US Open in New York Masse statt Klasse
31.08.2009, 16:19 UhrBei den US Open, dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres, führt der Weg zum Titel nur über die beiden Topfavoriten Roger Federer und Andy Murray. Die deutschen Tennisspieler müssen kleinere Brötchen backen - und können am Jahresende womöglich trotzdem eine historische Bestmarke erzielen.

Roger Federer will in New York seinen sechsten US-Open-Sieg in Folge feiern.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Charlene Riva und Myla Rose heißen sie, die Zwillinge von Roger Federer und seiner Frau Mirka. Zum ersten Mal wird der Schweizer als Vater bei einem Grand-Slam-Turnier an den Start gehen. Dass ihn das nicht am Gewinnen hindert, hat er bereits vor zwei Wochen mit dem Sieg beim Masters-Turnier in Cincinnati gezeigt, bei dem die komplette Weltspitze versammelt war. Bei den US Open in New York will er nun gar den sechsten Titel in Folge feiern, und die Auslosung meint es gut mit ihm. Frühestens im Halbfinale könnte er auf einen richtig starken Gegner treffen.
Sein größter Konkurrent hat da eine deutlich schwere Auslosung erwischt. Der Schotte Andy Murray, inzwischen immerhin Weltranglistenzweiter, könnte bereits im Viertelfinale auf den aufstrebenden Argentinier Juan Martin del Potro treffen. Ein Duell, das in den nächsten Jahren wohl noch des öfteren zu bewundern sein wird. Im Halbfinale könnte dann der Spanier Rafael Nadal warten, der allerdings nach einer langen Pause wegen Kniebeschwerden erst wieder seinen Rhythmus finden muss.
19 deutsche Akteure am Start
Beim letzten Major-Event des Jahres sind auch 19 deutsche Spielerinnen und Spieler am Start. Im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Steigerung. Doch Masse heißt nicht zwingend auch Klasse. Von den elf Teilnehmern konnte im vergangenen Jahr nur Anna-Lena Grönefeld überzeugen, die sich immerhin bis ins Achtelfinale vorspielte. Der Rest scheiterte bereits spätestens in Runde zwei.

Sabine Lisicki ist die neue deutsche Tennishoffnung und könnte in der dritten Runde auf Ana Ivanovic treffen.
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Durch die schlechten Ergebnisse im Vorjahr müssen die deutschen Spieler zumindest in der Weltrangliste fast keine Punkte verteidigen - und haben damit die Chance, zum Jahresende eine Bestmarke zu knacken. Nach dem Turnier in New York bereits könnten sechs Deutsche unter den besten 50 der Welt stehen. Ein bisher unerreichter Wert des deutschen Herrentennis, zumindest in den Jahresendranglisten waren bisher nie mehr als vier deutsche Spieler gleichzeitig so hoch platziert. Selbst zu den besten Zeiten von Boris Becker und Michael Stich war das deutsche Herrentennis nicht derartig breit aufgestellt.
Das soll natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der absolute Spitzenspieler im Moment fehlt. Tommy Haas ist zwar auf dem besten Weg zurück in die Top 20, wird aber auch nicht jünger, Philipp Kohlschreiber fehlt im entscheidenden Moment oft noch die mentale Stärke, um knappe und wichtige Matches für sich zu entscheiden. Aber auch er kann von seiner Weltranglistenposition 24 in diesem Jahr noch den einen oder anderen Platz nach oben springen.
Vier Hoffnungen für die Zukunft
Im Frühjahr machten zwei junge Spieler auf sich aufmerksam, die auf die Ära von Tommy Haas und Nicolas Kiefer folgen werden. Andreas Beck und Mischa Zverev erreichten jeweils das Viertelfinale bei hervorragend besetzten Masters-Turnieren in Rom und Monte Carlo. Beide haben sich in diesem Jahr in der Weltrangliste bereits deutlich steigern können, werden jetzt auf den Plätzen zwischen 40 und 60 aber beweisen müssen, ob es noch weiter nach oben gehen kann.
Was bei den Herren die Masse, könnte bei den deutschen Damen bald die Klasse sein. Die erst 19-Jährige Sabine Lisicki befindet sich seit Anfang des Jahres auf dem Vormarsch und beeindruckt dabei mit starken Angriffstennis von der Grundlinie - auf Platz 25 steht sie bereits. Neben Lisicki könnte sich auch die 21-jährige Andrea Petkovic nach ihrem ersten Sieg auf der WTA-Tour zumindest dauerhaft in den Top 50 etablieren.
Alle vier Nachwuchshoffnungen sind auch bei den US Open am Start und haben durchaus ihre Chancen. In ihre Erstrundenpartien gehen sie alle als Favoriten.
Quelle: ntv.de