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Deutsche Handballer bei der EM Letzte Chance auf Olympia

Die deutschen Handballer spielen bei der Europameisterschaft nicht um Medaillen, sondern um ihre letzte Olympia-Chance und ihr Image. Kapitän Pascal Hens hat jede Partie zum Endspiel ausgerufen. Alle Konzentration liegt auf Auftaktgegner Tschechien.

"Wir fahren nicht mit dem Anspruch zur EM, Medaillen zu gewinnen, sondern die Qualifikation zu schaffen": Pascal Hens.

"Wir fahren nicht mit dem Anspruch zur EM, Medaillen zu gewinnen, sondern die Qualifikation zu schaffen": Pascal Hens.

(Foto: dpa)

Die Medaillen sind außer Reichweite. Dennoch geht es für die deutschen Handballer um alles: Bei der EM in Serbien spielt der zuletzt abgestürzte Weltmeister von 2007 um die letzte Olympia-Chance und nicht weniger als sein Image. "Eine Medaille wäre nach den Erfahrungen der letzten Jahre zu hoch gegriffen. Wir können nur ein Ziel ausgeben: Einen der Ränge für ein Olympia-Qualifikationsturnier belegen. Auf dieses Minimalergebnis hoffen wir", sagte Horst Bredemeier, Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Handballbund.

Die schwere Aufgabe begann mit einer langen Anreise. Begleitet von Polizeiwagen mit Blaulicht kam das DHB-Team in seinem EM-Spielort Nis an. Nach knapp neunstündiger Reise checkte das Team um Abwehrchef Oliver Roggisch im Mannschaftshotel Residence Tami ein. "Wir sind das Reisen aus der Bundesliga ja gewöhnt. Da wir mit Blaulicht begleitet wurden, sind wir überall schnell durchgekommen", sagte der 33-jährige Kreisspieler von den Rhein-Neckar Löwen bei der Ankunft in der südserbischen Metropole.

Die Gefahr des Scheiterns ist ständiger Begleiter für das Team des neuen Bundestrainers Martin Heuberger. Auf dem Spiel steht auch eine tadellose Bilanz: Noch nie fand ein olympisches Handball-Turnier ohne deutsche Männer-Mannschaft statt. "Es hängt viel für den deutschen Handball insgesamt von diesem Turnier ab", erklärte der 47-jährige Schutterwälder, "nach den beiden enttäuschenden Turnieren in den vorigen Jahren müssen wir ein gutes Ergebnis erreichen." Platz zehn bei der EM 2010 in Österreich und der blamable elfte WM-Rang vor Jahresfrist inklusive der verpassten Qualifikation für ein Olympia-Ausscheidungsturnier waren Tiefpunkte.

Erstes Finale am Sonntag gegen Tschechien

Welche Platzierung nun für das Minimalziel reicht, ist unklar. Zwischen Rang drei und zehn ist alles möglich. Also wollen die Mannen um Kapitän Pascal Hens bereits in der Vorrundengruppe B im sonnigen Nis das schon obligatorische "von Spiel zu Spiel denken" verwirklichen. "Wir fahren nicht mit dem Anspruch zur EM, Medaillen zu gewinnen, sondern die Qualifikation zu schaffen. Wir müssen jedes Spiel als Endspiel sehen", forderte der Hamburger Rückraumspieler.

Das erste Finale steht demnach am Sonntag ab 17.20 Uhr gegen Tschechien an. Das Team um den Kieler Rückraumstar und Welthandballer Filip Jicha ist direkter Konkurrent der deutschen Mannschaft um einen Platz in der Olympia-Qualifikation. "Für uns zählt nur das K.o.-Spiel gegen Tschechien", betonte der noch um EM-Form ringende Torhüter Silvio Heinevetter und fügte an: "Der Blick nach vorn ist total sinnlos, wenn wir gegen Tschechien nicht gewinnen. Aber wenn wir das schaffen, haben wir eine gute Grundlage für die Hauptrunde. Dann steht die Tür zur Olympia-Qualifikation offen."

Dennoch: Selbst bei einer Auftaktniederlage bleibt die Chance auf das Erreichen der Hauptrunde intakt. Mit Siegen am 17. Januar (18.15 Uhr) gegen Mazedonien und am 19. Januar (18.15 Uhr) gegen den WM-Vierten Schweden ist die DHB-Auswahl wieder im Rennen. Dritter in seiner Vorrundengruppe muss das DHB-Team werden, um in die Hauptrunde einzuziehen. Dort sind die besten drei Teams der Gruppe A mit Gastgeber Serbien, der Slowakei, Dänemark und Polen die nächsten Kontrahenten.

Der deutsche Handball-Tross reiste mit einer negativen Bilanz unter Martin Heuberger als Bundestrainer zum EM-Turnier. Drei Niederlagen beim Supercup im November folgten am vorigen Wochenende in den einzigen beiden EM-Testspielen ein 36:33 sowie ein 21:22 gegen den WM-Siebten Ungarn. Doch auch Auftaktgegner Tschechien kam nicht ungeschoren durch die Turniervorbereitung. Nach einem 23:31 unter Ausschluss der Öffentlichkeit gab es am Mittwochabend in Belgrad ein 21:26 jeweils gegen Gastgeber Serbien. Und so sprach auch Heiner Brand der deutschen Mannschaft Mut zu. "Sie muss nur konzentriert bleiben. Dann ist alles möglich", sagte der einstige Bundestrainer und jetzige DHB-Manager.

Quelle: ntv.de, Martin Kloth, dpa

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