Markigen Worten folgt Desaster Olympiasieger Harting verspottet Verband
03.08.2019, 15:23 Uhr
Christoph Harting hat mal wieder einen raus gehauen.
(Foto: imago images / PRiME Media Images)
Diskuslegende Robert Harting war schon ein kontroverser Athlet, der Verbände öfter herausgefordert hat. Nach dem Karriereende des Olympiasiegers steigt nun Bruder Christoph, ebenfalls Goldmedaillengewinner, in den Ring und sorgt mit provokanten Aussagen für Ärger. Sportlich erlebt Harting jedoch ein Desaster.
Diskus-Olympiasieger Christoph Harting hat mit respektlosen Äußerungen über die Titelkämpfe der Leichtathleten für Unmut gesorgt. "Deutsche Meisterschaften sind immer der große letzte Nominierungswettkampf, wo der DLV sagt, ihr müsst hinfahren. Es ist die letzte Erpressungsmöglichkeit der deutschen Leichtathletik", sagte der 29-jährige Werfer der "Berliner Zeitung".
Sehr flapsig äußerte sich Harting auch über eine mögliche Titelverteidigung am Wochenende in seiner Heimatstadt und seine Konkurrenten. "Seit gefühlt 35 Jahren trägt kein anderer als ein Harting den Titel im Diskuswerfen", sagte er. Solle den jetzt ein Martin Wierig oder ein David Wrobel kriegen, fragte er rhetorisch. "Da sagt der Stolz: Ach, nein. Auf der anderen Seite sage ich mir: Ach, nehmt ihn euch doch, wenn es euch so wichtig ist. Es gibt wenig Unbedeutenderes als einen deutschen Meistertitel."
Darf man den Aussagen glauben, dürfte Harting mit dem auf die markigen Worte folgenden sportlichen Desaster gut klar kommen: Der Rio-Olympiasieger und Lokalmatador blieb ohne gültigen Versuch - genau wie vor einem Jahr im Olympiastadion bei der Heim-EM. Den Titel sicherte sich derweil Martin Wierig (Magdeburg) mit 65,39 m.
"Nur eine Meisterschaft - halb so wild"
"Es ist nur eine deutsche Meisterschaft - halb so wild", sagte Harting: "Woran es gelegen hat? Verschiedene Umstände. Zum einen der körperliche Verfassungszustand, den ich hier nicht vorschieben möchte." Letztendlich habe eine Summe von Faktoren zu dem Nicht-Ergebnis geführt.
"Wann immer wir eine Belastung im Training aufbauen konnten, ist uns irgend jemand von der Seite rein gegrätscht - mal ein Magen-Darm-Virus, mal eine Erkältung, mal Fieber, mal das, mal das, mal das", sagte Harting. Deswegen habe er keine "richtige Physis aufbauen können", das ihm "im Laufe der Saison mehrmals auf die Füße gefallen ist. Es hat nicht sollen sein." Harting, den in dieser Saison immer wieder auch Rückenprobleme plagten, ließ zudem seinen Start in Doha/Katar (27. September bis 6. Oktober) trotz erfüllter Norm erneut offen, um seine Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio nicht zu gefährden. "Ich bin aktuell in einer Position, in der ich sage: Eher weniger", meinte er.
"Bemerkenswerte Verhaltensweisen"
Den Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) überraschen die erneuten verbalen Ausfälle nicht. "Wir haben manches Mal durchaus bemerkenswerte Verhaltensweisen erlebt", sagte Jürgen Kessing und erinnerte an die Medaillenvergabe bei den Olympischen Spielen 2016. Damals hatte Christoph Harting beim Abspielen der deutschen Nationalhymne die Arme verschränkt, geschunkelt und herumgealbert. DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska kündigte an, sich mit Harting austauschen zu wollen, um "einzuordnen, was er gesagt hat". Vor ihm hatte sein Bruder Robert Harting den Titel von 2009 bis 2017 acht Mal gewonnen. Nur Christoph Harting konnte ihm Platz eins 2015 und 2018 streitig machen.
Nach den Regeln des Weltverbandes IAAF hat er die Qualifikationsnorm für die Weltmeisterschaften Ende September in Doha/Katar mit seinen 66,01 Metern in diesem Juni bereits erfüllt. Für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio gilt nicht nur diese Leistungsnorm als Zulassungskriterium. Zusätzlich müssen noch Punkte für eine neue Weltrangliste gesammelt werden.
Quelle: ntv.de, ter/dpa