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Die Schlüsselszene "Nadse" schreibt Geschichte

Die Schlüsselszene des WM-Finales von Shanghai gegen Brasilien in der 64. Minute wird Nadine Angerer nie mehr vergessen. Beim Stand von 1:0 für ihr Team steht ihr die beste Fußballerin der Welt, Marta, am Elfmeterpunkt gegenüber. Den Schuss der anschließend zur besten Spielerin des WM-Turniers gewählten 21- Jährigen pariert die Torfrau des 1. FFC Turbine Potsdam - hält damit einen Rekord fest und sichert Deutschland den zweiten WM-Titel nach 2003. Gleich bei ihrer ersten Weltmeisterschaft als Stammtorhüterin hat die 28 Jahre alte deutsche Nummer eins alle Rekorde gebrochen und sich einen Platz in den Annalen des Weltfußballs gesichert.

Als i-Tüpfelchen löschte Angerer beim WM-Triumph die alte Bestmarke der italienischen Torwartlegende Walter Zenga aus, der bei der WM 1990 in Italien sein Tor 517 Minuten lang sauber gehalten hat. "Rekorde und Statistiken bedeuten mir nicht so viel. Hauptsache wir sind wieder Weltmeister", sagte Angerer, die noch vor dem Turnier mit Sike Rottenberg um den Stammplatz im deutschen Gehäuse gekämpft hatte. Mit der neuerlichen Verletzung Rottenbergs kurz vor der WM war das Duell dann entschieden.

Sechs WM-Spiele, 540 Spielminuten, 21 Tore erzielt, keines kassiert - noch nie kam eine Mannschaft mit einer solchen Bilanz durch eine Weltmeisterschaft. "Ich kann das alles noch gar nicht so realisieren. Dazu brauche ich wohl noch ein paar Tage", sagte sie. "Natürlich freue ich mich, dass die Null wieder gestanden hat und ich meinen Teil zum Erfolg beitragen konnte", strahlte Angerer, die vom Fußball-Weltverband FIFA nicht nur zur besten Spielerin des Finals, sondern auch zur besten Torhüterin des Turniers gekürt wurde. Auf der Urkunde, die sie in den Händen hielt, stand in dicken Buchstaben: Diplom. "Ist doch schön, erst mein Examen als Physiotherapeutin und jetzt auch noch ein Diplom", schmunzelte sie.

Auch für Trainerin Silvia Neid war der gehaltene Elfmeter die Schlüsselszene. "Als Nadine den Elfer parierte, wusste ich, dass wir kein Tor mehr bekommen würden", meinte die 43-Jährige. Und auch DFB- Präsident Theo Zwanziger freute sich mit der Keeperin, die alle nur "Nadse" rufen. "Sie ist eine sehr kluge Frau und großartige Sportlerin. Sie hat es verdient."

Die gebürtige Fränkin verriet anschließend, warum sie sich für die richtige Ecke entschied. "Ich habe das Spiel Brasilien gegen Australien gesehen. Das hat Marta einen Elfmeter in die linke Torwartecke geschossen. Da hab ich mir gedacht, diesmal schießt sie bestimmt nach rechts. Gott sei Dank habe ich mir die richtige Ecke ausgesucht." Hätte Marta getroffen, wäre das Endspiel womöglich gekippt. So gebührt Angerer ein großer Teil des Erfolges. Doch sie wimmelt ab. "Wenn man zu Null spielt, ist es immer eine Teamleistung. Die Abwehrarbeit fängt vorne bei Birgit Prinz und Sandra Smisek an und zieht sich durch die ganze Mannschaft. Ohne diese Super-Abwehr wäre das alles nicht möglich gewesen."

Von Ulli Brünger, dpa

Quelle: ntv.de

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