Sport

Streit um neue F1-Regeln Machtkampf spitzt sich zu

Der Machtkampf in der Formel 1 hat den Start des schillernden Grand-Prix-Spektakels von Monaco zur Randnotiz werden lassen. Statt der Trainingsbestzeit von Nico Rosberg und des Motorschadens an Sebastian Vettels aufgemotztem Red Bull lieferte der Dauerdisput zwischen Ferrari und dem Weltverband den Stoff für die Debatten am sonnenüberfluteten Hafenbecken von Monte Carlo.

"Ich kann unmöglich abschalten, weil ich nicht weiß, ob dies vielleicht mein letztes Mal in Monaco ist", bekannte der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso. Der Spanier nannte den in der "Königsklasse des Motorsports" tobenden Streit selbstzerstörerisch und erklärte, aufgrund der angestrebten Regeländerungen sei ein Abschied aus der Formel 1 für ihn durchaus denkbar.

Der mehr denn je drohende Rückzug einer von Ferrari angeführten Protestfront von Top-Teams lässt im Fahrerlager die Zukunftsangst wachsen. "Motorsport und die Formel 1 sind unser Leben. Wir alle wollen, dass es mit diesem Sport weitergeht", flehte Vettel. Bei einem erneuten Krisengipfel wollen Verbandschef Max Mosley und die protestierenden Rennställe am Freitag in Monte Carlo nach einer Lösung für den Disput suchen. Zuvor berät die Teamvereinigung FOTA über ihren Kompromissvorschlag.

Sport nur Nebensache

Nur für kurze Ablenkung sorgten die ersten Probefahrten auf dem 3,340 Kilometer langen Stadtkurs des Fürstentums. "Trainings-Weltmeister" Rosberg war im Williams auf den Straßen seiner Wahl-Heimat Tagesschnellster vor Vorjahressieger Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes und Brawn-Fahrer Rubens Barrichello.

Doch der Sport war drei Tage vor dem Klassiker der Königsklasse nur Nebensache. Auch nach der juristischen Pleite von Ferrari am Mittwoch ist eine Einigung in dem eskalierten Konflikt bislang nicht in Sicht. Ein Pariser Gericht hatte für einen Punktsieg des Internationalen Automobilverbands FIA gesorgt, als es eine von Ferrari angestrebte Einstweilige Verfügung gegen die neuen Regeln für 2010 ablehnte. "Das Risiko eines unmittelbar eintretenden Schadens, der abgewendet werden muss, oder juristischer Probleme besteht nicht", erklärte Richter Jacques Gondrand de Robert in seiner Urteilsbegründung. Zwar bestätigte die Kammer das Veto-Recht der Scuderia in Regelfragen, monierte aber, dass die Italiener ihren Einspruch früher hätten geltend machen müssen.

"Kein Teilnehmer sollte seine Interessen über jene des Sports stellen, in dem sie gegeneinander antreten", kritisierte FIA- Präsident Mosley den Starrsinn von Ferrari. Doch der Rennstall will nicht klein beigeben und bekräftigte prompt ihren Willen zum Ausstieg. Wird kein Kompromiss erzielt, will die Scuderia die am 29. Mai ablaufende Einschreibefrist verstreichen lassen und sich nicht für das nächste WM-Jahr anmelden. Zudem behält sich das Team weitere rechtliche Schritte gegen die Regelreform vor. Die Beschlüsse der FIA seien "einseitig ohne Respekt für die vereinbarten Prozeduren" getroffen worden, hieß es in einer Presseerklärung.

Piloten genervt, Ecclestone besorgt

Die Piloten sind von den politischen Ränkespielen längst genervt. "Es muss ein Mittelweg gefunden werden. Wir brauchen eine schnelle Lösung", forderte Force-India-Fahrer Adrian Sutil. "Ich will Fahrer sein und kein Politiker", hatte Weltmeister Lewis Hamilton schon vor der Reise nach Monaco gewettert. Vize-Champion Felipe Massa ist den Zoff ebenfalls leid. "Es wäre schön, wenn es wieder mehr um Sport und weniger um Politik gehen würde", sagte der Ferrari-Fahrer.

Beide Scuderia-Piloten stehen in dem Disput jedoch eisern zu ihrem Arbeitgeber. "Was immer das Team entscheide, ich werde es unterstützen", versprach Kimi Räikkönen. Sollte Ferrari in der kommenden Saison nicht mehr in der Formel 1 starten, werde er auch in einer anderen Serie für den Rennstall fahren, versicherte der Finne.

Die Ausstiegsdrohung der Italiener zeigt Wirkung. "Ich bin besorgt. Ich will nicht, dass sie gehen. Niemand will das", sagte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone und sprach der Mehrzahl der Piloten aus der Seele. "Ferrari ist die Formel 1", stellte Red-Bull-Fahrer Mark Webber fest. Ein Rückzug der Scuderia könnte auch den ebenfalls revoltierenden Teams Renault, Toyota, Red Bull, Toro Rosso und BMW den entscheidenden

Quelle: ntv.de, dpa

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