n-tv Experte Christian Ziege Niederländer sind keine "Topfavoriten"
14.06.2014, 12:01 Uhr
Holland blamiert den Titelverteidiger - dennoch wäre es zu früh, sie ganz oben auf die Favoriten-Liste zu setzen. Das meint Christian Ziege.
(Foto: REUTERS)
Die Niederländer demontieren Spanien - dennoch steht ihnen noch ein weiter Weg bevor. n-tv WM-Experte Christian Ziege sieht einige Mannschaften im Favoritenkreis - das Oranje-Team ist nicht dabei. Von einer Diskussion um Schiedsrichter hält er nichts.
n-tv.de: Waren Sie überrascht, dass die Spanier so untergegangen sind? Muss man die Holländer nun zu den Topfavoriten zählen?
Christian Ziege: Ich war sehr überrascht. Ich war der Meinung, dass die Spanier noch den Hunger haben dieses Turnier und ihren Titel zu verteidigen - das ist jetzt erst mal in weite Ferne gerückt. Die Holländer haben durch den Sieg einen riesigen Schub an Selbstvertrauen bekommen, der Sieg über den Weltmeister wird ihnen richtig Auftrieb geben. Aber deswegen zählen sie für mich noch lange nicht zu den Topfavoriten. Da sehe ich immer die Südamerikaner vorne, vor allem weil sie an die klimatischen Bedingungen gewöhnt sind. Brasilien, Argentinien, Chile, vielleicht Uruguay - das sind für mich die Favoriten.
Können sich die Deutschen von den Holländern nun was abgucken?
Wir sollten uns auf uns selber konzentrieren, und das wird der Jogi Löw mit Sicherheit auch tun. Die deutsche Nationalmannschaft hat ja schon in der Qualifikation gezeigt, was sie drauf hat, auch gegen starke Gegner.
Erneut gab es einige strittige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter am zweiten Spieltag der WM. Das heizt die Diskussion über die Unparteiischen weiter an. Sollte man jetzt nochmal über den Videobeweis nachdenken?
Davon halte ich überhaupt nichts. Auch die Torlinientechnik finde ich nicht nützlich. Da steht die Frage im Mittelpunkt, wo man anfängt, und wo man aufhört. Wozu hat man die Schiedsrichter. Man weiß, dass Menschen Fehler machen. Die Torlinientechnik hat in ihrer Entwicklung Unsummen von Geld gekostet - und sie wird wahrscheinlich im Verlauf des Turniers nicht mal zum Einsatz kommen. Trotzdem bleibt die Problematik mit Fehlentscheidungen der Unparteiischen. Solange Schiedsrichter auf dem Platz stehen, wird es solche Entscheidungen geben. Das gehört zu einem Spiel dazu! Die Diskussion finde ich einfach müßig. Das sind die Entscheidungen, die ein Spiel ausmachen und es interessant machen. Über solche Dinge wird an den Stammtischen diskutiert!
Die deutsche Nationalmannschaft reist heute nach Salvador. Wie verlaufen die beiden nächsten Tage vorm Spiel gegen Portugal?
Mit der Abreise zum Spielort beginnt der Countdown für die Spieler. Es wird richtig kribbelig, die Anspannung bei den Spielern baut sich weiter auf. Man sieht endlich das Stadion, trainiert auch zum Abschluss nochmal darin. Die Anspannung der Spieler ist was Positives, Spieler können ihre Leistungen daraus ziehen. Und es ist sehr schön, wenn man diese Anspannung nach dem Anpfiff auf dem Platz dann raus lassen kann.
Heute Abend findet das Topspiel in der Gruppe D statt - England gegen Italien. Wen sehen Sie im Vorteil?
Für mich sind die Italiener immer eine Mannschaft, die die Möglichkeit hat, ein Turnier zu gewinnen. Die Engländer haben leider in den Vorjahren immer bewiesen, dass sie in den entscheidenden Momenten versagen, einfach nicht stark genug sind. Vielleicht überraschen sie uns, das wäre auch mal schön. Aber im Moment gehe ich nicht davon aus.
Quelle: ntv.de