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"Verrückte" Bartoli triumphiert Lisicki verpasst das Wimbledon-Wunder

Sabine Lisicki verlor das Wimbledon-Endspiel gegen eine starke Gegnerin und schwache Nerven.

Sabine Lisicki verlor das Wimbledon-Endspiel gegen eine starke Gegnerin und schwache Nerven.

(Foto: dpa)

Ein Sieg trennt Sabine Lisicki vor dem Wimbledon-Endspiel von ihrem großen Traum: dem Sieg beim wichtigsten Tennisturnier der Welt. Doch die schlafmützig-verrückte Marion Bartoli ist nicht nur die erwartet unangenehme Gegnerin, sondern diesmal unbesiegbar. Schon während das Spiel noch läuft, kullern bei Lisicki die ersten Tränen. Am Ende verliert sie gegen eine starke Französin und schwache Nerven.

Preis und Trostpreis: Wimbledon-Siegerin Marion Bartoli und Sabine Lisicki bei der Siegerehrung.

Preis und Trostpreis: Wimbledon-Siegerin Marion Bartoli und Sabine Lisicki bei der Siegerehrung.

(Foto: REUTERS)

Die Sensation ist ausgeblieben, Sabine Lisicki hat den Titel beim Grand-Slam-Tennisturnier in Wimbledon verpasst. Im Endspiel des Rasenklassikers musste sich die 23 Jahre alte Berlinerin der Französin Marion Bartoli mit 1:6, 4:6 geschlagen geben. Nach ihren sensationellen Siegen gegen Titelverteidigerin Serena Williams und Agnieszka Radwanska, die ihr den ersten Einzug in ein Grand-Slam-Finale beschert hatten, konnte die Berlinerin nicht an ihre Gala-Auftritte anknüpfen.

"Ich war einfach überwältigt von der Situation. Ich bin mir aber sicher, dass ich noch einmal die Chance bekommen werde, diesen Titel zu holen", sagte Lisicki. Schon während des Spiel hatte sie gegen die Tränen ankämpfen müssen, als sich ihre Niederlage immer deutlicher abzeichnete. In der größten Partie ihrer bisherigen Karriere war der 23-Jährigen der enorme Erwartungsdruck stets anzumerken, ihre Nerven flatterten. Bei den entscheidenden Punkten hatte Bartoli fast immer die bessere Antwort.

Doch die verdiente Siegerin hatte nach ihren Triumph Trost für Lisicki parat. "Sie wird hier irgendwann gewinnen", sagte die 28-Jährige, die sich selbst als "verrückte Französin" bezeichnet und im Endspiel 2007 noch verloren hatte, nach ihrem ersten Grand-Slam-Erfolg. Damit bleibt Steffi Graf die bislang letzte deutsche Wimbledon-Gewinnerin. Die siebenmalige Turniersiegerin hatte 1996 ihren letzten Titel in London gefeiert und 1999 als bislang letzte Deutsche ein Grand-Slam-Finale erreicht. Trotz der Niederlage wird sich Lisicki in der Weltrangliste von Platz 24 auf 18 verbessern.

Stark begonnen, stark nachgelassen

Lisicki brauchte lange, um zu ihrem Powerspiel zu finden. Zu lange, um das Wimbledon-Finale zu gewinnen.

Lisicki brauchte lange, um zu ihrem Powerspiel zu finden. Zu lange, um das Wimbledon-Finale zu gewinnen.

(Foto: dpa)

"Die Chancen stehen 60:40", hatte Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner vor dem Finale eine optimistische Prognose zugunsten Lisickis gewagt. Der Auftakt ins im Endspiel hatte Rittner noch Recht gegeben. Im ersten Aufschlagspiel erarbeitete sich Lisicki sofort zwei Breakchancen gegen Bartoli, vergab diese aber zunächst. Nach zwei Doppelfehlern der Französin ging das erste Spiel dennoch an die Berlinerin - nur Sicherheit gab es ihr nicht.

Bartoli holte sich gegen eine nervöse Lisicki sofort das Rebreak und profitierte dabei von leichten Fehlern der Deutschen. Anschließend brachte Bartoli ihr eigenes Service trotz einiger Wackler durch, nur um Lisicki erneut zu breaken. Ihr eigenes Servicespiel gewann Bartoli dann mühelos.

Lisickis Aufschlag kommt nicht

Lisicki hatte hingegen enorme Probleme, vor allem bei ihre eigenen Aufschlagspielen. Ihr krachendes Service, das ihr in England den Spitznamen "Boom Boom Bine" eingebracht hat, ließ Lisicki zu oft im Stich, der erste Aufschlag kam zu selten. Auch im sechsten Spiel konnte die Berlinerin ihr Service nicht durchbringen.

Resultat: Erneutes Break und die Chance für Bartoli, zum Satzgewinn aufzuschlagen. Die ließ sich die 28-Jährige nicht nehmen. Zu Null sicherte sie sich den ersten Durchgang. Nach 0:1 gewann sie den Auftaktsatz nach nur 30 Minuten mit 6:1.

Im letzten Training drei Stunden vor dem Finale hatte sich Lisicki  den zahlreichen Beobachtern im Aorangi Park hochkonzentriert, aber dennoch locker und gelöst präsentiert. Auf dem Centre Court, ihrem erklärten Lieblingsplatz, war davon die meiste Zeit nichts zu sehen.

Erst beim Stand von 1:5 im zweiten Satz und zwei Matchbällen für Bartoli fand die Berlinerin zu ihrem Powerspiel und produzierte Winner statt unerzwungene Fehler. Angefeuert vom Gros der Zuschauer verkürzte der Publikumsliebling noch einmal auf 4:5. Hoffnung keimte auf, das nächste unglaubliche Lisicki-Comeback in Wimbledon schien möglich - doch Bartoli behielt bei ihrem Aufschlagspiel die Nerven. Mit einem Ass sicherte sich die Französin ihren ersten Grand-Slam-Titel.

Unterschätzt haben wird Lisicki ihre Gegnerin nicht. Die 28-jährige Bartoli pflegt einen äußerst unkonventionellen Tennissstil, den aber sehr erfolgreich. 2007 stand sie schon einmal im Wimbledon-Endspiel, unterlag damals Venus Williams. Nach dem starken ersten Durchgang ließ sie sich diesmal die Chance auf ihren ersten Titel auf dem Heiligen Tennisrasen trotz des starken Comebacks von Lisicki nicht mehr nehmen. Die Tränen liefen am Ende bei beiden Finalistinnen.

Quelle: ntv.de, cwo

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