Odonkor und Castro nachnominiert Löw mit Notelf gegen England
19.08.2007, 12:49 UhrEine wahre Welle von Absagen hat Bundestrainer Joachim Löw vor dem Klassiker gegen England im Londoner Wembley-Stadion in die größte Personalnot seiner bisherigen Amtszeit gestürzt. Nachdem Löw schon ein halbes Dutzend seiner Kandidaten nicht für das 30. Duell gegen die Engländer nominieren konnte, sagten nun auch noch die verletzten Miroslav Klose, Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira ab.
"Sicherlich sind das sehr viele Ausfälle, und ich mache mir so langsam meine Gedanken. Aber wir müssen jetzt das Beste daraus machen und mutig diese Reise antreten", forderte Löw, der für das Prestigeduell gegen England David Odonkor von Betis Sevilla und den Leverkusener Gonzalo Castro nachnominierte.
Schon zehn Ausfälle
Angesichts der Verletztenmisere geht es für den WM-Dritten im ersten Länderspiel der neuen Saison nun zunächst darum, sich in dem brisanten Vergleich gegen den großen Rivalen achtbar aus der Affäre zu ziehen. In Kapitän Michael Ballack, Torsten Frings, Klose, Schweinsteiger, "Fußballer der Jahres" Mario Gomez, Lukas Podolski, Clemens Fritz, Marcell Jansen, Tim Borowski und Neuling Khedira fehlt in London bis auf einen Torwart eine komplette Mannschaft. Von Einspielen für die weitere EM-Qualifikation kann unter diesen Umständen keine Rede mehr sein.
Klose fällt nach einem brutalen Foul des Bremers Naldo mit einer Außenbanddehnung im rechten Knie aus. Damit muss der Bundestrainer auch im Angriff sein Improvisationstalent beweisen.
Unglückliche Vorbereitung
"Die ganze Woche hat sich schon so hingezogen. Man musste immer wieder parallel planen", sagte der 47-Jährige über die bislang schwierigste Kaderbildung in seiner einjährigen Amtszeit. Kloses Teamkollege Schweinsteiger sagte wegen Rückenproblemen ab. Der Stuttgarter Neuling Khedira erlitt in Berlin einen Außenbandanriss im rechten Knöchel.
Als liefe die Vorbereitung nicht unglücklich genug, musste Löw den Bundesliga-Spieltag vor dem Fernseher verfolgen, statt wie geplant im Berliner Olympiastadion. Der Flug des Freiburgers von Basel in die Hauptstadt wurde kurzfristig gestrichen, eine Umbuchung war nicht mehr möglich.
Asamoah keine Option
Für den nachnominierten WM-Teilnehmer Odonkor ist es nach einer langwierigen Verletzung die erste Nominierung seit November 2006, als er für das EM-Qualifikationsspiel auf Zypern (1:1) zum DFB-Kader gehörte. Castro hatte eigentlich mit der U21 am Dienstag in Fürth gegen Irland spielen sollen, könnte nun aber zu seinem zweiten A-Länderspiel nach dem Debüt gegen Dänemark (0:1) im März kommen. Etwas überraschend verzichtete Löw weiter auf eine Nominierung des Schalkers Gerald Asamoah, der für Mittelfeld und Angriff eine Alternative gewesen wäre.
Der 20-jährige Khedira musste nach einer Kernspintomographie seinen Traum vom Nationalmannschafts-Debüt im Wembley-Stadion begraben. Dabei hätte der 20-Jährige sogar gute Chancen auf einen Platz in der Startformation gehabt, da Löw auch nach einer Ersatzlösung für die wegen Verletzungen schmerzlich vermisste Mittelfeldachse Frings/Ballack sucht.
WM-Abwehr vor Wiederbelebung
"Ich muss in den nächsten Tagen einen Eindruck gewinnen und sehen, wem man einen Einsatz von Beginn an zutrauen kann, und wer besser von der Bank kommt", machte Löw nun den beiden verbliebenen Neulingen Serdar Tasci (VfB Stuttgart) und Christian Pander (Schalke 04) Hoffnung auf ein Debüt vor großer Kulisse. Pander war bislang nur in einem Benefizspiel in der DFB-Elf zum Einsatz gekommen.
Während die Lösungsformel für die erzwungene Rotation im Mittelfeld laut Löw noch völlig offen ist und durch die kurzfristige Absage Schweinsteigers noch mehr erschwert wurde, hat der Bundestrainer in der Abwehr ohnehin nur noch zwei Alternativen. Entweder er traut Pander das Debüt auf der linken Außenbahn zu und beordert den Münchner Philipp Lahm wieder auf rechts - oder es gibt eine Rückkehr zur WM-Abwehr mit dem Berliner Arne Friedrich auf rechts, Lahm auf links und den Innenverteidigern Per Mertesacker (Werder Bremen) und Christoph Metzelder (Real Madrid).
Quelle: ntv.de