Sport

Rugby statt Basketball Nowitzki muss viel einstecken

Die Faust in die Rippen, den Ellbogen ins Gesicht und das Trikot von Dirk Nowitzki fest im Griff: Im ersten EM-Vorrundenspiel gegen Tschechien (83:78 n.V.) deutete sich an, was Bundestrainer Dirk Bauermann schon nach den Tests prophezeite und befürchtete. Nach seiner Wahl zum "MVP" der vergangenen NBA-Saison ist den Gegnern offenbar mehr denn je jedes Mittel recht, um den Superstar der Dallas Mavericks am erfolgreichen Wurf zu hindern.

Der 29-Jährige wird bei den Titelkämpfen in Spanien zum echten Härte-Fall. "Dirk wird extrem bearbeitet, oft abwechselnd von drei, vier Spielern des Gegners mit dem Ziel, ihn aus dem Spiel zu nehmen", klagte Bundestrainer Dirk Bauermann, der auch im Sinne des Basketballs nochmals an die Schiedsrichter appellierte: "Schützt die Stars bei dieser EM!"

NBA-Profis im Visier

Dass Nowitzki dennoch 35 Punkte erzielte, spricht für seine Klasse und Spielintelligenz. Oft jedoch sah man den gebürtigen Würzburger wie in den letzten Vorbereitungsspielen nach Fouls wütend, frustriert und vor Schmerzen gekrümmt. "In Europa ist es ein anderes Spiel. In der NBA darfst du die Spieler quasi nicht mehr berühren, wenn sie den Ball in der Hand haben. Hier jedoch geht viel zu viel durch", sagte Bauermann.

Weil die NBA-Profis in ihren Nationalteams oft als Schlüsselspieler fungieren, stehen sie natürlich verstärkt im Fadenkreuz der Konkurrenz. "Die Fans wollen technisch schönen Basketball sehen und nicht irgendwelche Monster, die von der Bank kommen und auf einen Nowitzki oder Gasol einprügeln", ergänzte DBB-Sportdirektor Wolfgang Brenscheidt. Auch der spanische Ausnahme-Basketballer Pau Gasol von den Memphis Grizzlies sieht sich wie Nowitzki in Dauer-Doppeldeckung.

"Nicht rumheulen, Basketball spielen"

Bei den Tschechen waren es offensichtlich Ondrej Starosta, Jakub Housta und Petr Benda, die auserkoren waren, Nowitzki einer Spezialbehandlung zu unterziehen. "Da reicht es jedoch nicht, dass zu Beginn drei- oder viermal konsequent gepfiffen wird und danach nicht mehr", kritisierte Bauermann. Nowitzki bekomme zu wenige Freiwürfe für das, was er hinnehmen müsse.

"Ich will ja nicht rumheulen, sondern Basketball spielen. Aber wenn man sieht, was hier abläuft, wundert es auch nicht, dass die Spiele nur 60:50 ausgehen. Es passieren viele Sachen, die überhaupt nicht gepfiffen werden", meinte Nowitzki, der aus der NBA einiges gewohnt ist und vor Jahren sogar einen Schneidezahn verlor. Seither spielt er wie viele seiner langen Kollegen, die zum Punkten oft über die "Schmerzgrenze" in die Zone unter den Korb treten müssen, mit einem Zahnschutz.

"Ist das hier eine Rugby-EM?"

Die deutschen Korbjäger erinnern sich zu genau: Schon nachdem Nowitzki als Top-Scorer und "MVP" der WM 2002 in Indianapolis ein Jahr später bei der EM in Schweden antrat, schienen die Gegenspieler doppelt motiviert. "Offenbar ist alles erlaubt. Ist das hier eine Rugby-EM? Dann müssen wir auch Rugby spielen", sagte der ehemalige DBB-Coach Henrik Dettmann, nachdem damals in drei Vorrundenspielen allein 34 Fouls gegen Nowitzki registriert wurden.

"Seither ist es noch schlimmer geworden, und ich befürchte: es ist noch nicht das Ende", sagte Bauermann. Vielleicht sollte man, so der DBB-Coach, Uli Hoeneß um Hilfe bitten, damit die Schiedsrichter aufmerksam werden und in Zukunft nicht nur einen Franck Ribery im Fußball, sondern auch einen Super-Basketballer wie Dirk Nowitzki schützen.

von Günter Bork, sid

Quelle: ntv.de

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