockerin, im vergangenen Jahr bereits Hallenmeisterin in der Erwachsenenklasse, steigerte sich über 400 Meter auf 52,22 Sekunden.
Quelle: ntv.de