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Nach über 20.000 Tagen Wartezeit Legende Rodgers soll für Jets das Unmögliche möglich machen

Pilot Aaron Rodgers soll Jets zum Super Bowl fliegen.

Pilot Aaron Rodgers soll Jets zum Super Bowl fliegen.

(Foto: AP)

Er war die große Verpflichtung der Vorsaison bei den New York Jets. Aaron Rodgers sorgte für Hype und Hysterie. Doch dann riss er sich die Achillessehne. Nun gibt's einen Neuanfang - und ein klares Ziel. Der Super Bowl in New Orleans.

Es geht los. Endlich. Und diesmal so richtig. Das hoffen sie bei den New York Jets. Aaron Rodgers ist wieder da. Und er ist gesund. Und er sorgt erneut für Vorfreude, für Kribbeln, für Sehnsüchte. "Es ist Zeit, Aaron Rodgers - führe die Jets in den Super Bowl", lautete am Donnerstag die Überschrift im Boulevardblatt "New York Post".

Was für eine Ansage. Was für ein Auftrag. Wir reden hier schließlich über die New York Jets! Jenen Verein, der von allen NFL-Klubs, die schon mal im Super Bowl waren, am längsten auf eine Rückkehr ins Endspiel wartet. 20.327 Tage sind seit dem größten Tag der Vereinsgeschichte vergangen. Seit dem 12. Januar 1969, als die von Quarterback Joe Namath angeführten Jets den Super Bowl III. 16:7 gegen die Baltimore Colts gewannen.

Jets "mobilisiert, elektrisiert und wachgerüttelt"

Die Jets hatten viele Quarterbacks nach Namath - doch sehr oft waren die Spielmacher eben auch der Grund, warum es die Franchise nie wieder auf die größte und schillerndste NFL-Bühne geschafft hat. Rodgers soll und will dies ändern. Deshalb war er vergangenen Sommer nach New York gekommen. Er habe die Jets "mobilisiert, elektrisiert und wachgerüttelt", wie Tom Brady die Tampa Bay Buccaneers bei seinem Wechsel von den New England Patriots 2020, hieß es in der "New York Post".

Doch dann kam der 11. September 2023. Der Tag, den alle im Jets-Kosmos so sehnlichst herbeigesehnt hatten - an dem jedoch all die Träume und Hoffnungen jäh zerstört wurden. Im ersten Spiel gegen die Buffalo Bills riss sich Rodgers nach nur dreieinhalb Minuten und vier Snaps die linke Achillessehne. Die Saison war für ihn vorbei, bevor alle Fans im heimischen MetLife Stadium ihre Plätze eingenommen hatten.

Das ungeöffnete Weihnachtsgeschenk

Es war wie ein großes Weihnachtsgeschenk, auf das sich alle gefreut hatten. Und das auch noch so wunderschön verpackt war. Allerdings konnte niemand den Knoten öffnen. Und eine Schere hatte auch keiner zur Hand. So wich die Vorfreude der Enttäuschung - und dem Frust. Denn das Paket blieb ungeöffnet. Nun jedoch, ein Jahr später, hoffen sie bei den Jets zu wissen, wie sie die Schleife entknoten und dieses so verlockend aussehende Weihnachtsgeschenk endlich auspacken können. Und für den Notfall haben sie auch eine Schere dabei.

Als Rodgers zu Beginn des Trainingscamps, am 27. Juli, nach seinem Saisonziel gefragt wurde, antwortete er voller Überzeugung: "New Orleans." Dort wird am 9. Februar 2025 der Super Bowl ausgetragen. Wenige Tage vor dem Saisonauftakt am Montag bei Vizemeister San Francisco 49ers, bekräftigte er seine Aussage.

Jede Aktion im Camp wird genau beobachtet

Rodgers Rückkehr auf die NFL-Bühne wird eine viel beachtete sein. Doch der 40-Jährige ist es gewohnt, im Rampenlicht zu stehen. Er lebt seine gesamte Karriere bereits ein Leben unter der Lupe. Und er stand auch in der gesamten Vorbereitung im Fokus von Fans und Fachpresse.

