
Hatte seine letzten Kämpfe bei der deutschen Organisation NFC bestritten, kämpft nun bei Oktagon: Patrick Vespaziani.
Bei MMA-Kämpfern wird schnell die Parallele zu Berufskämpfern in antiken Arenen gezogen. Patrick Vespaziani trägt den Gladiator sogar im Spitznamen. Der 32-Jährige zählt zu den besten Schwergewichten Deutschlands und profitiert in seiner Karriere enorm von seinen Erfahrungen bei der Bundeswehr.
Wenn er die Halle betritt, ertönt das epische "O Fortuna" von Carmina Burana, er trägt den ikonischen Helm von Maximus Decimus Meridius, der Hauptfigur aus dem Film "Gladiator". Dabei ist Patrick Vespaziani nur im übertragenen Sinne ein moderner Gladiator, der zu orchestralen Tönen zur Tat schreitet. Auch wenn er sogar den Spitznamen "Il Gladiatore" (ital. für "Der Gladiator") trägt, für den Pfälzer MMA-Kämpfer geht es nicht um Leben und Tod, wie im alten Rom, sondern um Sieg oder Niederlage. Bei Oktagon 64 in München (am 7. Dezember ab 18 Uhr live auf RTL+) wird er erstmals bei einer internationalen Organisation kämpfen.
Für den Spitznamen ist sein Opa verantwortlich, erzählt Vespaziani, dessen Familie italienische Wurzeln hat, im Gespräch mit ntv/RTL. "Mein Opa war überhaupt kein Fan davon, dass ich MMA mache. Er wollte, dass ich mein Leben lang bei der Bundeswehr bleibe. Aber als ich mit Kampfsport angefangen habe, meinte er: Du bist der moderne Gladiator. Wenn du zur Zeit der Römer gelebt hättest, wärst du reich und berühmt gewesen." Da habe er entschieden, sich den Spitznamen zunutze zu machen. "Natürlich waren die meisten Gladiatoren damals Sklaven, aber das ganze Volk kannte sie."
So richtig ernst genommen habe sich das Schwergewicht aus Kaiserslautern aber nicht gefühlt, als es nach Jahren des Fußballspielens in den Kampfsport wechselte. "Anfangs gab es natürlich ein bisschen Gelächter. Der Sport und das Ansehen ist über die Jahre aber immer größer geworden." Der Support seiner Familie sei von Anfang an dagewesen, seine Mutter habe aber zunächst seine Kämpfe nicht anschauen können. Das habe sich mittlerweile geändert und auch seine Schwestern und Schwäger seien eine wichtige Unterstützung. "Das gibt mir extrem viel Kraft", sagt der 32-Jährige, der einen 13-jährigen Sohn hat.
Alles begann bei der Truppe
"In der Schule ist das natürlich ein großes Thema. Er will selbst mal Kämpfer werden, hat auch die ganze Zeit trainiert. Aber wie das in der Pubertät halt so ist, legen sich die Kids da nicht so fest. Und jetzt will er wieder Fußball spielen", sagt der Vespaziani, der regelmäßig zwischen Frankfurt und Kaiserslautern pendelt, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Seinen Sohn zum MMA-Sport drängen würde er aber nie. "Er soll das machen, worauf er Lust hat. Wenn es MMA wird, würde ich dahinterstehen."
Vespazianis Weg zu Mixed Martial Arts dagegen hatte seinen Ursprung bei der Bundeswehr. Der ehemalige Soldat war gerade im Auslandseinsatz in Mali, als ihn ein Kamerad für den Kampfsport begeisterte. "Ich war wirklich Soldat mit Leib und Seele. Aber das stumpfe Pumpen im Fitnessstudio war nie etwas für mich." Zurück in Deutschland habe er mit Boxen und Kickboxen angefangen. Das war ihm auf Dauer aber "zu langweilig". Einfach "mehr Action" habe er gebraucht - und irgendwann sei er zum MMA Spirit in Frankfurt am Main gekommen. "Die beste Adresse für diesen Sport in Deutschland."
Zusammen mit einigen der besten MMA-Kämpfer Deutschlands trainiert das aufstrebende Talent, das trotz seiner 32 Jahre im Schwergewicht seine besten Jahre noch vor sich hat. Die Erfahrungen bei der Bundeswehr waren Vespaziani eine Hilfe, um in dem Sport Fuß zu fassen. "Die Zeit bei der Truppe hat mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin, was Disziplin, Ordnung, Sauberkeit angeht. Auch Loyalität und Ehrgeiz spielen eine große Rolle." Das seien alles Faktoren, die in MMA einen hohen Stellenwert einnehmen. "Und wenn du das acht Jahre lang bei der Bundeswehr so eingetrichtert bekommst, merkst du schnell, dass es auch im Sport funktioniert", sagt Vespaziani.
"Will in München ein Statement setzen"
In den vergangenen Jahren hat er sich zu einem der größten Talente in seiner Gewichtsklasse hochgearbeitet, der Vertrag bei Oktagon MMA ist da eine Bestätigung, obwohl Vespaziani seinen bislang letzten Profikampf verloren hatte. "Ich komme aus einer Niederlage und ich suche da keine Ausreden", sagt er. "Ich weiß ganz genau, woran es da gelegen hat. Aber wer meine Kämpfe gesehen hat, weiß, aus welchem Holz ich geschnitzt bin und dass ich was aushalten kann, dass ich Knockout-Power habe - und die Entwicklung in die richtige Richtung geht." Und mit dem Kampf gegen Sebastian Herzberg in München wolle er "ein Statement setzen und jedem zeigen, dass ich zu Recht dort bin".
Leicht wird die Aufgabe in München allerdings nicht. Herzberg ist ein erfahrener Mann, war Champion in einer deutschen Organisation und hat alle seine fünf Profikämpfe gewonnen. "Natürlich ist er auch gefährlich", sagt der Pfälzer. Wenn man seinen Gameplan verstehe und diesen dann auch drei Runden durchziehe, minimiere man die Chance, von einem Lucky Punch getroffen zu werden. "Das kommt im Schwergewicht oft vor. Davor muss ich in dem Kampf auf jeden Fall auf der Hut sein", sagt Vespaziani, der aber keineswegs defensiv agieren wolle. "Ich verspreche natürlich ein Feuerwerk, weil wenn man mich kennt, weiß man ganz genau: "Il Gladiatore" steht für Action!"
Quelle: ntv.de