Kaum Licht, viel SchattenNur Raimund verhindert beim Heimspiel ein komplettes Desaster

Nach Rang drei am Samstag reicht es zum Abschluss in Klingenthal für Philipp Raimund nur zu Platz zehn - aus einem schwachen DSV-Team ragt er dennoch heraus.
Philipp Raimund winkte durch die dichte sächsische Nebelsuppe den Fans zu, mehr als 20.000 Klingenthaler Zuschauer ließen sich auch vom kleinen Abschlussdämpfer nicht die Laune verderben und feierten ihren "Hille" mit Höllenlärm: Mit Platz zehn riss zwar die Podestserie Raimunds, der aber als Dritter zuvor seinen Status als Nummer eins der deutschen Skispringer untermauert hatte - die Vierschanzentournee kann für den Oberstdorfer kommen.
"Qualisieg, dritter Platz und jetzt Top Ten - das macht mich mehr als zufrieden. Auch wenn ich mich jetzt schon ein bisschen ans Podest gewöhnt hatte", sagte Raimund, der mit Klingenthal bislang oft auf Kriegsfuß stand, in der ARD: "Jetzt muss ich weiter arbeiten."
Der Slowene Domen Prevc wird zwar als Doppelsieger in Klingenthal immer mehr zum Tournee-Topfavoriten. Doch Raimund zeigte erneut, dass er mit den Allerbesten mithalten kann. "Der erste Sieg könnte früher oder später mal kommen", sagte der 25-Jährige.
Raimund trägt die Last alleine
Gut zwei Wochen vor Beginn der Vierschanzentournee ist aber auch klar: Raimund trägt die deutschen Hoffnungen für den ersten Saisonhöhepunkt quasi alleine - es sei denn, bei der Generalprobe am kommenden Wochenende in Engelberg passiert Unwahrscheinliches. Denn die anderen DSV-Adler um den völlig verunsicherten Andreas Wellinger erlebten beim ersten Saison-Heimspiel teilweise ein Desaster. "Es ist aber auch fast unmöglich, in Klingenthal seine Form zu finden", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher.
Das Maß aller Dinge ist derzeit Prevc. Das zwischenzeitlich jahrelang hadernde Jahrhunderttalent von einst, bereits 2016 als 17-Jähriger Sieger im Vogtland, siegte am Sonntag mit Sprüngen auf 141,0 und 140,5 m vor den Japanern Ren Nikaido und Ryoyu Kobayashi. Nach 14,5 m Vorsprung am Samstag auf den Österreicher Stefan Kraft waren es diesmal mehr als sieben Meter. "So eine Dominanz hatten wir lange nicht mehr", sagte ARD-Experte Sven Hannawald.
Prevc machte mit seinem vierten Sieg in Serie und seinem zwölften Karriereerfolg ein Klingenthaler Traum-Wochenende für Sloweniens berühmte Skisprungfamilie perfekt: Am Samstag hatte seine Schwester Nika den Frauen-Wettbewerb gewonnen, in dem Lokalheldin Selina Freitag als Vierte ihr bestes Saisonergebnis gelang.
Wellinger scheitert in Qualifikation
Abseits von Strahlemann Raimund waren die DSV-Adler im Anflug auf den ersten Saisonhöhepunkt stimmungs- und formtechnisch in Sachsen phasenweise auf dem Nullpunkt angelangt. Nach einem ganz tristen Samstag ging es immerhin für Felix Hoffmann (Zwölfter) einen deutlichen Schritt nach vorne - nur Rang 29 war es als zweitbester Deutscher zum Auftakt. Pius Paschke (41./26.) war weit von seiner "Skisprung-Papst"-Form des Vorjahres entfernt.
Karl Geiger fehlte wegen Formschwäche in Klingenthal, Wellinger wird sich nach erneut indiskutablen Leistungen - am Samstag wurde er 40., am Sonntag scheiterte er als 57. in der Qualifikation - nun ebenfalls aus dem Weltcup-Team verabschieden und auf die Tournee-Generalprobe in Engelberg verzichten. "Meine springerische Leistung ist einfach schlecht. Ich muss jetzt im Training etwas finden", sagte der zweimalige Olympiasieger.