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Trotz Glandorf-Verkauf Nordhorn droht Zwangsabstieg

Der Handball-Bundesliga droht ein Desaster: Mit dem angekündigten Antrag auf Insolvenz hat die HSG Nordhorn die "stärkste" Liga der Welt" in eine Glaubwürdigkeitskrise gestürzt. Während der chronisch klamme EHF-Pokalsieger fürs finanzielle Überleben sein Tafelsilber in Form von Nationalspieler Holger Glandorf verscherbeln musste, hantieren Clubs wie die Rhein-Neckar Löwen mit Millionen-Summen. "Da wird von einigen Clubs ein ordentliches Tempo vorgegeben, bei dem einige ins Schlingern geraten sind, die da mithalten wollten", urteilte Frank Bohmann, Geschäftsführer des Liga-Verbandes HBL.

"Einige Vereine können den Wettlauf nicht mehr mitmachen. Ich hoffe, dass die Kluft nicht noch größer wird", sagte Daniel Stephan, Sportlicher Leiter des Bundesliga-Zweiten TBV Lemgo. Die Lemgoer profitierten indes von der Misere der Nordhorner: Am Samstagabend sicherten sie sich die Dienste von Glandorf.

Eine Million Euro fehlt

Die HSG Nordhorn ist nur einen Schritt von der Insolvenz und damit dem Zwangsabstieg entfernt. "Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit" werden die Grafschafter nach Paragraf 18 der Insolvenzordnung an diesem Montag beim Amtsgericht Nordhorn Insolvenz anmelden. "Aus unserer Sicht ist damit die Lizenz noch nicht verwirkt", sagte Bohmann. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter wird dann prüfen, ob die HSG Sportmarketing GmbH als wirtschaftlicher Träger des Bundesligisten ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. "Dann wird es richtig spannend, wenn ein Außenstehender das alles bewertet", meinte der HBL-Geschäftsführer.

Angeblich fehlt den Nordhornern eine Million Euro. "Wir haben viele Rechnungen draußen, aber vorsichtige Bezahler", hieß es aus Vereinskreisen. Nach eigenen Angaben wurden Gehälter nicht gezahlt und die Rückrunde ist trotz der Notverkäufe von Glandorf sowie Erlend Mamelund (Flensburg-Handewitt) und Peter Kukucka (Schaffhausen) finanziell nicht gesichert. "Wir werden die Möglichkeiten des Insolvenzrechts nutzen, um uns nachhaltig zu sanieren und dauerhaft wieder in der Bundesliga zu etablieren. Wir hoffen, dass ein Insolvenzverfahren gegen die HSG Sport Marketing GmbH & Co. KG nicht eröffnet werden muss und wir dadurch die Lizenz für die Bundesliga erhalten können", erklärte Gerhard Blömers, der GmbH-Geschäftsführer.

Zweiter Zwangsabstieg droht

Sollte der Wunsch nicht in Erfüllung gehen, wäre Nordhorn nach TuSEM Essen der zweite Zwangsabsteiger. "Wenn die Insolvenz kommt, ist es eine Katastrophe. Dann hätten wir keinen sportlichen Absteiger", befand Bohmann. "Der Abstiegskampf wäre dann zur Farce geworden. Das ist nicht gut für den Handball", sagte Daniel Stephan und baut auf das zur nächsten Saison verschärfte Lizenzierungsverfahren: "Ich hoffe, dass das neue besser greift als das alte."

Danach müssen die Clubs unter anderem quartalsweise nachweisen, dass sie allen finanziellen Verpflichtungen gegenüber Spielern, Trainern und Angestellten sowie Sozialversicherungsträgern und Steuerbehörden nachgekommen sind.

Abschied schweren Herzens

Die Lemgoer profitieren von der Finanznot der Nordhorner. 24 Stunden vor Ablauf der Wechselfrist verpflichtete der Bundesliga-Zweite den heiß umworbenen Linkshänder Holger Glandorf, der nach Angaben aus Nordhorn einen Vertrag bis 2011 erhält.

"Das war das Beste, was ich für den Verein noch tun konnte und ich hoffe, dass es hier weiter geht. Ich hätte zumindest diese Saison gerne bei der HSG zu Ende gespielt. Bis vor kurzem war es für mich sogar eine Option, darüber hinaus in Nordhorn zu bleiben, weil mein Herz einfach an diesem Verein hängt", erklärte der Nationalspieler, der wie seine Clubkollegen am Donnerstag die Freigabe erhalten hatte für die Suche nach einem neuen Verein.

Quelle: ntv.de

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