Kein Doping, sondern Medizin? Profi-Radteams zerstritten
05.07.2007, 22:48 UhrDer Streit zwischen den treibenden Kräften und den Verhinderern des Anti-Doping-Kampfes im Radsport hat am Rande der Tour de France in London zu einem Eklat geführt. Bei einer Sitzung der Vereinigung der Profi-Radrennställe AIGCP verließen die Vertreter von acht Mannschaften, darunter die deutschen Teams Gerolsteiner und T-Mobile, den Verhandlungsraum unter Protest und gründeten noch an Ort und Stelle eine eigene "Arbeitsgruppe".
Grund für die Spaltung waren die unterschiedlichen Auffassungen der Teamchefs über den Umgang mit der spanischen Doping-Affäre (Operacion Puerto) und dem von den Teams vereinbarten Ethikcode.
Riesengroße Differenzen
"Ein Vertreter eines spanischen Teams hat doch tatsächlich gesagt, das sei kein Doping, sondern Medizin. Da bin ich aufgestanden und gegangen", erklärte Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer wutschnaubend, nachdem er gemeinsam mit T-Mobiles technischem Direktor Luc Eisenga und Vertretern der sechs französischen AIGCP-Mannschaften die Runde gesprengt hatte: "Wenn man immer wieder merkt, dass wir in Fragen des Ethikcodes auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, muss man irgendwann die Konsequenzen ziehen."
Ähnlich enttäuscht von den anderen Teams zeigte sich Eisenga: "Die Meinungsverschiedenheiten drehen sich nicht allein - aber in erster Linie - um Doping. Die Differenzen mit den Kollegen vieler anderer Mannschaften sind da riesengroß", so der Niederländer.
Allerdings hätte dies zunächst keine Auswirkungen auf die am Samstag beginnende Frankreich-Rundfahrt: "Es ging nicht um die Tour, sondern ganz grundsätzlich um die Zukunft des Radsports." Das betonte auch Holczer: "Die Tour wird nach jetzigem Stand wie geplant beginnen."
Permanente Regelbrecher
Auf der eigentlichen Tagesordnung der AIGCP-Sitzung stand der Ausschluss von sechs Mannschaften, die "den Ethikcode immer wieder verletzt haben", berichtete Holczer. Dabei handle es sich um die italienischen Rennställe Lampre und Saunier Duval, das amerikanische Discovery-Team sowie die spanischen Mannschaften Caisse d'Epargne, Relax und Karpin Gallicia.
"Wenn man sich die Listen von Fahrern mit auffälligen Blutwerten der vergangenen Monate ansieht, ergibt sich ein klares Bild, das vor allem spanische und italienische Teams ausweist. Eine Reaktion unsererseits war da längst überfällig", so Holczer.
Quelle: ntv.de