Alle schauten während der Trainingseinheiten bei ihm ganz genau hin. Verfolgten jeden Wurf. Jede Bewegung. Jede noch so kleine Aktion. Gibt es noch Nachwirkungen der Verletzung? Bewegt er sich wie immer? Ist er mental wieder der Alte? Zack Rosenblatt von "The Athletic" notierte bei den 11:11-Drills "63,1 Prozent angekommener Pässe, 24 Touchdowns, fünf Interceptions." Zum Vergleich: im Vorjahr kamen 63,4 Prozent der Pässe an, Rodgers warf 18 Touchdowns und leistete sich vier Interceptions.

"Pensum wie schon lange nicht mehr"

Insgesamt, so Rosenblatt, habe sich der Spielmacher "ziemlich gut bewegt". Und er sei sogar einige Male mit dem Football gelaufen. Rodgers selbst sprach von einem "Pensum wie schon lange nicht mehr." Er nutzt all seine Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate zur Motivation. Und er will es vor allem sich selbst zeigen, dass er nach der schwersten Verletzung seiner Karriere wieder auf höchstem Niveau spielen kann.

Er habe sehr viel Stolz, so Rodgers. Und wenn er das Football-Feld betrete, dann erwarte er "Großartiges". Denn das habe er bislang immer getan. Und diesen Anspruch habe er auch jetzt an sich, betonte der 40-Jährige. Doch wie gut dieser Aaron Charles Rodgers auf den letzten Metern seiner Laufbahn wirklich noch ist - diese Frage kann natürlich erst während der Saison beantwortet werden.

Achterbahnfahrt vermeiden

Klar ist allerdings: Rodgers ist der Pilot dieser New York Jets. Er gibt die Richtung vor. Er ist verantwortlich. Er bestimmt das Tempo. "Er hat alles schon erlebt. Gute Saisons, schlechte Saisons. Spielzeiten mit einem schwachen Start und starkem Finish - und umgekehrt", sagt Robert Saleh. Er geht in seine vierte Saison als Headcoach der Jets. Und er ist dankbar, einen erfahrenen Aaron Rodgers als Leuchtturm auf dem Platz zu haben.

Der Routinier, der 2005 in die Liga kam und seit 2008 der Starting Quarterback der Green Bay Packers war, weiß, dass der mentale Aspekt "das Wichtigste" in einer Spielzeit ist. Und ihm ist natürlich auch klar, dass es "eine Schinderei" mit "vielen Aufs und Abs" wird. Und deshalb, sagt Rodgers, dürfe man sich nicht auf "eine Achterbahn-Fahrt" einlassen. Er wolle und müsse "der Anker" des Teams sein. Ja, es werde Rückschläge geben. Aber dann komme es eben darauf an, mit diesen Situationen richtig umzugehen, betont er.

Eigenem Plan vertrauen, Außenwelt ignorieren

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Rodgers kennt all das zur Genüge. Und er kennt auch Amerikas größten Medienmarkt, New York. "Wenn wir am Montag gewinnen, wird es heißen, 'Wir kommen in den Super Bowl.' Aber wenn wir verlieren, wird die Rede von den 'typischen Jets' sein." Deshalb sein Tipp: der eigenen Philosophie, dem eigenen Plan vertrauen. Egal, was die Außenwelt sagt. Die Jets hatten vergangene Saison ohne Rodgers eine Bilanz von 7:10. Die Offensive Line wurde im Sommer verstärkt, das immer noch sehr junge Team ist ein Jahr älter - und die bekannteste Achillessehne des Sports zurück. Es sei deutlich erkennbar, sagt Manager Joe Douglas, dass die Gruppe zusammenwachse.

Doch rechtfertigt all das gleich Titel-Träume? In New York scheinbar schon. Ganz gleich, dass die letzte - und einzige - Meisterschaft mehr als 55 Jahre zurückliegt und das letzte Playoff-Spiel aus dem Januar 2011 datiert. Denn: Aaron Rodgers ist zurück. Er kam als Heiland und Retter in den "Big Apple". Als Derjenige, der diesen Verein endlich wieder ganz nach oben bringen soll. Und "von Rettern", heißt es in der "New York Post", werde schlichtweg "nicht erwartet, dass sie scheitern".

Quelle: ntv.de

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