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"Lebensgefährliche Abfahrten" Oberhof-Bedingungen machen Norwegens Biathleten fassungslos

Die norwegischen Biathleten trainierten am Donnerstag in Oberhof und empörten sich danach über die Bedingungen.

Die norwegischen Biathleten trainierten am Donnerstag in Oberhof und empörten sich danach über die Bedingungen.

(Foto: IMAGO/Christian Heilwagen)

Das Wetter bereitet den Organisatoren des Biathlon-Weltcups in Oberhof reichlich Kopfzerbrechen. Die Wettbewerbe müssen um einen Tag verschoben werden. Über den Zustand der Strecke gibt es abweichende Meinungen, die Norweger etwa sind fassungslos.

Das erste Rennen des Biathlon-Weltcups in Oberhof musste wegen des schlechten Wetters verschoben werden. Regen und Wind sind aber das kleinere Problem. Viel größer sind die Sorgen um den Zustand der Strecke. "Das sind wahrscheinlich die schlechtesten Bedingungen, in denen ich je in Oberhof gelaufen bin", war Superstar Johannes Thingnes Bø bei "NRK" erschrocken von den Zuständen auf der legendären Anlage im Thüringer Wald. Viel Baumrinde und Steine auf der Strecke seien nur ein Problem, ergänzte der 30-Jährige. "Dazu gibt es an einigen Stellen nur sehr wenig Schnee. Die Abfahrten waren lebensgefährlich", schlug Bø Alarm.

Weil die Norweger das erste Team waren, das eine Trainingseinheit absolvierte, wurden sie unfreiwillig auch zu Versuchskaninchen. Was sie erlebten, empörte auch Endre Strømsheim. "Schrecklich. Es sind absolut verrückte Bedingungen um zu trainieren. Wenigstens ist es für mich ein Rekord: Das war der schlechteste Trainingstag aller Zeiten." Die Strecke bestehe nur aus 50 Prozent Schnee. Der Rest seien "Sägespäne, Erde und Steine". Johannes Dale stimmte vollumfänglich zu. Auch er sagte: "Es war ein sehr komisches Training mit einer Mischung aus Schotter, Fichtennadeln und Steinen auf der Strecke. Das war das schlimmste Training, das ich in meiner Weltcup-Karriere hatte." Dazu sei es auch noch "kalt und nass" gewesen, klagte der 26-Jährige.

"Hier wurde einfach schlecht gearbeitet"

Ärger lösten die Bedingungen auch im norwegischen Wachs-Truck aus. Die vielen Steine und der Dreck auf der Strecke macht das Testen nahezu unmöglich. Dazu wird auch noch das Material zerstört. "Hier wurde einfach schlecht gearbeitet", kritisierte Norwegens Cheftechniker Tobias Dahl Fenre. In seinen Augen ist es auch "unmöglich", die Probleme bis zum ersten Rennen zu beheben. "Die einzige Möglichkeit ist, dass sie noch mehr Schnee draufpacken. Aber wenn sie das tun, müssen sie eine andere Methode wählen", verwies er auf das Stein-Schnee-Gemisch, das derzeit die Loipe bildet. Es fühle sich so an, als seien die Organisatoren mit einer Schneemaschine über die Strecke gefahren und hätten dabei Steine verteilt, sagte der Techniker.

IBU-Sportchef Daniel Böhm verteidigte Oberhof nicht gegen die Kritik, versprach in den kommenden Tagen aber Besserung. "Wir werden definitiv nicht in der Lage sein, ein Winter-Wunderland zu schaffen. Aber zusammen mit den Organisatoren werden wir unser Bestes geben, um es so gut wie möglich zu machen. Wir haben etwas Schnee im Lager, den wir für die am schlimmsten betroffenen Stellen nutzen können", sagte er.

"Freude ist da und wir haben so hart gearbeitet"

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Trotz des anhaltenden Regens sollen die Wettbewerbe mit Verspätung am Freitag beginnen. Das bestätigte der Chef des Organisationskomitees, Bernd Wernicke: "Wir waren gut vorbereitet, Punkt A. Wir waren immer in Abstimmung mit dem Weltverband IBU, Punkt B. Und der Wetterbericht zeigt, die Verlegung war richtig. Wir können ab Freitag die Wettbewerbe durchführen", sagte Wernicke. Der für diesen Donnerstag angesetzte Sprint der Männer über zehn Kilometer wurde aufgrund des heftigen Niederschlags, Plusgraden und Windböen verschoben und steht nun am Freitag (11.20 Uhr/ARD) auf dem Programm. "Ich bin jetzt so weit: Es muss einfach losgehen. Die Freude ist da und wir haben so hart gearbeitet", sagte Wernicke.

Anders als die verärgerten Norweger zeigten sich die deutschen Biathleten verständnisvoll. "Die Bedingungen waren in Ordnung. Die Strecke war fest und die Helfer haben die Strecke mit Salz hart bekommen", sagte Justus Strelow nach dem Training. "Alle werden sich die Mühe machen, für möglichst faire Bedingungen zu sorgen." Weil es nicht das erste Mal ist, dass Oberhof im Januar unter Schneemangel leidet, schaltete sich auch die französische Legende Martin Fourcade in das Thema ein. Er stellte auf X gar den Fortbestand der Rennen in Thüringen infrage und schrieb: "Vielleicht ist es an der Zeit, eine Arena zu finden, die in unsere Ära passt."

Quelle: ntv.de, tno/sport.de/dpa

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