
Christian Jungwirth obenauf: Er siegte nach fünf Runden gegen Robert Pukač.
(Foto: Oktagon MMA)
Im Kampfsport ist Christian Jungwirth ein Star, im Schwabenland ein Idol. Bei seinem Heimspiel in Stuttgart liefert er das, was man von ihm erwartet: erst eine Käfig-Show, dann kernige Sprüche. Sein Sieg gegen den Slowaken Pukač ist aber wohl nur das Warm-up für das nächste ganz große Ding.
Vor dem Mixed-Martial-Arts-Event Oktagon 55 in Stuttgart ist der Lokalmatador in den Medien omnipräsent. Christian Jungwirth spricht auch mit ntv.de über seine Geschichte: Vom Tuchel-Schüler zum MMA-Star. Der Käfigkämpfer blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück, betont aber stets, im Hier und Jetzt zu leben. Die Zeit als Fußballer liegt nun schon länger zurück, mittlerweile schreibt der Käfigkämpfer Geschichte im Kampfsport. Seine Fights sind "immer Drama", wie sein Trainer Oliver Maier sagt. Und Drama packt die Leute, auch die Tausenden Zuschauer in Stuttgart erleben einen emotionalen Abend.
Angekündigt als "unsterblicher Kelte" wird er bereits beim Einmarsch in die Halle gefeiert. Zielstrebig schreitet der 37-Jährige mit Deutschland-Flagge um die Schultern zum Käfig. 15.000 Menschen in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle haben sich von ihren Sitzen erhoben, viele haben ihre Handys gezückt, grölen den Einlaufsong "Auf gute Freunde" mit.
Im Kampf gegen Robert Pukač zeigt Jungwirth die Eigenschaften, die ihn auszeichnen: unbändiger Wille und eine schier unerschöpfliche Kondition. Die gesamten fünf Runden ist der Stuttgarter im Vorwärtsgang, treibt den Slowaken vor sich her, feuert Schlag- und Trittkombinationen ab. Für jeden Konterschlag Pukačs folgen zwei des Deutschen. Ungewöhnlich oft setzt Jungwirth zum Takedown an, will den Kampf auf den Boden verlagern. In vielen Fällen enden die beiden Fighter am Käfigzaun, Jungwirth macht die Auseinandersetzung unangenehm für den Slowaken, der nur über einen Distanzvorteil in den Kampf hätten punkten können. Nach fünf Runden reißt Jungwirth die Arme in die Höhe und feiert den souveränen Punktsieg.
Dass der Kampf statt der normalen drei auf fünf Runden angesetzt wurde, sei eine Voraussetzung gewesen, damit Jungwirth noch einmal gegen den Slowaken in den Käfig gestiegen ist. Vor rund zwei Jahre siegte er bereits gegen Pukač. Bei den Kampfbedingungen gab es dieses Mal aber offenbar Probleme in der Kommunikation: Der Deutsche erfuhr erst in der Pressekonferenz einen Tag vor dem Fight, dass es fünf Runden werden könnten. Als würde man sich auf einen Halbmarathon vorbereiten, aber am Ende einen ganzen Marathon laufen müssen. "Das soll mir erstmal einer nachmachen", sagte Jungwirth auf der Pressekonferenz nach dem Kampf. Es ist auch diese "Nehmen wie es kommt"-Mentalität, die ihm die Gunst der Fans einbringt.
In seiner Heimat waren natürlich unzählige Anhänger des VfB Stuttgart im Publikum, stimmten teilweise auch Stadiongesänge an und dichteten diese auf Jungwirth um. Auch sein alter Weggefährte und Ex-Nationalspieler Andreas Beck, mit dem Jungwirth in der Jugend beim VfB zusammenkickte, war im Publikum. Doch der Jungwirth-Hype geht weit über das Schwabenland hinaus. Für den Veranstalter Oktagon ist die Euphorie um den MMA-Spätstarter Grund genug, das nächste ganz große Ding mit dem 37-Jährigen zu planen.
MMA-Rekordevent steigt im Oktober

Einmarsch des Kelten: In Frankfurt dürfte das nochmal eine Nummer größer ausfallen.
(Foto: Oktagon MMA)
Am 12. Oktober soll er helfen, das Frankfurter Waldstadion vollzumachen. 55.000 Zuschauer sind angepeilt, ein Event, das es in dem noch jungen Sport in dieser Größenordnung noch nie gab. Sein Gegner soll der andere große deutsche MMA-Star werden: Christian Eckerlin. Der Frankfurter saß in Stuttgart im Publikum, schaute sich die Jungwirth-Dominanz an. "Wir sehen uns spätestens am 12. Oktober, wenn es heißt: Stuttgart gegen Frankfurt. Christian, wo bist du? Ich freu' mich schon", rief Jungwirth seinen Namensvetter zu, der glühender Eintracht-Anhänger ist.
Eine unmittelbare Antwort gab es an diesem Abend von Eckerlin nicht. Das wäre auch nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, schließlich tritt der 37-Jährige Anfang Mai in Frankfurt bei Oktagon 57 noch gegen den Tschechen Miroslav Brož an. Das Event in der Festhalle (10.000 Zuschauer) war innerhalb weniger Tage ausverkauft. Der "König von Frankfurt" begeistert die Massen ähnlich wie Christian Jungwirth. Die Veranstalter sprechen daher bereits vom "King of Germany"-Fight. Ob aus dem Kelten am Ende ein König wird, ist eigentlich egal. Mit diesem Gipfeltreffen vor Rekordkulisse Veranstaltung wird Jungwirth seinen Ruf des Unsterblichen in der MMA-Sportgeschichte endgültig gerecht.
Quelle: ntv.de