Russe wehrt Matchball ab Medwedews großes Comeback im Marathon-Match
26.01.2022, 17:21 UhrMehrfach steht Daniil Medwedew ganz kurz vor dem Aus bei den Australian Open. Doch am Ende triumphiert der Russe doch noch. Über viereinhalb Stunden dauert das Marathon-Match, ehe Medwedew den Kanadier Felix Auger-Aliassime niedergerungen hat.
US-Open-Gewinner Daniil Medwedew hat ein drohendes Viertelfinal-Aus bei den Australian Open der Tennisprofis abgewendet. Nach einem 0:2-Satz-Rückstand und einem abgewehrten Matchball gewann die Nummer zwei der Welt in Melbourne gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime 6:7 (4:7), 3:6, 7:6 (7:2), 7:5, 6:4. Damit zog Medwedew ins Halbfinale ein und trifft dort auf den griechischen Weltranglisten-Vierten Stefanos Tsitsipas. In der anderen Vorschlussrunden-Begegnung spielt der 20-fache Grand-Slam-Turniersieger Rafael Nadal aus Spanien gegen den italienischen Wimbledon-Finalisten Matteo Berrettini um den Einzug ins Endspiel.
Im Schatten der Rekordjagd von Rafael Nadal kämpfen Medwedew und der griechische Weltklasse-Spieler Tsitsipas um die größte Grand-Slam-Ehre. Ein gutes halbes Jahr nach seinem knapp verlorenen French-Open-Finale fehlt Tsitsipas nun nur noch ein Sieg, um sein zweites Endspiel auf der berühmtesten Ebene seiner Sportart zu bestreiten.
Während Nadal sich am Freitag gegen Matteo Berrettini die Chance auf den 21. Grand-Slam-Titel und die damit verknüpfte Bestmarke sichern will, erwartet ein vergleichsweise ausgeruhter Tsitsipas einen vermutlich arg abgekämpften Medwedew. Dass sich der Weltranglisten-Zweite Medwedew bei seinem 6:7 (4:7), 3:6, 7:6 (7:2), 7:5, 6:4 gegen den kanadischen Herausforderer Felix Auger-Aliassime über viereinhalb Stunden aufrieb und zwischendurch sogar einen Matchball abwehren musste, dürfte Tsitsipas sehr recht sein. "Ich habe keine Ahnung", antwortete Medwedew im Siegerinterview noch auf dem Platz auf die Frage, wie er dem Aus noch entkommen sei. "Ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt und Felix hat unglaublich gespielt. Ich wusste nicht genau, was ich machen soll."
Lange hatte es so ausgesehen, als würde der forsch auftretende Weltranglisten-Neunte Auger-Aliassime den Titelkandidaten Medwedew schocken. Im vierten Satz musste Medwedew bei 4:5 einen Matchball abwehren, drehte das packende Duell aber doch noch. Er habe sich dann überlegt, was der serbische Weltranglisten-Erste Novak Djokovic in einer solchen Situation machen würde und versucht, den Gegner hart für den Sieg arbeiten zu lassen, sagte Medwedew.
Tsitsipas war da schon längst aus der Rod-Laver-Arena verschwunden. "Das ist erst der Anfang. Let's do it", kündigte Tsitsipas in Melbourne an, als sein erneuter Halbfinaleinzug mit dem beeindruckenden 6:3, 6:4, 6:2 gegen das italienische Talent Jannik Sinner perfekt war: "Ich bin für alles bereit." Genau das ist alles andere als selbstverständlich, ebenso wenig wie es überhaupt seine Reise nach Australien gewesen ist. Fast liebevoll redete der 23-Jährige nach seiner famosen Leistung lächelnd von seinem "Doktor Frank". Und davon, dass es ihm der Arzt schwer mache, die Ellenbogen-Operation zu vergessen, schließlich schicke dieser ihm regelmäßig Nachrichten.
Neuauflage von 2021
"Ich bin mir sicher, mein Arzt schaut gerade zu", erzählte Tsitsipas schmunzelnd, als er nach seinem erfolgreichen Viertelfinale mit seiner verschwitzten wilden Mähne für das Siegerinterview ans Mikrofon getreten war: "Wir haben beide nicht erwartet, dass ich an den Australian Open teilnehme. Es war nicht Teil des Plans, in Australien zu spielen, aber ich habe ihm das Gegenteil bewiesen." Eine solche Verletzung helfe, demütig zu bleiben, sagte Tsitsipas: "Wenn es gut läuft, tendierst du dazu, dich selbst zu glorifizieren, als ob du unantastbar bist. Es ist wichtig in diesem Prozess, auf dem Boden zu bleiben und dich zu erinnern, dass du ein Mensch bist, der nach etwas Großartigem strebt." Im November musste Tsitsipas wegen seiner Verletzung bei den ATP Finals zurückziehen.
Medwedew, der in Turin das Finale gegen Alexander Zverev verloren hatte, ist wohl trotz seines Marathon-Matches leichter Favorit. Immerhin vermieste der Russe dem großen, in Australien bekanntlich abwesenden Novak Djokovic im vergangenen Herbst durch seinen Sieg bei den US Open den Grand-Slam-Triumph. Gegen Auger-Alliasime zeigte der Weltranglisten-Zweite eine unglaubliche Moral, mehrfach schien das Match bereits verloren. Doch am Ende jubelte Medwedew, der schon eine Runde zuvor gegen den US-Amerikaner Maxime Cressy dreieinhalb Stunden auf dem Platz gestanden hatte. Schon im vergangenen Jahr standen sich Tsitsipas an gleicher Stelle im Halbfinale gegenüber. Damals gewann der Russe in ein völlig einseitiges Match 6:3, 6:2, 7:5 - und verlor anschließend im Endspiel gegen Djokovic.
Quelle: ntv.de, ter/dpa