Unschlagbarer Liebestango Pluschenko holt 6. EM-Titel
21.01.2010, 22:23 UhrMit seinem sechsten Titel bei Europameisterschaften hat sich der russische Kufenkünstler Jewgeni Pluschenko für Vancouver warmgelaufen und Kurs auf sein zweites Olympia-Gold genommen. Nach vier Jahren Wettkampfpause glänzte der 27-Jährige mit 255,39 Punkten, blieb aber unter dem Weltrekord des Japaners Daisuke Takahashi (264,41). Für den Sieg bekam er einen Siegerscheck von 20.000 Dollar (14.200 Euro). Der Schweizer Stephane Lambiel (238,54) gewann in Tallinn Silber vor dem Franzosen Brian Joubert (236,45).
Nach zwei Jahren Verletzungspause schloss der Erfurter Stefan Lindemann den Wettbewerb als Neunter ab und sicherte der Deutschen Eislauf-Union (DEU) zwei Startplätze für die EM 2011 in Bern. Der 29-jährige Erfurter lief in der Saku Suurhall der Hauptstadt Estlands ein risikoreiches Programm. Er wagte gleich zu Beginn den vierfachen Toeloop, bekam jedoch Angst vor der eigenen Courage und riss ihn auf. Im Gegensatz zu früher fing sich Lindemann aber ganz schnell und zeigte zwei astreine dreifache Axel. "Natürlich habe ich mir das etwas anders mit dem Vierfachen vorgestellt", sagte Lindemann, "aber ich habe einen Rekord mit 209,95 Punkten erreicht, das ist ein tolles Gefühl".
Olympia genießen
Sicher und gefühlvoll glitt der WM-Dritte von 2004 durch die Viereinhalb-Minuten-Kür und freute sich Minuten später schon auf Vancouver: "Nun kann ich da ganz locker laufen". Zum Karriere-Abschluss will er noch einmal auftrumpfen. "Stefan hat jetzt keinen Druck mehr, er kann Olympia genießen", sagte Trainerin Viola Striegler.
Eine Klasse für sich war Pluschenko, der zu Tangoklängen ein außerordentliches Sprungfestival bot und die 6000 Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hinriss. Die Sprungkombination aus Vierfach- und Doppel-Toeloop war exzellent, eine Höchstschwierigkeit reihte sich danach an die andere. Der Schweizer Pirouettenkünstler Stephane Lambiel beendete den Wettkampf nach einem stimmigen Vortrag zu "La Traviata" von Verdi auf Rang zwei, obwohl seine Sprünge schwach waren. Titelverteidiger Joubert konnte nach langer Verletzungspause noch nicht an seine alte Stärke anknüpfen.
Eistänzer unzufrieden
Zuvor hatten die viermaligen deutschen Meister Christina und William Beier ihren 13. Platz bestätigt. Für ihren fantasievollen Originaltanz zu Klängen aus Hawaii wurden die Dortmunder Geschwister von den Preisrichtern nicht belohnt und behielten ihre Platzierung aus dem Pflichttanz. Die von den Philippinen stammenden Tänzer begeisterten das Publikum, aber nicht die strenge Jury. "Wir sind ein bisschen enttäuscht, weil wir mehr erwartet hatten. Aber es bleibt noch Hoffnung für die Kür", sagte der 27 Jahre alte Beier, der mit seiner zwei Jahre jüngeren Schwester nach einer zwischenzeitlichen Trennung zwei Jahre international nicht dabei war.
"Die Abwesenheit wird bestraft, da sind einfach Paare vor ihnen", sagte Bundestrainer Martin Skotnicky, der sich aber auch über die 77,86 Punkte ärgerte. Kurs auf ihren zweiten Titel nahmen die russischen Weltmeister Oksana Domnina/Maxim Schabalin (104,27) vor Federica Faiella/Massimo Scali (Italien/99,15) und Jana Chochlowa/Sergej Nowizki (Russland/96,46).
Quelle: ntv.de, Von Britta Körber, dpa