Spalier, Tränen und Küsschen "Teamgigant" Rießle bekommt denkbar schönsten Abschied
28.01.2024, 21:31 Uhr
Ein Küsschen von Frau Sandra.
(Foto: dpa)
Beim Abschiedsrennen für Fabian Rießle beschert Vinzenz Geiger den deutschen Kombinierern in Schonach einen Achtungserfolg. Doch die sportlichen Schlagzeilen spielen keine große Rolle. Rießles letzter Wettkampf wird von den ganz großen Emotionen flankiert.
Mit tränennassen Augen lief Fabian Rießle durch das Spalier seiner alten Kollegen und Kontrahenten ins Ziel, bei Kaiserwetter im Schwarzwald ließen die Fans ihren "Fabi" noch einmal hochleben: Mit dem schönsten 47. Platz seiner Karriere hat sich der Kombinations-Olympiasieger bei seinem Hausrennen in Schonach in den sportlichen Ruhestand verabschiedet - Rießles feierliche Verrentung war der Höhepunkt aus deutscher Sicht an einem ansonsten durchwachsenen Wochenende.
"Ich hätte mir keinen schöneren Abschied wünschen können, das war unfassbar", sagte der 33-jährige Rießle, der in den letzten Wintern seiner großen Karriere nicht mehr an die besten Zeiten anknüpfen konnte, am Sonntag aber noch einmal im Mittelpunkt stand: "Die letzte Runde wollte ich richtig genießen - und ich bin Gott sei Dank nicht überrundet worden."
"Auf dem Balken schon Tränen in den Augen"
Von Platz 49 nach einem verunglückten Sprung - "auf dem Balken hatte ich schon Tränen in den Augen gehabt" - war Rießle noch etwas nach vorne gelaufen. Dass er nicht mehr um Spitzenplatzierungen wetteifern würde, war vorher klar gewesen. Dies hätten seine Teamkollegen übernehmen sollen, es klappte mittelprächtig. Vinzenz Geiger erreichte dank überragender Laufleistung zumindest einen Achtungserfolg, stürmte von Platz 18 auf vier beim erneuten Erfolg des Norwegers Jarl Magnus Riiber. Bei seinem 65. Weltcupsieg lag Riiber 33,2 Sekunden vor seinem Landsmann Jörgen Graabak.
Geiger, der mit 1:50 Minuten Rückstand auf Riiber und 1:10 Minuten auf Platz drei losgelaufen war, fehlten letztlich 15,8 Sekunden zum Podest. Bereits am Samstag war Geiger als bester Deutscher Achter geworden. Eine bessere Platzierung hatten die DSV-Kombinierer wieder beim Springen verspielt. Im Frauen-Rennen verpasste Vizeweltmeisterin Nathalie Armbruster nach ihrem dritten Platz am Vortag als Fünfte das Podest.
15,8 Sekunden fehlen zum Podest
Ein Ausnahmespringer war Rießle nie, gehörte aber stets zu den Topläufern - mit diesem Ruf verabschiedete er sich in den Ruhestand, wo ihm nicht langweilig werden dürfte. Mit seiner Frau, Ex-Langläuferin Sandra Ringwald, hat Rießle drei Kinder, "die Familie kommt an allererster Stelle. Da habe ich es gerne in Kauf genommen, dass die sportliche Leistung nicht so optimal war", sagte Rießle, der im September ein Fernstudium beginnt, im Podcast "Ski happens".
Olympiasieger war er mit dem Team, dreimal Mannschafts-Weltmeister. Der große Einzeltitel fehlt dem neunmaligen Weltcupsieger - 2018 war Rießle als Olympiazweiter nah dran. "Das Silber von Pyeongchang hat sich am meisten eingeprägt", sagte er. In Rießle geht der vorletzte Kombinierer der Generation, die in den Zehnerjahren die deutsche Traditionssparte zurück an die Weltspitze führte. 2015 bei der WM in Falun hatte er an der Seite des heutigen DSV-Chefcoachs Eric Frenzel das erste deutsche Teamgold seit Olympia 1988 geholt. Von damals ist nur noch Rydzek noch dabei - dessen letzter Weltcupsieg liegt aber auch schon fünf Jahre zurück.
Quelle: ntv.de, tno/sid