Sport

Länderspiele von Österreichs Team Pleiten und große Dramen

Die österreichische Fußball-Länderspielgeschichte ist arm an Titeln, aber reich an peinlichen Pleiten und großen Dramen. Häufig spielte dabei die DFB-Auswahl eine unglückliche Nebenrolle, wie etwa 1978 beim "Wunder von Cordoba". Ein Blick zurück auf das glorreich gescheiterte "Wunderteam", die "Schande von Gijon" und andere tragische Heldengeschichten.

7.12.1932, England - Österreich 4:3 (Freundschaftsspiel)

Das "Wunderteam" hat nie etwas Großes gewonnen, doch die Elf um Matthias Sindelar wird noch heute verehrt. Die Niederlage an der Stamford Bridge wurde zum Sieg umgedeutet, die Helden von London in Öl gemalt. Sindelar und Co. schlugen alle großen Fußball-Nationen, Deutschland wurde 5:0 und 6:0 vom Platz gefegt. Doch 1934 bei der WM scheiterten sie an Italien - der Schiedsrichter war Schuld.

30.6.1954, Österreich - Deutschland 1:6 (WM-Halbfinale)

Bei der WM in der Schweiz ist Österreich Mitfavorit, und bis zum Halbfinale läuft es nach Plan. 1:0 gegen Schottland, 5:0 gegen die Tschechoslowakei, 7:5 gegen den Gastgeber. Die "Hitzeschlacht von Lausanne" kostet jedoch zu viel Kraft und die Mannschaft geht im Angriffswirbel von Fritz Walter und Co. unter. Schuld diesmal: die Schraubstollen von Adi Dassler.

10.12.1960, Italien - Österreich 1:2 (Freundschaftsspiel)

In einem Anflug der typischen Selbstverachtung zieht sich der ÖFB freiwillig aus der WM-Qualifikation zurück. Offizieller Grund: Die Reise nach Chile wäre ohnehin zu teuer. Stattdessen bestreitet man Testspiele gegen die besten Teams der Welt, die man allesamt schlägt. Die UdSSR 3:1, Spanien 3:0, England 3:1 und sogar die Italiener in Neapel. Österreich ist gefühlter Weltmeister.

21.6.1978, Österreich - Deutschland 3:2 (WM-Zwischenrunde)

Cordoba - eine Stadt, ein Mythos. "Krankl schießt ein, 3:2 für Österreich", brüllt Edi Finger - und wird "narrisch". Dabei ist die WM 1978 für Österreich alles andere als ein Erfolg. Von den fünf Spielen zuvor gehen drei verloren, doch die Pleiten verblassen nach dem (wertlosen) Triumph gegen die "Piefkes". "Die Wurstel ist böse geworden", titelt die Süddeutsche Zeitung beleidigt.

25.6.1982, Deutschland - Österreich 1:0 (WM-Vorrunde)

Im langweiligsten WM-Spiel der Historie schießt Horst Hrubesch nach elf Minuten das 1:0, beiden Teams reicht das zum Weiterkommen. Sie vereinbaren einen Nichtangriffspakt und Algerien scheidet aus. Erboste Zuschauer wedeln mit Geldscheinen, eine spanische Zeitung behandelt das Spiel im Polizeibericht. Die Beteiligten bestreiten jede Absprache. "Das hat sich so ergeben", sagt Hans-Peter Briegel.

15.6.1990, Österreich - Tschechoslowakei 0:1 (WM-Vorrunde)

In der WM-Vorbereitung ringen die Ösis Weltmeister Argentinien ein 1:1 ab, in Spanien und gegen Europameister Niederlande gibt es Siege. Andi Herzog, Toni Polster und Co. reisen als Geheimfavorit nach Italien - doch nach dem 0:1 gegen den Gastgeber bedeutet die zweite Niederlage ohne Tor das Aus. Schuld: ein zu kurzer Rückpass des hypernervösen Toni Pfeffer. "I hob a Schworzwälder Kirschtorte in die Schuh ghobt", entschuldigt der sich später.

12.9.1990, Färöer - Österreich 1:0 (EM-Qualifikation)

Teamchef Josef Hickersberger überlässt nichts dem Zufall und beobachtet die Färinger beim 0:6 gegen Bröndby. "Wir spielen gegen die schlechteste Nationalmannschaft, die wir je getroffen haben", sagt er. Doch die Fischverkäufer und Holzhändler gewinnen, "Hicke" wird zu "Färöer-Pepi". "Von den Zwergen ins Elend gestürzt! Europa lacht sich krumm über uns", titelt die Kronenzeitung. Schuld hat diesmal der gegnerische Torwart: Mit seiner weißen Pudelmütze hat Jens Martin Knudsen die österreichischen Stürmer irritiert.

27.3.1999, Spanien - Österreich 9:0 (EM-Qualifikation)

Schon zur Pause steht es 0:5 und Toni Pfeffer spricht die legendären Worte: "Hoch gwinn ma nimma." Torwart Franz Wohlfahrt schließt sich nach dem Spiel beleidigt eine Stunde lang auf der Toilette ein. "Da habe ich lange nachgedacht, was passiert ist." Schuld ist Teamchef "Schneckerl" Prohaska, der auch prompt seinen Rücktritt einreicht. Nachfolger Otto Baric startet mit einem 7:0 gegen San Marino - und verliert sein zweites Spiel 0:5 in Israel.

Marco Mader und Marc Schmidt, sid

Quelle: ntv.de

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