Lions patzen, Packers verblüffen Olympiasiegerin flippt aus bei Klatsche für deutschen Star
23.11.2023, 22:09 Uhr
Amon-Ra St. Brown (rechts) konnte im Spiel gegen die Green Bay Packers diesmal nicht viel bewegen.
(Foto: IMAGO/Icon Sportswire)
Thanksgiving, das ist in den USA für viele ein Festtag und für einige eine Erinnerung an Unterdrückung und Völkermord. Football gespielt wird aber immer und diesmal überraschen die Green Bay Packers die Detroit Lions mit NFL-Star Amon-Ra St. Brown. Dabei spielt auch Olympiasiegerin Simone Biles eine Rolle.
Was stand auf dem Spiel?
Thanksgiving bedeutet in den USA: Truthahn, Familienfest - und Football. Leider auch immer noch Verklärung der Tatsachen des Feiertags zulasten der Native Americans, für die Thanksgiving ein Tag des Trauerns und der Erinnerung an Jahrhunderte der Unterdrückung und des Völkermords ist.
Mittendrin diesmal: Die hochgejazzten Detroit Lions (vor der Partie zum ersten Mal seit 1962 eine Bilanz von 8-2) um den Deutschen Amon-Ra St. Brown. Nationales Scheinwerferlicht war für die Lions lange Zeit kein Thema. Aber jetzt gelten sie auf einmal als ernsthafter Super-Bowl-Anwärter. Das günstigste Ticket für das Feiertags-Spiel liegt im niedrigen vierstelligen Bereich. Auch dank des Wide Receivers St. Brown, der sich immer mehr zu einem der besten seines Fachs weltweit entwickelt. Von Woche zu Woche verbessert der 24-Jährige sich.
Doch statt gegen die Green Bay Packers seine 1000-Yards-Marke (gefangene Yards) zu knacken, setzt es für ihn und sein Team eine bittere Klatsche. Green and Gold gelingt dank des immer stärker auftrumpfenden Quarterbacks Jordan Love ein 29:22-Sieg, der sich am Ende knapper liest, als er war. Doch dass auch Turn-Superstar Simone Biles eine Rolle spielen würde, war vorher nicht erwartbar.
Es geht im Ford Field um nicht weniger als die NFL-Playoffs. Die Packers machen im Kampf mit den Minnesota Vikings wichtiges Land gut im Kampf um die letzten Plätze für die K.-o.-Runde im Januar. Die Lions dagegen verpassen es, ihre Führung in der NFC North auszubauen und den Weg zu ihrem ersten Divisionssieg seit 1993 mit rotem Teppich auszulegen.
Was ist passiert?
Die Packers suchen im Jahr eins nach dem Abgang von Altmeister Aaron Rodgers noch ihre Form. Eigentlich. Denn auch ohne den Star-Quarterback, der zu den New York Jets abwanderte, gelingt das immer besser. Zwei der letzten drei Partien hatte Green and Gold gewonnen. Und auch gegen Detroit zeigt Rodgers' Nachfolger, der 25-jährige Jordan Love, der in seiner ersten Saison als Starter mächtig kritisiert wurde, dass mit ihm und seinem Team langsam gerechnet werden muss.
Die Packers legen mit ordentlich Feiertagsstimmung los. Im ersten Drive klappt alles, was die Coaches vorher im Spielbuch festgelegt hatten: Ein paar lange Würfe von Love (unter anderem ein traumhafter 53-Yard-Pass auf Christian Watson) gegen die eher schwache Passverteidigung der Lions - und schon steht es 7:0. Die Packers brauchen nur fünf Spielzüge, um in Detroit auf die Anzeigetafel zu kommen.
Zwar antworten die Lions mit einem guten Laufspiel und zwei simplen Würfen auf Sam Laporta für den fünften Touchdown des Rookie-Tight-Ends in dieser Saison. Allerdings geht der Extrapunkt vorbei und direkt darauf marschieren die Packers schon wieder unaufhaltsam in Richtung Endzone. Love täuscht eine Ballübergabe zu einem Laufspielzug an und wirft stattdessen: Es steht 14:6 und das Punktespektakel nimmt seinen Lauf.
