China verspricht Interview-Freiheit Rekord-Ansturm erwartet
08.07.2008, 09:57 UhrPeking erwartet zu Olympia einen noch nie dagewesenen Ansturm von 25.000 Journalisten aus der ganzen Welt. Genau einen Monat vor Beginn der Spiele eröffnete das Pekinger Organisationskomitee BOCOG feierlich die olympischen Pressezentren, die unmittelbar neben den wichtigsten Wettkampfstätten im Pekinger Olympia-Park liegen. Die Organisatoren beteuerten vor dem Hintergrund anhaltender Kritik, dass der freien Berichterstattung während der Spiele keine Grenzen gesetzt seien.
BOCOG dementierte Angaben, wonach während der Spiele keine Live-Berichte vom Platz des Himmlischen Friedens im Zentrum Pekings (Tian'anmen) erlaubt sein würden. "Sie können live auf den Straßen Pekings berichten und auch vom Tian'anmen-Platz", erklärte Pekings Olympia-Pressechef Sun Weijia vor Journalisten, die als erste Medienvertreter das Zentrum besuchten.
Jeder darf interviewt werden
Der Funktionär wiederholte die seit 2007 neu eingeführten Regeln für ausländische Journalisten, die allerdings nur vorläufig bis nach den Spielen gelten. Demnach darf jede Person interviewt werden, die sich dazu bereiterklärt. Zudem versprach BOCOG "vollständigen Zugang" zum Internet, das in China normalerweise zensiert wird.
Das Hauptpressezentrum für die 5600 akkreditierten Journalisten sei das größte der Geschichte und vermutlich eine der wichtigsten Olympia-Stätten, sagte Hein Verbrüggen, der Koordinator des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für das Sportereignis. "Von hier werden die Geschichten der Olympischen Spiele 2008 erzählt." Das Medieninteresse sei "ohne Beispiel".
Friseur, Postamt und Massagesalon
Das Gebäude mit 62.000 Quadratmetern Arbeitsfläche solle den Journalisten zu einer Heimat während der Spiele werden, erklärte der IOC-Sportfunktionär weiter. Dafür gibt es unter anderem einen Friseur, ein Postamt und einen Salon für traditionelle chinesische Massagen. 3000 freiwillige Helfer sollen sich um die Presseleute aus der ganzen Welt kümmern.
Daneben wurde auch das neue Funkhaus für etwa 16.000 Funk- und Fernsehjournalisten sowie das Pressezentrum für bisher 3000 angemeldete, aber nicht für die Spiele direkt akkreditierte Journalisten eingeweiht.
Kritik wegen fehlender Pressefreiheit
Noch kurz vor der Eröffnung war China wegen der fehlenden Pressefreiheit im Land kritisiert worden. Menschenrechtler und Journalisten bemängelten, dass China seine Versprechen in dieser Hinsicht immer noch nicht eingelöst habe. In einigen Bereichen hätten sich die Arbeitsbedingungen für in- und ausländische Journalisten sogar verschlechtert, erklärte die internationale Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW).
Der Club der Auslandskorrespondenten in China (FCCC) hatte die Regierung ebenfalls aufgefordert, ein langfristiges Bekenntnis für die Pressefreiheit abzulegen. Zuletzt hatte ein deutsches Fernsehteam des ZDF dem FCCC von Behinderungen bei einer einwöchigen Reihe von Live-Übertragen berichtet - trotz zuvor eingeholter Genehmigungen.
Quelle: ntv.de, Von Till Fähnders, dpa