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Nach dem Gnadenakt Mercedes will angreifen

Nach milden Urteil in der Lügen-Affäre wollen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und sein McLaren-Mercedes-Team den ramponierten Ruf mit Erfolgen auf der Strecke aufpolieren. "Lewis' WM-Traum lebt weiter, weil er für seine Lügen ungeschoren davonkommt", kommentierte das englische Boulevardblatt "The Sun".

Der Internationale Automobilverband Fia hatte die Sperre von drei Rennen für die Silberpfeile für ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt. "Eine balancierte Entscheidung", befand Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Erleichtert über die Milde des Weltverbandes lenkte Haug sofort alle Konzentration wieder auf die Aufholjagd in der Weltmeisterschaft. Es sei für Autobauer Mercedes-Benz auf Dauer "kein akzeptabler Zustand, dass mindestens eine Handvoll Teams" derzeit schneller sei als die Silberpfeile. "Das muss sich also so schnell wie möglich ändern, und daran arbeiten wir Tag und Nacht", sagte der 56-Jährige.

Hamilton bangt um seinen Titel

Ziel sei es, "in sieben Wochen zu erreichen, was in sieben Monaten nicht erreicht worden ist". In der WM liegt Hamilton nach vier Saisonrennen als Siebter mit 9 Punkten bereits 22 Zähler hinter Spitzenreiter Jenson Button (BrawnGP) und muss um seinen Titel bangen. Sein Team ist nur Vierter der Konstrukteurswertung.

Das "Grüne Licht" der Fia für den Start beim Großen Preis von Spanien am 10. Mai hat beim britisch-schwäbischen Rennstall neuen Ehrgeiz entfacht. Während die Medien in Hamiltons englischer Heimat das Urteil des Motorsport-Weltrats einhellig als korrekt bewerteten, regte sich auf dem Kontinent allerdings Widerspruch. "Die Fia erfindet für McLaren eine Geistersanktion. Sie verhängt eine Strafe, setzt sie aber nicht um", schrieb die spanische Zeitung "As".

Der "Figaro" aus Frankreich erklärte die Formel 1 zur "sehr sonderbaren Welt" und zeigte sich "verblüfft" über die Nachsicht der Fia. Der italienische "Corriere dello Sport" titelte gar: "Ein wütendes Ferrari denkt über einen Abschied nach" - und spekulierte munter über den vermeintlichen Zorn der Scuderia wegen der angeblichen Bevorteilung des Dauerrivalen McLaren-Mercedes.

Fia erkennt Kulturwandel

Grund für die Gnade der Fia war die Politikwende im Hause McLaren mit der Abkehr des zum Rücktritt gezwungenen Patriarchen Ron Dennis. Der frühere Teamchef und Präsident der Firmengruppe hatte eine Dauerfehde mit Fia-Boss Max Mosley gepflegt. Nachfolger Martin Whitmarsh hingegen setzte nach Bekanntwerden des Skandals um Falschaussagen von Hamilton und McLaren-Sportdirektor Dave Ryan auf einen Stil von Transparenz und Bußfertigkeit. Die Fia erkannte einen Kulturwandel und ließ Milde walten.

"Ich denke, zur Voraussetzung dazu hat Lewis mit seiner Offenheit genauso beigetragen wie das Team und Teamchef Martin Whitmarsh, der ohne Umschweife Fehler eingestand", lobte Mercedes-Manager Haug. Mosley zufolge honorierte die Fia mit ihrem Urteil auch den Rückzug von Dennis, der als Drahtzieher des Skandals verdächtigt worden war, und die Entlassung von Ryan. "Das waren Entscheidungen von Leuten, die nicht länger dabei sind. Daher wäre es unfair gewesen, noch weiter in der Sache vorzugehen", sagte der Brite.

Quelle: ntv.de, Von Christian Hollmann, dpa

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