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Heimpleite für Werder Leverkusen auf Platz drei

Eine Wolfsburger Fußball-Samba hat Werder Bremens Hoffnungen auf den deutschen Meistertitel wohl endgültig zunichtegemacht. Drei Tage nach dem bitteren Aus im UEFA-Pokal verloren die Bremer das Nordderby gegen den VfL Wolfsburg mit 0:1 (0:0) und rutschten erstmals seit langer Zeit aus den Champions- League-Rängen. Nach Zuspiel seines Landsmanns Marcelinho erzielte der Brasilianer Torjäger Grafite (50.) vor 39.831 Zuschauern im Weser-Stadion den Siegtreffer für die "Wölfe", die mit 16 Zählern nun das beste Team der Bundesliga-Rückrunde sind.

Niederlagenserie für Werder

Für die Bremer war es nach der 3:6-Klatsche beim VfB Stuttgart und dem Europapokal-Aus gegen die Glasgow Rangers der nächste Rückschlag in einer "schwarzen Woche": Mit 43 Zählern liegt die Elf von Trainer Thomas Schaaf hinter Bayern München (50), Hamburger SV (45) und Bayer Leverkusen (44) nur noch auf Rang vier.

Dabei konnte Werder-Keeper Tim Wiese eine Woche nach der Sechser- Packung in Stuttgart früh etwas für sein Selbstvertrauen tun. Nach einem Pass von Marcelinho tauchte VfL-Torjäger Grafite (8.) allein vor Wiese auf, der glänzend parierte. In der Folgezeit überließen die Wolfsburger, die sich drei Tage vor dem DFB-Pokal-Halbfinale bei Bayern München in starker Form präsentierten, den Hausherren das Geschehen. Doch ohne den rot-gesperrten Regisseur Diego und den verletzten Nationalspieler Tim Borowski herrschte ein Kreativ-Vakuum im Bremer Mittelfeld, das der überforderte Diego-Ersatz Mesut Özil nicht ausfüllen konnte. Zu allem Überfluss musste Antreiber Daniel Jensen nach 40 Minuten angeschlagen ausgewechselt werden.

Grafite als Matchwinner

So kam die ersatzgeschwächte Werder-Elf, die auch auf Rotsünder Per Mertesacker verzichten musste, im ersten Abschnitt nur zu zwei Chancen: Zunächst blieb Jensen (13.) mit einem Schlenzer an Wolfsburgs Verteidiger Alexander Madlung hängen, dann verzog Markus Rosenberg nach Zuspiel von Patrick Owomoyela nur knapp. Einen derart harm- und ideenlosen Auftritt dürfte Werder-Manager Klaus Allofs nicht erhofft haben, als er kurz vor der Partie die Marschrichtung vorgegeben hatte: "Wir wissen, dass wir jetzt in einer Situation sind, in der wir uns nicht mehr viele Fehler erlauben dürfen."

Die Gäste aus Niedersachsen - von Trainer Felix Magath glänzend eingestellt - agierten aus einem kompakten Defensivverbund heraus und verlegten sich zunächst aufs Kontern. Kurz vor der Pause hätte diese Taktik fast erste Früchte getragen: Linksverteidiger Marcel Schäfer (44.) fasste sich aus 30 Metern ein Herz und zwang Wiese zu einer Flugeinlage. Wenig später war der 26-jährige Keeper dann aber machtlos. Einen Traumkonter über Marcelinho schloss Grafite überlegt ab und schoss den VfL mit seinem neunten Saisontor in Führung.

Wer nun wütende Werder-Angriffe erwartete, wurde zunächst enttäuscht. Immerhin kam Werder durch einen Kopfball von Markus Rosenberg (54.) und einen Özil-Schuss (78.), den VfL-Keeper Diego Benaglio entschärfte, zu guten Chancen. Auf der Gegenseite zwang der starke Marcelinho (66.) Bremens guten Keeper Wiese zu einer Glanztat.

Leverkusen auf Rang drei

Mit dem 400. Sieg in der Liga steuert Bayer Leverkusen weiterhin auf Champions-League-Kurs. Der UEFA-Cup-Viertelfinalist bezwang den vom Abstieg bedrohten 1. FC Nürnberg mit 4:1 (1:1) und eroberte dank Bremens Heimniederlage den dritten Tabellenplatz. Die mittlerweile seit acht Bundesligapartien erfolglosen Franken hingegen blieben auch im siebten Pflichtspiel unter dem neuen Trainer Thomas von Heesen ohne Sieg und stecken als Vorletzter weiter im Tabellenkeller fest.

Vor 22.000 Zuschauern in der BayArena sorgten Karim Haggui (6. Minute), Nürnbergs Verteidiger Glauber (56./Eigentor), der griechische Nationalspieler Theofanis Gekas (59.) und der frühere "Club"-Stürmer Stefan Kießling (82.) für die Tore der Leverkusener. Zvjezdan Misimovic (12.) war bei strömendem Regen das zwischenzeitliche 1:1 geglückt. Gekas traf unter den Augen von Nationalcoach Otto Rehhagel im vierten Spiel in Serie und war damit seit seiner Rückkehr in die Startelf in jeder Partie erfolgreich.

Adler erneut in Top-Form

Weiterhin ohne Kapitän Tomas Galasek, dafür aber wieder mit Angreifer Jan Koller starteten die Nürnberger mit zu viel Respekt vor dem Europacup-Starter in die Partie. Bereits nach drei Minuten hatte Gekas die Führung für Bayer auf dem Kopf, scheiterte aber aus kurzer Distanz an FCN-Torwart Daniel Klewer. Wenig später machte der Keeper beim Gegentreffer keine allzu glückliche Figur. Nach einem Kopfball von Simon Rolfes klatschte Klewer den regennassen Ball zur Seite und Haggui staubte aus kurzer Distanz zum Führungstreffer ab.

Das Tor wirkte zunächst wie ein Weckruf für den "Club". Geschickt wehrten die Gäste in der ersten Hälfte noch die Angriffe des Gegners ab und ließen kaum Torchancen zu. Die packenderen Szenen spielten sich tatsächlich auf der anderen Seite ab. Vor dem 1:1 legte Koller per Kopf auf Misimovic zurück, dessen Schuss von Manuel Friedrich unhaltbar für Bayer-Torhüter Ren Adler abgefälscht wurde. Der 23 Jahre alte Überflieger der Saison musste anschließend zweimal gegen den agilen Russen Iwan Saenko (22./31.) in höchster Not retten.

Nach dem Wechsel änderte sich das Bild schlagartig. Bayer-Trainer Michael Skibbe brachte den Chilenen Arturo Vidal für Nationalspieler Bernd Schneider, der sich unter Beobachtung von Bundestrainer Joachim Löw nicht in Szene setzen konnte und enttäuschte. Plötzlich bekam das Leverkusener Spiel neuen Schwung, die Nürnberger konnten sich kaum noch befreien. Das Eigentor des von Gekas bedrängten Glauber, der Grieche selber sowie der zuvor zweimal in aussichtsreicher Position gescheiterte Kießling machten den verdienten Sieg perfekt.

Von Gert Glaner und Morten Ritter, dpa

Quelle: ntv.de

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