Sport

Sportliche Misere Middendorp muss wohl gehen

Nach einer erneuten Demontage und Blamage seiner Mannschaft ist die Trennung von "Jahrhunderttrainer" Ernst Middendorp bei Arminia Bielefeld offenbar beschlossene Sache. Wie die Neue Westfälische aus Vorstandskreisen erfuhr, soll der 48-Jährige schon am kommenden Samstag im letzten Hinrundenspiel der Westfalen nicht mehr auf der Bank sitzen. Damit hätte die Klubführung nach dem 1:6 (0:2)-Debakel im Westfalenderby bei Borussia Dortmund die Konsequenzen aus der rasanten sportliche Talfahrt gezogen.

Hans-Hermann Schwick, Klubpräsident und Aufsichtsratvorsitzender, wollte die Trennung von Middendorp am Sonntag aber nicht bestätigen. "Dass bereits ein Entscheidung gefallen ist, ist falsch. Und ich kann auch ausschließen, dass sie am Sonntag fällt. Die Gremien werden noch tagen. Solche Entscheidungen werden zusammen mit dem Aufsichtsrat getroffen", sagte er auf sid-Anfrage.

Bereits nach dem Schlusspfiff in Dortmund am Freitagabend hatte sich abgezeichnet, dass Middendorps Zukunft bei den Ostwestfalen offen ist. "Wir werden in der kommenden Woche knallhart analysieren, den Trainer dazu befragen und dann sehen, was das Beste für den Verein ist", sagte Kentsch, der noch vor zwei Wochen nach dem 0:3 beim VfL Bochum eine Trainer-Diskussion demonstrativ ausgeschlossen hatte.

Für Middendorp, der die Arminia einst von der Regionalliga in die Bundesliga geführt hatte, wäre es das Ende seiner insgesamt dritte Amtszeit bei den Ostwestfalen. Zuvor war er schon von 1988 bis 1990 sowie 1994 bis 1998 tätig und hatte Ende Mai seinen Vertrag bis 2009 verlängert.

Spätestens nach der Vorstellung in Dortmund, die spielerisch und kämpferisch einer Bankrotterklärung gleichkam, war jedem Arminen klar: Es musste schnellstens etwas passieren. "Middendorp raus!", skandierten die rund 2500 Bielefelder Fans wütend, während die Profis hilflos, ratlos und orientierungslos den Beweis ihrer Bundesliga-Tauglichkeit schuldig blieben. "Ich bin geschockt", sagte Sportdirektor Reinhard Saftig.

Nach nur einem Sieg in den letzten elf Spielen und einer erschütternden Bilanz von 2:28 Toren in den letzten sieben Bundesliga-Gastspielen ist der einstige Tabellenzweite (5. Spieltag) und "Bayern-Jäger" zur "Schießbude" der Liga (17:38 Tore) und zum Abstiegsaspiranten verkommen. "In der letzten Saison hatten wir nach 17 Spieltagen die Hälfte an Gegentoren kassiert", stellte Saftig nüchtern fest. Er wollte die Verletzungsprobleme in der Abwehr zwar als Erklärung, aber nicht als Entschuldigung für den
desolaten Auftritt der Ostwestfalen gelten lassen.

Middendorp kritisierte äußerst emotional die völlig unterschiedlichen "zwei Gesichter" seiner Mannschaft in Auswärts- und Heimspielen. "Dafür habe ich kein Verständnis. Ich bin nicht mehr bereit, alles auf meine Schultern zu laden. Es ist die Zeit gekommen, in der auch ich konkrete Fragen zu stellen habe. Das ist keine Mannschaft, jeder spielt seinen eigenen Stiefel herunter", wetterte der einst als Bielefelder Retter gefeierte Middendorp, der noch am vergangenen Sonntag, trotz dem 0:1 gegen Bayern München, einen leichten Aufwärtstrend ausgemacht hatte.

Die Spieler sollten sich "an die eigene Nase fassen, jeder ist in der Lage, 100 Prozent mehr zu geben", ergänzte Saftig, während die Kommentare der Profis wie Hilferufe klangen. "Sicherlich muss die Reaktion aus der Mannschaft kommen, aber mir fehlen Erklärungen. Fest steht nur: Wir müssen was ändern", meinte Oliver Kirch, dessen Treffer (81.) mit freundlicher Unterstützung des bis dahin beschäftigungslosen BVB-Torhüters Roman Weidenfeller zumindest für den ersten Treffer nach zwei Zu-Null-Niederlagen sorgte.

Gegen die spielfreudige und selbstbewusst auftrumpfende Borussia drohte nach den Gegentreffern durch Tinga (13.), dem Eigentor von Markus Schuler (19.), achten Saisontor von Mladen Petric (47.) sowie Nelson Valdez (55., Handelfmeter), Florian Kringe (61.) und Giovanni Federico (67.) vor 78.500 Zuschauern sogar ein noch schlimmeres Desaster als beim 1:8 bei Werder Bremen am 19. September. "Es hätte sogar zweistellig werden können", befand Kentsch.

Quelle: ntv.de, sid

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