Unerwünschter Kabinen-Besuch Merkel ruft Zwanziger an
20.10.2010, 16:07 Uhr
Das Bild, wie Angela Merkel Fußball-Star Mesut Özil in der Kabine die Hand schüttelt, ging zumindest um die deutsche und türkische Welt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Diplomatische Verwicklungen beigelegt: Die Bundeskanzlerin hatte es mit ihrem Besuch in der Kabine der deutschen Elf nach dem Türkei-Länderspiel sicher nur gut gemeint. Beim DFB aber sorgt ihre Eigeninitiative für Verstimmung, weil Präsident Zwanziger sich übergangen fühlt.
Der medienwirksame Besuch von Angela Merkel in der Kabine der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem 3:0 gegen die Türkei in Berlin hatte Bundestrainer Joachim Löw pikiert. Nun hat die Bundeskanzlerin in einem Telefonat mit DFB-Präsident Theo Zwanziger etwaige Irritationen ausgeräumt.
"Die Abläufe nach der Partie waren sicherlich nicht optimal, aber in einem Telefonat mit dem Innenminister und der Kanzlerin am Tag nach dem Spiel haben wir das schnell aus der Welt räumen können. Die Sache ist erledigt, denn die Kanzlerin und ich haben ein großes Vertrauensverhältnis", sagte Zwanziger.
Sind "alle Wogen geglättet"?
Gemeinsam mit Bundespräsident Christian Wulff, dessen Tochter und Regierungssprecher Steffen Seibert war die Kanzlerin nach dem Erfolg in die Kabine gegangen. Zwanziger war nicht dabei. Merkel suchte das Gespräch mit Mesut Özil, der offizielle Kanzler-Fotograf hielt die Szene fest. Das Kanzleramt wollte eine Entschuldigung von Merkel allerdings nicht bestätigen. "Es gab nichts, wofür sie sich hätte entschuldigen müssen", betonte Regierungssprecher Seibert. Es habe sich lediglich um ein "klärendes Gespräch" gehandelt.
Bundestrainer Löw und DFB-Teammanager Oliver Bierhoff gaben das Bild zögerlich frei für die Veröffentlichung in den Medien. Sowohl der DFB-Trainerstab als auch Zwanziger betonten, dass sich der Fußball in Integrationsfragen nicht von der Politik instrumentalisieren lassen dürfe.
Gekränkte Eitelkeiten
Zwanziger, immerhin ein Parteifreund Merkels, war offenbar vielmehr sauer aufgestoßen, dass nicht er es war, der die hohen Gäste in die Kabine geführt hatte - offensichtlich eine Kommunikationspanne. "Während des Spiels hat mich Frau Merkel auf den Kabinenbesuch angesprochen. Ich bin davon ausgegangen, dass sie wie bei anderen Gelegenheiten auch vom DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und vom Liga-Präsidenten Reinhard Rauball in die Kabine begleitet wird", erklärte Bierhoff.
Doch Zwanziger kam erst nach Merkel in die Katakomben und beschwerte sich später im VIP-Bereich bei Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Seibert räumte einen "unglücklichen Ablauf" beim Zustandekommen des Kabinenbesuchs ein. Dies sei aber nur ein Versehen gewesen, versicherte Merkels Sprecher.
Quelle: ntv.de, sid