Marathon in New York Radcliffe holt Start-Ziel-Sieg
04.11.2007, 19:49 UhrDas grandiose Comeback der unverwüstlichen Britin Paula Radcliffe und der unwiderstehliche Endspurt des Kenianers Martin Lel haben den 38. New-York-Marathon gekrönt. Die 33 Jahre alte Engländerin feierte einen beeindruckenden Start-Ziel-Sieg: Sie dominierte über 42,195 Kilometer und ließ in 2:23:09 Stunden alle Favoritinnen hinter sich. 23 Sekunden hinter der Weltrekordlerin sicherte sich die Äthiopierin Gete Wami als Zweitplatzierte den Jackpot in der Serie World Marathon Majors (WMM) von 500.000 US-Dollar. Getrübt wurde das sonnige Marathon-Wochenende im "Big Apple" durch den tragischen Tod des früheren US-Meisters Ryan Shay, der bei der Olympia-Qualifikation der Amerikaner nach neun Kilometern zusammenbrach - alle Rettungsversuche für den 28-Jährigen kamen zu spät.
Als Dritte in 2:26:13 Stunden verpasste die Lettin Jelena Prokopcuka ihr großes Ziel, als zweite Frau nach der Norwegerin Grete Waitz zum dritten Mal hintereinander in New York zu triumphieren. Vierte wurde Boston-Siegerin Lidija Grigorjewa aus Russland (2:28:37), während sich Weltmeisterin Catherine Ndereba (Kenia/2:29:08) mit Platz fünf begnügen musste. Radcliffe hatte ihren bislang letzten Marathon am 14. August 2005 bestritten, als sie in Helsinki Weltmeisterin wurde.
Lel entschied das Duell mit dem Marokkaner Abderrahim Goumri nach einem energischen Antritt auf dem letzten Kilometer zu seinen Gunsten und feierte in 2:09:04 Stunden seinen zweiten New-York-Sieg nach 2003. Goumri kam 12 Sekunden nach dem Sieger ins Ziel. Dritter wurde der Südafrikaner Hendrick Ramaala in 2:11:25. Den Jackpot bei den Männern hatte der Kenianer Robert Cheruiyot bereits vor dem Finale der WMM-Serie sicher.
Unmittelbar vor dem Rennen hatten die Läufer eine Gedenkminute für Shay eingelegt - erst danach ertönten Frank Sinatras Superhit "New York, New York" und der Startschuss. "Er lief vor mir und stieg plötzlich aus", beschrieb Konkurrent Marc Jeuland die Situation. Umgehend wurde versucht, Shay zu reanimieren - vergebens. Zwar wurde er noch mit einem Krankenwagen ins Lenox-Hill-Hospital in Manhattan gebracht, doch die Ärzte konnten dort um 8.46 Uhr Ortszeit nur den Tod bestätigen. Aufschluss über die genaue Todesursache soll eine Autopsie bringen.
"Die Olympia-Qualifikation ist eigentlich immer ein Feiertag. Aber heute sind wir untröstlich", meinte der Chef des US-Leichtathletik-Verbandes, Craig Masback. "Sein Tod ist ein Stich ins Herz für uns alle", sagte die Renndirektorin des New-York-Marathons, Marry Wittenberg. Shays Trainer Joe Vigil betonte, sein Athlet habe keinerlei Herzprobleme gehabt. "Er hatte eine sehr starke Physis, wahrscheinlich die stärkste von allen Läufern im Feld. Er war der Inbegriff eines Athleten, hat immer gesund gelebt, hart trainiert und sich hohe Ziele gesetzt."
"Ich dachte, heute wird sein Tag. Ryan hatte so hart trainiert, Gewicht verloren und war einfach bereit für das Ticket nach Peking", ergänzte der Silbermedaillen-Gewinner von Athen, Meb Keflizighi. Shay gehörte bereits bei den US-Trials 2004 zu den Favoriten, zog sich damals aber eine Oberschenkel-Verletzung zu und verpasste als 23. die Olympia-Qualifikation.
Von Ralf Jarkowski und Heiko Oldörp, dpa
Quelle: ntv.de