"Hanni" will sein Zeug machen Optimistischer DLV-Adler
27.12.2002, 18:47 UhrDer "König der Lüfte" hofft bei der Rückkehr an die Orte seines einmaligen Triumphes auf einen Höhenflug zur Titelverteidigung. Ein Jahr nach dem historischen Vierfachsieg will Sven Hannawald bei der 51. Vierschanzentournee als erst siebter Springer zum zweiten Mal hintereinander ganz oben auf dem Treppchen stehen.
"Ich möchte wieder mein Zeug machen. Alles andere kommt von allein", nannte der Hinterzartener sein Ziel für den ersten Saison- Höhepunkt der Skispringer. Bundestrainer Reinhard Heß zählt seinen 28 Jahre alten Schützling zum engeren Favoritenkreis auf den Gesamtsieg. "Sven kann um einen Platz auf dem Stockerl springen. Er hat wieder das nötige Selbstbewusstsein", erklärte der Thüringer. Zwei Siege nacheinander sind in 50 Jahren nur dem Norweger Björn Wirkola, den Österreichern Hubert Neuper und Ernst Vettori sowie den drei Deutschen Helmut Recknagel, Jochen Danneberg und Jens Weißflog gelungen.
Ihren Mythos hat die Traditionsveranstaltung nach Ansicht von Heß auch durch Hannawalds Triumph nicht verloren. "Das hat der Tournee nicht geschadet. Vorher war die große Frage, ob ein Athlet vier Siege schafft. Jetzt lautet sie, ob es ein Athlet noch einmal schaffen kann", sagte der Bundestrainer in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Heß glaubt, dass ein solcher Erfolg wiederholbar ist - wenn die Bedingungen wieder an allen Tagen optimal sind. Aber damit rechnet er so schnell nicht wieder.
Schon gar nicht bei der 51. Auflage. Angesichts der Wetterkapriolen mit Regen und Plusgraden hatten die Veranstalter alle Hände voll zu tun, die Austragung der Wettbewerbe zu sichern. Diese elektrisieren auch in diesem Jahr Athleten und Fans. "In Deutschland fiebern die Leute ohnehin mit. Und in Österreich werden die Stadien zusammenbrechen", meinte Heß. Denn die Springer aus der Alpenrepublik haben mit vier von acht Weltcup-Siegen große Hoffnungen in der Heimat geweckt.
Bei den Springen in Oberstdorf (29.12.), Garmisch-Partenkirchen (1.1.), Innsbruck (4.1.) und Bischofshofen (6.1.) sind daher volle Stadien garantiert. Zumal es wohl selten so viele Anwärter auf den Gesamterfolg gab, der mit einem Auto honoriert wird. Heß: "Die Österreicher sind momentan eine Übermacht. Die Slowenen sind noch besser geworden, und man darf die Norweger nicht vergessen."
Für die Springer des Deutschen Skiverbandes (DSV) soll ein Trio die Kastanien aus dem Feuer holen. "Was Sven Hannawald, Martin Schmitt und Michael Uhrmann angeht, da habe ich keine Bedenken. Die drei werden bei der Tournee präsent sein", äußerte sich Heß optimistisch in Bezug auf die Leistungsträger. Vor allem Hannawald traut der Bundestrainer eine Menge zu: "Er hat den Kopf wieder frei und ist locker."
Der "Sportler des Jahres" hat mit seinem ersten Saisonsieg im letzten Weltcup-Springen vor dem Tournee-Auftakt den erhofften Schritt aus der Krise getan. "Diesen Sieg hatte ich noch nicht erwartet. Ich hoffe, dass ich meine Sprünge stabilisieren kann, denn ich will bei der Tournee angreifen", erklärte Hannawald nach dem Erfolg von Engelberg. Immerhin gibt es neben neuen Meriten pro Sieg auch 30 000 Schweizer Franken (20 670 Euro) zu verdienen.
Während Hannawald bei seiner elften Teilnahme auf das Gesamtklassement schaut, konzentrieren sich Schmitt und Uhrmann zunächst auf die Einzel-Konkurrenzen. "Martins Problem ist, dass er noch nicht wieder 100-prozentig fit ist. Von ihm kann ich nicht verlangen, dass er um die ersten drei Plätze mitspringt", sagte Heß. Der Doppel-Weltmeister aus Tannheim sieht dies genauso. "Natürlich will ich immer vorn dabei sein, aber man muss das realistisch sehen. Es wird schwer, ganz nach vorn zu springen", erklärte Schmitt. Und Uhrmann meinte: "Wenn die Kraft reicht, rechne ich damit, einmal ganz vorne hineinspringen zu können."
Ein Comeback nach seinem Armbruch feiert Christof Duffner. Der 31-Jährige ist bereits zum 15. Mal bei dem Vierschanzen-Spektakel dabei, das von RTL live übertragen wird. Duffner zieht mit DSV-Rekordhalter Weißflog gleich, der mit vier Gesamtsiegen der bisher erfolgreichste Teilnehmer ist. Der Italiener Roberto Cecon bestreitet seine 16. Tournee und wird damit zum alleinigen "Weltrekordler".
Quelle: ntv.de