"Sehr realistische Chance"Nervige Niederlage schärft bei Zverev die Sinne

Für Alexander Zverev geht es bei den ATP Finals jetzt um alles oder nichts. Obwohl Dominator Jannik Sinner gnadenlos mit dem besten Deutschen umgeht, schöpft dieser Hoffnung.
Die nächste Niederlage gegen den Hallen-Halbgott Jannik Sinner? Abgehakt. Die Form? Stabil. Der Fokus? Voll auf die nächste Chance gerichtet. "Ich blicke nach vorne", stellte Alexander Zverev nach dem bitteren 4:6, 3:6 gegen den Weltranglistenzweiten klar. Am Freitag steht schließlich schon das gefühlte Viertelfinale gegen Félix Auger-Aliassime an.
Er habe im Duell mit dem Kanadier (nicht vor 20.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf ntv.de) eine "sehr realistische Chance, das Halbfinale zu erreichen", sagte Zverev, der gegen Sinner lange Zeit eine starke Leistung gezeigt hatte: "Und das ist jetzt mein Hauptziel." Vor dem dritten und entscheidenden Vorrundenspiel ist die Ausgangslage in der Gruppe klar: Sinner ist bereits für das Halbfinale qualifiziert, dessen Gegner Ben Shelton hingegen hat keine Chance mehr darauf - Auger-Aliassime und Zverev kämpfen also im direkten Duell um das verbliebene Ticket für die Runde der besten vier.
Niederlage ohne Aus ist Besonderheit im Tennis
Nun ist eine derartige K.-o.-Spiel-Situation für einen Tennisprofi ja alles andere als eine spezielle. Im Gegenteil: Überhaupt nur bei den Finals ist es auf der ATP-Tour möglich, sich eine Niederlage leisten zu können, ohne aus dem Turnier zu fliegen. Und so dürfte Zverev der Druck vor dem Match keine schlaflose Nacht bereiten.
Der 28-Jährige geht am Freitag als leichter Favorit in die Partie. Und das, obwohl Auger-Aliassime Zverev zuletzt bei den US Open geschlagen und dem Deutschen das Drittrundenaus zugefügt hat. Seinem Selbstvertrauen sei das natürlich dienlich, wie der Kanadier bemerkte: "Es ist besser, dass das letzte Match zu meinen Gunsten ausgegangen ist", sagte er: "Mal sehen, wer am Freitag sein Spiel besser umsetzen kann."
Kohlschreiber schickt Warnung
Die Hoffnung darauf, dass dies Zverev sein könnte, ergibt sich vor allem aus dessen Leistung gegen Sinner am Mittwochabend. Ein wenig seltsam und aus Zverevs Sicht vermeidbar war diese fünfte Niederlage gegen den Südtiroler in Folge dahergekommen. Sieben Breakbälle erarbeitete er sich, aber Sinner ließ, zumindest immer wenn es drauf ankam, gar nichts zu.
"Seine Breakbälle zu nutzen, ist ganz offensichtlich sehr wichtig", sagte Zverev, der letztlich frustriert hatte miterleben müssen, wie Sinner seinen 28. (!) Sieg in der Halle in Folge feierte. Sky-Experte Philipp Kohlschreiber wollte Zverevs verpasste Chancen aber nicht so schnell abhaken und legte den Finger noch einmal in die Wunde: "Sinner hat gesagt, 'in den wichtigen Momenten will ich es mir nehmen'. Das ist eine Einstellung, die kann man zum Teil erlernen oder sich erarbeiten. Da muss Sascha ein bisschen mehr hinkommen", forderte der frühere Profi und schickte eine Warnung vor Auger-Aliassime hinterher.
Das einstige Toptalent sei immerhin "einer der besten Hallenspieler nach Jannik Sinner", sagte er. Für Zverev kein Grund, pessimistisch zu sein: "Er ist ein sehr aggressiver Spieler, betonte er. Aber: "Wenn ich dagegenhalten kann, dann werde ich meine Chancen bekommen."