Sport

Keine Dopingmittel verteilt Luck nimmt Ullrich in Schutz

Nach seiner Bestätigung, in der DDR unwissentlich gedopt worden zu sein, hat der frühere Biathlet Frank Luck seinen unter Verdacht geratenen langjährigen Trainer Frank Ullrich entlastet. "Er hat mich nie angehalten, irgendwas zu schlucken, war auch nie anwesend, als ich die Tabletten genommen habe. Ob Frank Ullrich davon etwas wusste, weiß ich nicht. Bei mir hat er jedenfalls nie die Einnahme kontrolliert", erklärte der mit elf Titeln erfolgreichste deutsche Skijäger bei Weltmeisterschaften.

Dagegen bleibt Jürgen Wirth, der einst auch vom heutigen Bundestrainer trainierte Staffel-Weltmeister von 1987, bei seiner Aussage, Ullrich habe die Einnahme von DDR-Dopingpillen angeordnet und kontrolliert. Wirth ist der einzige Belastungszeuge für eine Verstrickung Ullrichs ins DDR-Dopingsystem. Inzwischen hat der Deutsche Skiverband (DSV) eine Kommission eingesetzt, die nochmals Ullrichs angebliche Doping-Vergangenheit überprüfen soll. Derzeit studiert die Kommission die Akten und will sich auch um Einsicht weiterer Unterlagen bei der Stasi-Behörde bemühen.

Teamarzt verabreichte Doping

Eine Anhörung Ullrichs, der vor den Olympischen Winterspielen 1992 und auch danach mehrmals vom NOK überprüft worden ist, soll im Mai stattfinden. Der Bundestrainer weist die seiner Meinung nach rufschädigenden Vorwürfe zurück. Er hat einen Rechtsanwalt beauftragt, rechtliche Schritte dagegen zu prüfen und will sich erst danach wieder äußern.

Luck, der 2004 seine erfolgreiche Laufbahn beendete, waren in der Saison 1987/88 die Pillen nach eigenen Angaben von Mannschaftsarzt Arlt als erlaubte Mittel zur schnelleren Regeneration nach extremen Trainingsumfängen verabreicht worden. Er habe nicht gewusst, dass es sich dabei um Oral-Turinabol und damit um Dopingpräparate gehandelt habe.

Zugleich betonte Luck, seine späteren Erfolge, unter anderem elf WM-Titel und zwei olympische Goldmedaillen, ohne Doping erreicht zu haben. "Ich kann reinen Gewissens in den Spiegel schauen. Ich habe meine Erfolge sauber errungen, ohne jegliche unlautere Mittel", betonte der Oberhofer.

Vorw ürfe gegen entlastende Aussagen

Auch Wirth hatte die medizinische Abteilung als Pillenverteiler benannt, aber Ullrich eine Beteiligung unterstellt. Damit steht er allein da. Wie Luck haben auch dessen ehemalige Oberhofer Trainingskollegen Matthias Jacob, Sven Fischer und Peter Sendel sowie der Zinnwalder Doppel-Olympiasieger Frank-Peter Roetsch erklärt, weder von Ullrich zu Doping aufgefordert worden zu sein noch von ihm Dopingpräparate erhalten zu haben.

Der Zinnwalder Jens Steinigen, der sich geweigert hatte, Dopingmittel einzunehmen, will sich daran erinnern, dass Ullrich 1986 bei einem Gespräch teilweise zugegen gewesen sei, als es um Doping-Einnahme ging. Ullrich gehörte aber erst seit 1987 zum Trainerstab der DDR-Nationalmannschaft.

Rivalitäten auch beim Doping?

Als Steinigen 1992 gemeinsam mit Ricco Groß, Mark Kirchner und Fritz Fischer olympisches Staffelgold in Albertville gewann, war Ullrich Co-Trainer. "Ich gehe davon aus, dass meine Teamkollegen so sauber waren wie ich. Doping im Team gab es nach meiner Kenntnis nicht", erklärte Steinigen, der kurz nach der Wende wie Groß aus der DDR-Biathlonhochburg Zinnwald nach Ruhpolding wechselte und inzwischen als Rechtsanwalt in Traunstein arbeitet.

Auch Steinigens ehemaliger Zimmerkollege und 1988er Olympiastarter André Sehmisch erklärte, die zumeist weggeworfenen Dopingmittel vom Mannschaftsarzt erhalten zu haben und betonte: "Da war Frank Ullrich nie dabei. Man darf ja nicht vergessen, dass es damals die große Rivalität zwischen Oberhof und Zinnwald gab. Da hat jede Truppe möglichst oft ihr Süppchen gekocht, ohne dass die anderen etwas davon erfahren haben."

Ullrich galt als vorbelastet

Allerdings hatte der Deutsche Sportbund (DSB) dem DSV schon 1991 empfohlen, Ullrich wegen mutmaßlicher Verstrickungen in das DDR-Dopingsystem nicht einzustellen. Die vom DSB eingesetzte ad-hoc-Kommission war damals zu dem Ergebnis gekommen, dass "im Skilanglauf und im Biathlonsport der ehemaligen DDR flächendeckend gedopt worden ist und hierüber alle Trainer, Ärzte und Funktionäre" informiert gewesen seien.

Manfred von Richthofen, damals Vorsitzender der Kommission, geht davon aus, dass die Unterlagen von 1991 noch gültig sind und sagte mit Blick auf die nun vom DSV eingesetzte Kommission zur Klärung der Vorwürfe: "Man zweifelt an der Glaubwürdigkeit des Deutschen Skiverbandes, wenn so etwas praktiziert wird. Ich bitte wirklich, sich noch mal die alten Unterlagen vorzunehmen. Man erkennt daraus alles."

Quelle: ntv.de

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