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Doping-Razzia während der Tour Polizei verhaftet Cofidis-Profi

Unter Dopingverdacht: der französische Radprofi Rémy di Gregorio.

Unter Dopingverdacht: der französische Radprofi Rémy di Gregorio.

(Foto: dpa)

Unruhe am ersten Ruhetag der 99. Tour de France: Wegen Dopingverdachts filzt die Polizei das Mannschaftshotel der französischen Equipe Cofidis in Bourg-en-Bresse. Radprofi Rémy di Gregorio wird von den Fahndern festgenommen und verhört und von seinem Team suspendiert. Der Rest der Mannschaft darf weiterfahren.

Ein Fotograf hält die Razzia im Cofidis-Hotel fest.

Ein Fotograf hält die Razzia im Cofidis-Hotel fest.

(Foto: dpa)

Die Presse wurde für Erklärungsversuche in der Doping-Causa Di Grégorio kurzfristig auf eine Autobahnraststätte gebeten. Der erste Vorfall der 99. Tour de France sorgte am Ruhetag für helle Aufregung und Verwirrung aller Orten. "Das ist eine ernste Sache", sagte Cofidis-Teammanager Yvon Sanquer, nachdem sein Fahrer Rémy Di Grégorio am Morgen von der Polizei wegen des Verdachts des Handels mit Dopingmitteln festgenommen worden war. Für eine Befragung wurde der 26-jährige Bergspezialist vom französischen Zweitliga-Team in seine Heimatstadt Marseille gebracht. Dort sitzt die in dem Fall seit dem Vorjahr ermittelnde Staatsanwaltschaft.

Das Team suspendierte den Profi sofort. Die Mannschaft werde aber am Mittwoch in Macon am Start der 10. Tour-Etappe stehen, sagte Sanquer. "Es handelt sich um einen einzelnen Fahrer, der individuell gehandelt hat. Es ist niemand anderes betroffen. Wie wollen nicht alle Fahrer für das Fehlverhalten eines einzelnen büßen lassen", ergänzte der Manager - früher in den Diensten der Skandaltruppen Festina und Astana. 2007 war nach dem Dopingfall Cristian Moreni die gesamte Cofidis-Equipe von der Frankreich-Rundfahrt abgezogen worden.

Verdächtiges Telefonat

Di Grégorio soll nach Informationen der "L'Équipe" durch ein Telefonat mit einem potenziellen Dopinghändler aufgefallen sein. Sanquer ließ durchblicken, dass die Polizei möglicherweise eine frische Lieferung von Dopingpräparaten erwartet haben könnte - deshalb erfolgte der Zugriff. Sanquer berichtete, dass die Beamten aus Grégorios Zimmer Gegenstände beschlagnahmt hätten.

Cofidis lotste die Journalisten am Nachmittag nicht wie erwartet ins Teamhotel, sondern an eine vielbefahrene Autobahn. Dort wurden die Reporter von Teammitgliedern begleitet zur Pressekonferenz geführt: Hohe Nervosität und Argwohn waren zu spüren.

Organisierter Dopinghandel

Staatsanwalt Jacques Dallest erklärte der französischen Nachrichtenagentur AFP, Di Gregorio werde wegen des Vorwurfs des organisierten Handels mit Dopingmitteln verhört. Zwei weitere Personen sollen ebenfalls in Marseille befragt worden sein.

Die Gendarmen im mehrere hundert Kilometer entfernten Bourg-en-Bresse waren im Auftrag der OCLAESP, der französischen Behörde zur Wahrung der Öffentlichen Gesundheit, zum Cofidis-Hotel in Marsch gesetzt worden. Etwa zehn Beamte waren im Einsatz und sorgten für große Aufregung.

Franzosen sind auch nur Menschen

Gegen Di Grégorio waren bereits im Vorjahr Ermittlungen eingeleitet worden. Damals fuhr er noch für die kasachische Astana-Mannschaft, die zuletzt 2007 durch die Blutdoping-Affäre Winokurow/Kaschetschkin aufgefallen war. Nach Ablauf ihrer Sperren stehen Ex-Telekom-Profi Alexander Winokurow und Andrej Kaschetschkin bei der aktuellen Tour de France wieder im Astana-Aufgebot.

Die Affäre Di Grégorio könnte der erste echte Dopingfall der Tour seit 2010 und dem Clenbuterol-Befund von Alberto Contador werden. Im Vorjahr war der Russe Alexander Kolobnew wegen eines nachgewiesenen Diuretikums ausgeschlossen, Monate später aber freigesprochen worden. Dass 2012 erstmals seit langem wieder einen Radprofi aus Frankreich überführt werden könnte, kommentierte Sanquer mit spitzer Zunge: "Französische Radfahrer sind auch nur Menschen."

Quelle: ntv.de, dpa

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