Sport

Danke "im Namen meiner Enkel" Meyer plant den Pokal-Sieg

Beweisen muss sich Hans Meyer nach Jahrzehnten erfolgreicher Arbeit nichts mehr, doch mit dem DFB-Pokalfinale steht der Trainer des 1. FC Nürnberg vor der Krönung seiner Karriere. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der nur der erste Platz zählt", sagt der 64-Jährige vor dem Endspiel gegen Meister VfB Stuttgart. "Wenn Du Zweiter wirst, bleibst Du nur eine kleine Randnotiz." Als erster in der DDR ausgebildeter Fußball-Lehrer kann Meyer einen gesamtdeutschen Titel holen, doch das lässt ihn kalt. "Ich stand schon in einem Europapokal-Finale", erinnert der Thüringer an das 1:2 des FC Carl Zeiss Jena vor 26 Jahren im Pokalsieger-Cup gegen Dynamo Tiflis. "Das würde ich viel höher bewerten."

"Hans Meyer ist für uns der perfekte Trainer", schwärmt Nürnbergs Präsident Michael A. Roth über seinen teuersten Angestellten. "Er ist der Hans im Glück für uns." Meyers Name steht als Synonym für den Höhenflug des neunmaligen deutschen Meisters, der mit Platz sechs in der abgelaufenen Bundesliga-Saison das Image eines "Fahrstuhl-Clubs" abstreifen konnte und in Berlin auf den ersten Titel seit fast 40 Jahren hofft. "Hans passt wie die Faust aufs Auge nach Nürnberg", sieht auch "Club"-Manager Martin Bader die Trainerverpflichtung als perfekte Lösung.

"Bis 1990 habe ich nicht für Geld gearbeitet, sondern den Sozialismus gearbeitet", sagte Meyer einmal. Mit Jena holte er drei FDGB-Pokalsiege und führte das Team 1981 bis ins europäische Finale. Nach dem Mauer-Fall trat Meyer den Umweg über den niederländischen Club Twente Enschede an, erst 1999 konnte er bei Borussia Mönchengladbach Fuß im vereinten Fußball-Deutschland fassen. Die "Fohlen" führte Meyer zurück in die Bundesliga, als Feuerwehrmann rettete er Hertha BSC 2004 vor dem Abstieg. "Ich möchte dem Club im Namen meiner Enkel für die Nichtabstiegsprämie danken", kommentierte Meyer in gewohnt-ironischer Art seine gelungene Mission.

Im November 2005 verließ Meyer seinen Frühruhestand und trat das damals aussichtslos erscheinende Unternehmen beim wieder einmal am Bundesliga-Tabellenende stehenden "Club" an. Etwas mehr als eineinhalb Jahre später genießt der Trainer-Kauz im Frankenland Kultstatus: Der 1. FC Nürnberg steht mit seinem jungen Team erstmals seit 25 Jahren wieder in einem Finale, in der neuen Saison kehrt der Verein auf die europäische Fußball-Bühne zurück. "Der Club ist wieder da, der Club ist wieder bekannt in Deutschland", schwärmt Präsident Roth.

Ein Geheimrezept habe er nicht, betont Meyer. Doch der Mann weiß, was neben den Grundlagen Ausdauer und Fitness von Nöten ist. Das taktische Verhalten sei oftmals vernachlässigt, bemängelt Meyer. "Spielsituationserkennung, räumliches Sehen, Gespür für die Situation. Das ist Taktik", sagte er einmal der "Süddeutschen Zeitung" und setzt auf das Kollektiv. "Ich kann nur eine Mannschaft besser machen. Einzelne Spieler kann ich nicht besser machen."^

Von Michael Fox, dpa

Quelle: ntv.de

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