"Biete mich für nichts an" Lesser schämt sich für seine WM-Blamage
14.02.2021, 10:56 Uhr
Das kann Lesser eigentlich besser.
(Foto: dpa)
Dass er Zeit zum Nachdenken hat, ist kein gutes Zeichen für Erik Lesser. Denn nach seinem indiskutablen 66. Platz im Sprint darf der Deutsche zur WM-Entscheidung in der Verfolgung gar nicht erst antreten. Der Biathlet sucht dennoch das Positive.
Die unfreiwillige Zuschauerrolle störte Erik Lesser extrem. "Wie ist es möglich, das schlechteste Rennen der Saison bei der WM zu haben?", fragte der 32-Jährige nach seinem Totalausfall im Sprint verzweifelt: "Ich schäme mich wirklich." Dieser indiskutable 66. Platz im ersten Einzelrennen auf der Hochebene Pokljuka - und damit die verpasste Qualifikation für die Verfolgung - stellte Lesser wieder einmal vor Rätsel. In der Loipe ging dem zweimaligen Weltmeister aus Thüringen die Luft aus, mit den zwei Fehlern im Stehendschießen konnte er ebenfalls nicht zufrieden sein.
Nach so einer Vorstellung sei es hart, "sich auf die nächsten Chancen zu freuen", ergänzte Lesser auf Instagram. Immerhin blieb viel Zeit für einen mentalen Neustart, die nächste Medaillenjagd steigt erst am Mittwoch (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) im Einzel über 20 Kilometer. Dort steht Lesser unter Druck. Denn der eingeplante Start in der Single-Mixed-Staffel am Tag darauf könnte bei einer weiteren Enttäuschung von den Trainern hinterfragt werden. "Mit so einer Leistung biete ich mich für nichts mehr an", sagte Lesser zerknirscht.
Mit großen Ambitionen war Lesser nach Slowenien gereist, er hatte auch allen Grund dazu. Der Saisonstart glückte mit einem dritten Platz im Einzel, es folgten vier weitere Top-10-Ergebnisse und zwei Podestplätze mit der Staffel. Nun misslang ihm genauso wie Mitbewohner Arnd Peiffer der Start in die Titelkämpfe. Nur Platz sieben in der Mixed-Staffel, dazu das Debakel im Sprint. "Erik und ich sind mit unserem Schicksal aneinander gekettet", hatte Peiffer vor dem Sprint gesagt, meinte damit aber die Umstände in der Corona-Blase.
Im Kurort Bled leben die beiden Hoffnungsträger gemeinsam in einer Unterkunft mit getrennten Schlafzimmern. Nun teilen sie sich nach schwachen Leistungen auch ein sportliches Schicksal, die WG will bei der WM jedenfalls so schnell wie möglich wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Zwei Medaillen, eine mit dem DSV-Quartett, eine im Single-Mixed hatte sich Teamplayer Lesser zum Ziel gesetzt. Und der dreimalige Medaillengewinner bei Olympischen Spielen blieb trotz aller Rückschläge zuversichtlich.
"Ich bin noch optimistisch", sagte er. Lesser erinnerte sich an die Winterspiele 2018 in Pyeongchang, wo er "in den Einzelrennen auch gehadert" habe und "im Massenstart dann da" war - und Bronze im Zielsprint hauchdünn verpasste. Auch derzeit sei seine "grundsätzliche Form nicht so schlecht", wie Lesser vor der WM bekräftigt hatte. Und er wisse ja, dass er es "eigentlich drauf habe".
Quelle: ntv.de, tsi/sid