Doping bei Olympia 2006 Prozess hat begonnen
02.10.2009, 16:24 UhrWährend der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin stürmen Polizisten durch die Türen eines Gebäudes, aus dem Fenster fliegt ein Sack mit Spritzen, Athleten verstecken verdächtige Flaschen hinter einem Sofa und trinken Wasser in rauen Mengen. Jetzt wird im norditalienischen Susa den Doping-Verdächtigen der Prozess gemacht.
Die Gerichtsverhandlung gegen zehn in den Doping-Skandal bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin verwickelte Trainer, Funktionäre und Athleten des österreichischen Ski-Verbands (ÖSV) hat begonnen. Unter den Angeklagten befindet sich auch der ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Am ersten Verhandlungstag wurde der Carabinieri- Kommandant Michele Fanelli befragt, der die Razzia in den olympischen Außenquartieren von österreichischen Langläufern und Biathleten geleitet hatte.
Der Carabinieri-Kommandant berichtete, bei der Razzia in den Quartieren in Pragelato und San Sicario sei aus dem Fenster eines Zimmers ein Sack mit Spritzen und einigen medizinischen Substanzen geworfen worden. Der Sack wurde beschlagnahmt, die Substanzen wurden untersucht. Fanelli, der als Zeuge der Turiner Staatsanwaltschaft vernommen wurde, berichtete, dass die Athleten kurz nach der Razzia massiv Wasser zu trinken begonnen hatten. Einige von ihnen hätten versucht, Flaschen hinter einem Sofa zu verstecken.
Anwälte: Rechte der Angeklagten verletzt
Die Anwälte der Verteidigung weigerten sich, ihrerseits den Zeugen zu befragen. Mehrere Dokumente, darunter die Aussagen des Ex-Biathleten Wolfgang Perner vor den österreichischen Justizbehörden, seien nicht übersetzt worden. Damit würden die Rechte des Angeklagten verletzt. Das Verteidigerteam bat daraufhin Richterin Alessandra Danieli, die Befragung des Zeugen auf den 16. Oktober zu vertagen. An diesem Tag will die Richterin bekanntgeben, welchen Beschluss sie in Bezug auf die nicht übersetzten Dokumente des Prozesses ergreifen will.
Die Rechtsanwälte der Angeklagten hoben hervor, dass die Bedingungen für einen ausgewogenen Prozess nicht vorhanden seien, da 1914 Seiten der verschiedenen Rechtshilfeverfahren aus dem Deutschen, Französischen und Englischen ins Italienische nicht übersetzt worden seien. Zu den nicht übersetzten Dokumenten zählen auch mehrere Akten des internationalen Skiverbands FIS, die zur Entlastung der Angeklagten vorgelegt worden waren. Die Rechtsanwälte verlangen, dass alle Dokumente übersetzt werden, bevor der Prozess fortgesetzt wird.
Quelle: ntv.de, dpa