Weltcup-Finale in Chanty-Mansijsk Neuner strahlt, Birnbacher auch
18.03.2012, 14:00 Uhr
Am Ziel: Magdalena Neuner tritt auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ab. Das schaffen nicht viele Athleten.
(Foto: dpa)
Nach fehlerlosen Liegendschießen liegt Magdalena Neuner im letzten Rennen ihrer Karriere klar in Führung, nach vier Fahrkarten im Stehendschießen ist der Sieg dahin. Trotzdem verabschiedet sich Neuner mit einem strahlenden Lachen vom Biathlon. Auch für Andreas Birnbacher endet die Saison perfekt.

Die große Kristallkugel, Neuners dritte, ist der Beweis dafür, dass die 25-Jährige im WM-Winter die beste Biathletin war.
(Foto: AP)
Das schwarze Abendkleid lag schon bereit, als Magdalena Neuner zum letzten Mal in den Rennanzug und das gelbe Leibchen mit der Nummer eins schlüpfte. Mehr als 5000 Kilometer von der Heimat entfernt endete der letzte Arbeitstag der 25-Jährigen als Biathlon-Königin im russischen Chanty-Mansijsk mit Platz sechs im Massenstart. Viel wichtiger war in diesem sehr emotionalen Moment aber die große Kristallkugel, die Neuner für ihren dritten Gewinn der Weltcup-Gesamtwertung überreicht bekam. Es war der perfekte Abschluss einer überragenden Saison, ihrer letzten. Im Kreise der mit "Viel Glück, Lena"-Mützen geschmückten deutschen Skijägerinnen feierte Neuner ausgelassen im sibirischen Schnee den Beginn ihres "neuen Lebens".
Strahlend fuhr Neuner über die Ziellinie und ließ sich ein letztes Mal von den Fans feiern. Nach dem Rennen freute sie sich vor allem auf die große Abschlussparty mit allen Athleten: "Da werde ich mich auf der Tanzfläche richtig austoben." Wenige Stunden zuvor hatte auch Andreas Birnbacher allen Grund zum Strahlen gehabt. Der 30-Jährige sicherte sich im letzten Rennen des Winters trotz vier Strafrunden mit Platz vier in der Verfolgung über 15 km die kleine Kristallkugel für den Gewinn des Disziplin-Weltcups. "Zwischendurch habe ich schon ganz schön gezittert", sagte Birnbacher: "Als ich auf die Schlussrunde ging, wusste ich, dass ich es gepackt habe."
Die Beste des WM-Winters
Neuner hatte im Kampf um die große Kugel bereits am Samstag alles klar gemacht. Platz vier in der Verfolgung hatte der Doppel-Olympiasiegerin gereicht, um die große Konkurrentin Darja Domratschewa aus Weißrussland auf Distanz zu halten. Domratschewa sicherte sich mit dem Tagessieg die kleine Kristallkugel für die Disziplinwertung. Im Massenstart lag sie erneut vorne. "Für den Gesamtweltcup muss man den ganzen Winter gut sein, da hat man was für getan. Weltmeister wird man eher mal durch Zufall, der Gesamtweltcup zeigt die beste Athletin des Winters", sagte Neuner: "Das ist eine Riesen-Auszeichnung. Wenn man das Ganze dreimal gewinnen kann, ist es umso schöner."
Im Massenstart belegte Neuner nach insgesamt sechs Strafrunden nur den sechsten Platz. Sie hatte nach den ersten beiden Liegendschießen mit null Fehlern deutlich in Führung gelegen, ließ dann aber vier Scheiben stehen und musste 600 Meter zusätzlich in der Strafrunde drehen. Auch im letzten Schießen leistete sie sich zwei Fehler. "Sie hat den Biathlon-Sport in den letzten Jahren maßgeblich geprägt", sagte Frauen-Trainer Gerald Hönig zum Abschied seiner Top-Athletin.
Kleine Kugel für Birnbacher

Andreas Birnbacher hat ab sofort eine hübsche Kristallkugel in der Vitrine stehen. Dort ist noch Platz.
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Birnbacher, der bei der WM in Ruhpolding als Vierter zweimal knapp eine Einzel-Medaille verpasst hatte, belegte mit insgesamt drei Saisonsiegen auch im Gesamtweltcup hinter dem überragenden Franzosen Martin Fourcade und Tagessieger Emil Hegle Svendsen aus Norwegen einen bemerkenswerten dritten Rang. Arnd Peiffer (4 Fehler), der bereits im Sprint und in der Verfolgung in Sibirien jeweils den zweiten Platz belegt hatte, machte den Silber-Hattrick an seinem 25. Geburtstag mit 23,5 Sekunden Rückstand auf Svendsen perfekt.
"Ich hatte das ganze Wochenende eine gute Laufform. Trotz der vielen Schießfehler freue ich mich, wie es heute gelaufen ist", sagte Peiffer, der in der Gesamtwertung auf Rang vier vorrückte: "Am Donnerstag gehe ich zum ersten Mal seit vier Jahren wieder richtig in Urlaub. Für vier Wochen."
Greis macht weiter
Der Russe Anton Schipulin bescherte den begeisterten heimischen Fans mit Rang drei den erhofften Podestplatz. Florian Graf (4) rundete als Fünfter die großartige Vorstellung der deutschen Skijäger ab. "Wir sind mit der gesamten deutschen Mannschaft auf einem guten Weg", freute sich Peiffer bereits auf die kommende Saison.
Dann wird auch Dreifach-Olympiasieger Michael Greis, der in seinem letzten Saisonrennen am Samstag nur Rang 43 belegt hatte, wieder dabei sein. "Ich habe noch Potenzial in mir", beendete Greis Gerüchte um einen möglichen Rücktritt. Seinen Rennanzug wird der 35-Jährige so schnell also nicht gegen die Abendgarderobe tauschen.
Quelle: ntv.de, sid