Anschließend verteilen die Lions Geschenke, obwohl Thanksgiving und nicht Weihnachten gefeiert wird. Erst führt ein Fumble von Quarterback Jared Goff zum 20:6. Sekunden später folgt der nächste bittere Patzer: Goff leistet sich einen weiteren Ballverlust, diesmal bei einem eigenen Lauf. Die gesamte Saison über hatte der Top-Quarterback keinen einzigen Fumble, nun zwei innerhalb von vier Spielzügen. Zwar können die Packers aus diesem Fehler kein Kapital schlagen, aber die schlafenden Löwen wachen nicht auf und kommen nicht annähernd an die diesjährige Normalform heran. Bei den Packers dagegen läuft das Spiel vor allem dank des herausragenden Quarterbacks Love (15 von 20 Würfen angebracht für 189 Yards und zwei Touchdowns in der ersten Hälfte) flüssig weiter. Per Field Goal stellen sie auf 23:6 zum Halbzeitstand.
Gab es Truthahn in der Kabine? Wahrscheinlich nicht, aber die Lions stürmen mit neuer Kraft aus der Halbzeitpause. Mehrere gute Läufe führen, dank anschließender 2-Point-Conversion, zum 14:23. Die Defensive von Detroit baut nun ebenfalls weitaus mehr Druck auf. Doch nach einem misslungenen Fake-Punkt-Spielzug erhalten die Lions den Ball tief in der gegnerischen Hälfte. Kurz darauf wirft der cool bleibende Love zum nächsten Touchdown, es steht 29:14 (2-Point-Conversion misslingt).
Im letzten Viertel patzen die Lions mit einem weiteren Turnover on downs; fünf misslungene vierte Versuche, die ausgespielt werden, sind es heute. Anschließend legt Love den längsten Lauf seiner Karriere hin (37 Yards) nach einer wunderschön angetäuschten Ballübergabe. Auch wenn es nicht zu Punkten reicht, die Uhr läuft gnadenlos runter für Green Bay und ganz kurz vor Schluss können Goff und Co. nur noch auf 22:29 verkürzen. Makulatur.
Szene des Spiels
Im ersten Viertel beweist die Defensive der Packers, dass sie in diesem Duell für Ärger sorgen wird. Für die Detroit Lions und besonders für Jared Goff. Dem Quarterback wird nach knapp 13 Minuten der Ball aus der Hand geschlagen und ein gewisser Jonathan Owens schnappt sich das Ei. Der Abwehrspieler ist der Ehemann von Superstar-Turnerin und Olympiasiegerin Simone Biles und läuft nach der Ballaufnahme unbedrängt zum Touchdown.
Während der 28-Jährige seinen Triumph mit einem Tänzchen auf dem Rasen feiert, flippt seine Ehefrau auf X, vormals Twitter, komplett aus. "Das ist mein Ehemann", schreibt Biles in Großbuchstaben, "mein Mann, mein Mann, mein Mann." Normalerweise darf Owens Seriensiegerin Biles bei ihren immer neuen Bestleistungen zujubeln, nun ist es umgekehrt und das kostet die Turnerin voll aus. Nach dem Schlusspfiff feiert sie noch einmal: "Ein Packers-Sieg, Baby! Happy Thanksgiving."
Owens' Touchdown ist ein Statement, von dem die Lions sich das Spiel über nicht mehr erholen und steht sinnbildlich für die vielen Male, bei denen Goff zu Fall gebracht wird. Zwar geht der Extrapunkt daneben (Wind gibt es in der geschlossenen Arena nicht) und doch führen die Packers zu diesem Zeitpunkt, mit noch zwei Minuten auf der Uhr im ersten Viertel, bereits mit 20:6. Loves Team hatte an den ersten zehn Spieltagen genau zwei Touchdowns im ersten Viertel zu bieten. Am heutigen Festtag sind es im ersten Abschnitt drei.
Spieler des Spiels
"Die Geduld der Packers mit Jordan Love könnte sich endlich auszahlen", schrieb die "Sports Illustrated" vor drei Tagen. Nach bitteren Pleiten und schwachen Auftritten zeigt der Quasi-Rookie auch gegen Detroit, dass er ein Großer werden könnte. Love zeigt erneut Fortschritte, wenige Tage nach seinen 322 Yards und zwei Touchdowns beim Sieg gegen Justin Herbert und die Los Angeles Chargers. Mit 228 Yards und drei Touchdowns bei keiner Interception stellt er in Goff den nächsten Elite-Quarterback in den Schatten und schlägt in den Lions ein echtes Top-Team.
Unter Druck bleibt Love cool, hinzu kommt seine enorme Armkraft - die Zukunft der Packers könnte sich nach Aaron Rodgers' Abgang schneller als erwartet angenehm gestalten. Der neue Starting-Quarterback verhindert mit seiner Leistung eine Niederlagenserie von fünf Spielen gegen Detroit und rächt sich für die klare Pleite in Woche vier.
Quelle: ntv.de