Sport

Saison der verpassten Chancen Riesch mit sieben Nullnummern

Der Frust war Maria Riesch deutlich anzusehen. Tränen kullerten ihr über die Wangen. Im fernen Kanada, wo in zwei Jahren die Olympischen Winterspiele ausgetragen werden, verpasste die beste deutsche Ski-Rennläuferin wohl endgültig die Chance, bereits in diesem Winter den Gesamtweltcup gewinnen zu können. "Jetzt habe ich schon wieder so viele Punkte liegen lassen", jammerte sie nach ihrem Sturz bei der Abfahrt in Whistler und gestand: "Das ist eine Riesenenttäuschung für mich."

Dass Maria Riesch das Potenzial besitzt, die sogenannte große Kristallkugel zu gewinnen, ist unbestritten. Doch in diesem Winter wird es wohl nichts mehr für die Partenkirchenerin. Neun Rennen vor dem Saison-Kehraus liegt sie 182 Punkte hinter Lindsey Vonn (USA), 118 hinter Titelverteidigerin Nicole Hosp (Österreich). Aufzuholen wäre das durchaus noch. Riesch könnte sogar längst in der Rolle der Gejagten sein, wenn, ja wenn sie nicht gleich sieben "Nullnummern" in den bisherigen 29 Rennen abgeliefert hätte.

"Das Rennen ist ein Spiegelbild der ganzen Saison", erkannte Riesch nach ihrem Ausscheiden in Whistler. Will heißen: "Es ist wie immer. Ich habe die Chance zu gewinnen - und scheide dann aus." Wie wahr. Drei der sieben Ausfälle verzeichnete die 23-Jährige bei den bislang acht Abfahrts-Rennen, jedes Mal wäre sie wohl zumindest auf dem "Stockerl" gelandet. Vor allem im Februar in St. Moritz vergab sie durch eine Unachtsamkeit den sicheren Sieg, in Whistler war sie angesichts der letzten Zwischenzeit auf jeden Fall nahe dran.

"Ihr ist nichts passiert, das ist mal das Wichtigste", sagte DSV-Alpin-Direktor Wolfgang Maier nach dem wiederholten Malheur auf der Olympia-Strecke von 2010, mit der Riesch auch noch entgegen der sonstigen Erfahrungen auf Anhieb gut zurechtgekommen war. "Bitter", ergänzte er, sei der Ausfall aber allemal. Denn vor der Saison galt die deutsche Vorfahrerin nicht als Favoritin auf den Gesamtsieg - nach drei von Verletzungen und deren Folgen geprägten Wintern. Nun aber war die Chance plötzlich mehrfach zum Greifen nahe.

Wie man Chancen nutzt, könnte sich Maria Riesch von ihrer besten Freundin erklären lassen: Lindsey Vonn rauschte in Whistler nur eine Hundertstelsekunde hinter Nadia Styger (Schweiz) ins Ziel, sicherte sich aber vorzeitig die kleine Kristallkugel für den Sieg im Abfahrtsweltcup. Die 23-Jährige ist die erste Amerikanerin seit Picabo Street 1996, die eine solche Trophäe erhält. Zudem beendete sie die Serie der Österreicherinnen, die den Abfahrtsweltcup in den vorangegangenen fünf Jahren gewonnen hatten. sid th ho

Ganz aussichtslos ist die Situation immer noch nicht. In Whistler steht am Sonntag noch eine Super-Kombination an.

Quelle: ntv.de, von Steve Kramer, sid

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