Unverständnis über Schalke Löw will Aussprache mit Kuranyi
15.10.2008, 15:47 UhrJoachim Löw will in den Tagen nach dem WM-Qualifikationsspiel gegen Wales noch einmal mit dem aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ausgeschlossenen Kevin Kuranyi sprechen. "Ich werde ihn in nächster Zeit mal kontaktieren. Er weiß, dass er den falschen Weg gewählt hat", kündigte der Bundestrainer in der "Bild" an. Er bekräftige aber: "An meiner Entscheidung, ihn nicht mehr zu nominieren, ändert sich nichts."
Kuranyi hatte sich erst einen Tag nach seiner Flucht aus dem Dortmunder Stadion während des Spiels der DFB-Elf am Samstagabend gegen Russland (2:1) bei Löw gemeldet und für sein Verhalten entschuldigt. "Das Gesamte konnte ich nicht mehr tragen. Ich habe es nicht mehr geschafft", hatte er als Grund angegeben.
Auch Gespräch mit Schalke geplant
Inzwischen ist Kuranyi bei seinem Verein Schalke 04 wieder im Training, am Mittwoch stand er erstmals wieder mit der Mannschaft auf dem Übungsplatz. Schalke-Manager Andreas Müller hatte sich hundertprozentig hinter Kuranyi gestellt.
"Bei Schalke hätte Andreas Müller das Verhalten von Kuranyi garantiert auch nicht akzeptiert", erklärte Löw dazu. Er könne genau wie Teammanager Oliver Bierhoff zwar verstehen, dass ein Club seine Spieler schützen und verteidigen würde. "Aber ich kann nicht nachvollziehen, dass er sagt, dass er Kuranyis Verhalten zu 100 Prozent verstehen kann", sagte der Bundestrainer weiter. Müller will nach dem Wales-Spiel mit Löw und Bierhoff über das Thema sprechen.
"Bitter, dass er nicht mehr dabei ist"
Auch im Kreis der Nationalmannschaft wird noch immer über Kuranyis Abgang gesprochen, bestätigte Verteidiger Per Mertesacker. "Kevin war ein wichtiger Spieler. Deshalb ist es bitter, dass er nicht mehr dabei ist. Was in ihm vorging, kann ich nicht nachvollziehen", sagte der Bremer in der Tageszeitung "Die Welt" und verwies auf die Extrem-Situationen für Kuranyi bei der WM 2006 und der EM 2008.
Vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land war der Schalker vom damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann überraschend aus dem Kader gestrichen worden. Die EURO in diesem Sommer erlebte Kuranyi weitgehend als Reservist mit.
"War akzeptiert im Team"
Auch Philipp Lahm bedauert die Entwicklung um Kuranyi. "Er hat nie etwas gegen einen anderen Spieler gesagt, war akzeptiert im Team", berichtete der Münchner. Aber man müsse die Entscheidung des Trainers akzeptieren, Kuranyi nicht mehr nominieren zu wollen. "Wir sind mit dem Fußball aufgewachsen und haben das gelernt. Das geht natürlich nicht", erklärte Lahm zur Reaktion seines bisherigen DFB-Kollegen, das Team ohne Information und Erlaubnis zu verlassen.
Quelle: ntv.de