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Rekordsieg auf Hawaii Patrick Lange gewinnt Ironman-WM

In Rekordzeit gelangt Lange ins Ziel.

In Rekordzeit gelangt Lange ins Ziel.

(Foto: AP)

Der diesjährige Ironman auf Hawaii ist nichts für schwache Nerven: In einem denkwürdigen Rennen muss Titelverteidiger Jan Frodeno alle Siegchancen aufgeben, während Patrick Lange trotz "richtig scheiß Beinen" gleich dreifachen Grund zur Freude hat.

An einem der bittersten Tage für Jan Frodeno auf Hawaii hat Landsmann Patrick Lange mit einer sensationellen Leistung die deutsche Siegesserie bei der Ironman-Weltmeisterschaft fortgesetzt. "Das ist, wovon ich immer geträumt habe. Das ist nicht wahr, das ist so großartig", sagte Lange, der mit der Deutschland-Fahne in der Hand fast ins Ziel gestolpert wäre: "Das ist Gefühls-Achterbahn hoch Tausend."

Nach der Schwimm-Etappe lag Frodeno noch auf dem Siegerkurs.

Nach der Schwimm-Etappe lag Frodeno noch auf dem Siegerkurs.

(Foto: AP)

Der Vorjahresdritte verwies bei seiner zweiten Hawaii-Teilnahme den Kanadier Lionel Sanders mit 2:27 Minuten Vorsprung auf den zweiten Platz und stellte in 8:01:39 einen Streckenrekord auf. Dritter wurde der Brite David MacNamee vor dem zweiten deutschen Top-Favoriten Sebastian Kienle. Der 33-Jährige aus Mühlacker kam 8:19 Minuten nach Lange ins Ziel. Boris Stein, Siebter vor einem Jahr, wurde Zehnter.

In einem denkwürdigen Rennen holte Lange nach 3,8 Kilometern Schwimmen und 180,2 Kilometern Radfahren beim Marathon über zehn Minuten auf. Wenige Kilometer vor dem Ziel konnte der 31-Jährige aus Bad Wildungen so erstmals die Führung übernehmen und gab sie bis zum Ziel nicht mehr ab. Lange ist damit nach Thomas Hellriegel (1997), Normann Stadler (2004 und 2006), seinem jetzigen Trainer Faris Al-Sultan (2005), Kienle (2014) und Frodeno (2015/2016) der sechste Deutsche, der auf Hawaii siegt.

Zunächst nur Kontakt zu Toprängen

Es wurde ein Rennen für die Geschichtsbücher, und keines für schwache Nerven. Frodeno, Sieger 2015 und 2016, stieg als Zweiter nach 48:27 Minuten aus dem Pazifik, war damit noch voll im Soll. Schneller war nur der Australier Josh Amberger, der die Führung nach dem Wechsel auf die Radstrecke aber nicht mehr allzu lange halten konnte. Lange lag zu diesem Zeitpunkt nur 1:36 auf die Spitze zurück, war auf Platz 15 und damit auf dem Rad zunächst nur mit Kontakt zu den Toprängen - so, wie geplant.

Kienle und Sanders, die nach dem Schwimmen lange Zeit das Rennen bestimmten, hatten am Ende über sechseinhalb Minuten Rückstand auf die Spitze. Nach einigen noch eher verhaltenen Kilometern drehte Kienle auf, bildete schnell zusammen mit Landsmann und Lange-Trainingspartner Boris Stein und Sanders eine Dreiergruppe, die sich kontinuierlich nach vorne arbeitete. Nach gut 30 Kilometern lagen die ersten 30 Fahrer lediglich 68 Sekunden auseinander. Frodeno war vorn mit dabei, Lange lag ebenfalls zunächst noch gut.

Immer wieder wechselte die Führung, das Tempo war brutal hoch. Dafür sorgten vor allem Kienle und Sanders. Nach anderthalb Rennstunden drehten sie weiter auf. Kienle, der Elegante auf dem Rad, und Sanders, der mit weniger Technik, aber brachialer Kraft in die Pedale trat. Ein Kraftaufwand, der sich bei beiden zumindest im Kampf um den Sieg rächen sollte.

"Richtig scheiß Beine"

Nach der Hälfte übernahm der Australier Cameron Wurf, ehemaliger Olympia-Teilnehmer im Rudern und Ex-Radprofi, erstmals die Führung. In 4:12:54 Stunden pulverisierte der 34-Jährige Stadlers Rad-Streckenrekord von 2006. Sanders blieb in 4:14:18 und Kienle in 4:14:57 ebenfalls noch unter Stadlers Zeit von 4:18:23 Stunden. Lange konnte da nicht mithalten, hatte Probleme: "Ich wollte aussteigen, weil ich richtig scheiß Beine hatte", sagte er später. Dennoch blieb er im Rennen und zündete – wie vorher angekündigt - beim Laufen den Turbo. Während die Rivalen mehr und mehr abbauten, wirkte der 31-Jährige, der vor einem Jahr in 2:39,45 bereits den Marathon-Streckenrekord aufgestellt hatte, immer noch frisch.

Als Lange dann im Ziel überglücklich auf die Knie fiel und danach ein kleines Tänzchen auf wackligen Beinen wagte, war Frodeno noch immer auf der Strecke. Vieles lief für den 36-Jährigen nicht wie erhofft. Bei einer Verpflegungsstation bekam er zweimal ein Trinkflasche mit Wasser nicht zugreifen, danach setzten beim Laufen offenbar schwere Rückenprobleme ein. Frodeno schrie kurz auf, musste sich mit Schmerzen für mehrere Minuten setzen. Nach Rücksprache mit seiner Frau, der Olympiasiegerin von 2008 Emma Snowsill, trabte er nach einige Minuten wieder los und darf sich nach diesem Kampf dennoch als einer der Sieger der Herzen fühlen.

Beim berühmtesten Triathlon der Welt gingen in diesem Jahr rund 2400 Teilnehmer aus 66 Nationen an den Start, darunter aber nur 59 Profis. Unter anderem hatte sich in diesem Jahr auch Tagesschau-Sprecher Thorsten Schröder qualifiziert.

Quelle: ntv.de, lou/dpa

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