
Arijan Topallaj braucht im Cage keine lange Anlaufzeit.
Vor wenigen Jahren war Arijan Topallaj noch ein kettenrauchender Stuckateur mit Nutella-Flash, mittlerweile ist er eines der größten deutschen MMA-Talente. Vor 13.000 Zuschauern in Stuttgart will der Balinger eine Serie fortsetzen: Knockout oder Submission innerhalb der ersten fünf Minuten.
Arijan Topallaj fackelt nicht lange: Wenn der schwäbische Mixed-Martial-Arts-Kämpfer in den Käfig steigt, dauert es bis zum Kampfende keine fünf Minuten. So war es in allen Profikämpfen des Balingers, der jedes Mal als Sieger hervorging. Der 25-Jährige zählt zu den größten Talenten in MMA-Deutschland. Vor 13.000 Zuschauern in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Hall (23. März, 18 Uhr/Oktagon TV) will er der Käfig-Kurzarbeit treu bleiben und kündigt ein Finish in der ersten Runde an.
Für den Fighter aus dem Balinger Planet Eater Gym wird die Veranstaltung Oktagon 55 ein Heimspiel. Sein Heimatort ist nur eine Autostunde entfernt von der baden-württembergischen Landeshauptstadt. "Das ist eine Herzensangelegenheit. Meine ganzen Leute werden da sein", sagt Topallaj im Gespräch mit ntv. "Mein Vater ist das erste Mal bei einem Kampf von mir. Das macht das Event für mich so besonders. Vielleicht ist es auch für lange Zeit das letzte Mal, dass ich zu Hause kämpfe, danach wird die Bühne größer - vielleicht Las Vegas."
Der Leichtgewicht-Fighter (Bilanz: 6 Siege, keine Niederlage) denkt groß, das Zeug, um mit den Besten in Europa mitzuhalten, hat er. Topallaj hat sich zu einem versierten Striker entwickelt und sobald es auf den Boden geht, sehen seine Gegner kein Land mehr. Das hat auch seine letzte Performance gegen den Slowaken Roman Paulus vor 19.000 Zuschauern in Köln gezeigt. In Stuttgart geht es wieder gegen einen Slowaken. Sein Gegner Karol Ryšavý (14-6) dürfte gut vorbereitet sein, schließlich ist er Teamkollege des letzten Topallaj-Gegners.
"Einmal Planet Eater, immer Planet Eater"
"Er will sich wohl rächen, für die Niederlage, die ich Roman Paulus zugeführt habe", sagt der Balinger mit leicht schwäbischem Dialekt. "Die können das nicht auf sich sitzen lassen, dass ich den in der ersten Runde plattgemacht habe. Aber da machen sie die Rechnung ohne den Wirt."
Denn in diesem Fall hat auch "Wirt" Topallaj eine deutlich bessere Vorbereitung hinter sich. Vor seinem Oktagon-Debüt musste er innerhalb weniger Tage zwölf Kilogramm abnehmen - ein unglaublich kräftezehrender Prozess. Vor dem Duell mit Ryšavý war er einen Monat in Thailand zur Vorbereitung. "Das Fitnesslevel ist jetzt einfach ein ganz anderes", so der Deutsch-Albaner.
Sich in anderen Gyms inspirieren zu lassen, sei ganz normal, erklärt er. Aber egal, ob Thailand, Schweden oder Polen für ein Trainingslager herhalten müssen, die erste Adresse bleibt immer das Planet Eater Gym. "Einmal Planet Eater, immer Planet Eater." Den ganz großen Grund, woanders seine Zelte aufzuschlagen, gibt es auch nicht.
In der Regel wechseln Kampfsportler die Trainingsstätte, wenn die Konkurrenz bzw. die Trainingspartner nicht mehr fordernd genug sind. Das beschauliche Balingen ist mittlerweile eine MMA-Hochburg in Deutschland, stellt viele Kämpfer in nationalen und internationalen Top-Ligen. Neben Topallaj bei Oktagon hat Cheftrainer und Gymleiter Peter Sobotta unter anderem mit dem Ukrainer Denys Bondar einen ehemaligen UFC-Kämpfer in seinen Reihen, Florim Zendeli mischt derzeit die PFL auf, Shawn Da Silva und Robin Moosmann treten in der britischen Organisation Cage Warriors an.
"Für mich war das nur eine Frage der Zeit, bis wir in den Top-Ligen ankommen", so Topallaj. "Wir haben sehr starke Leute und auch einen starken Nachwuchs, deren Namen viele noch nicht kennen", erklärt der 25-Jährige wie ein alter Hase. Er sei sich sicher, dass das Planet Eater in den nächsten fünf Jahren international zu den bekanntesten Gyms zählen werde.
"Potenzial noch nicht ausgeschöpft"
Das kleine Balingen ganz groß machen; dabei will Topallaj natürlich helfen. Auch wenn bereits 100 Prozent Fokus auf MMA liegen, muss er derzeit noch den Spagat zwischen Beruf und Profisport meistern. Der gelernte Stuckateur führt noch ein Logistikunternehmen. "Das gebe ich aber mehr und mehr ab. Es wird immer ernster im Sport. Vor fünf Jahren, als ich angefangen habe mit MMA, war ich noch Kettenraucher auf der Baustelle, hab' Nutella in der Fightweek gelöffelt - da hat Ernährung und Lifestyle noch keine Rolle gespielt. Jetzt lebe ich als Profi und habe mein Potenzial noch nicht ausgeschöpft."
Mit einem Sieg in Stuttgart soll die nächste Potenzialstufe gezündet werden. Einen Wunschgegner beim europäischen Veranstalter Oktagon hat er nicht. "Da gibt es keinen. Wunschgegner wäre von der Bezeichnung Conor McGregor, Tony Ferguson oder Charles Oliveira. Von sowas träumt man. Der letzte Gegner war, der aktuelle ist Slowake. Warum nicht danach mal gegen einen anderen Deutschen in meiner Gewichtsklasse. Ob es dann ein Konrad Dyrschka oder ein Hafeni Mafuka ist - die sollen kommen, die schick ich auf die Bretter", kündigt Topallaj selbstbewusst an.
Quelle: ntv.de