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Wie weiland in Bern Rummenigge hofft auf Wunder

Der FC Bayern München beschwört das "Wunder von Barcelona": Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat wie Trainer Jürgen Klinsmann die Mannschaft nach dem Debakel in Wolfsburg in die Pflicht genommen und setzt bei der "Mission Impossible" der Münchner in Barcelona auf eine Trotzreaktion der Versager vom Samstag.

"Jürgen ist nicht der Blitzableiter, sondern die Mannschaft muss Verantwortung übernehmen. Ich kann seinen Richtungswechsel nachvollziehen", sagte Rummenigge. Vor dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr) versuchte er Zuversicht aus der Vergangenheit zu ziehen. "In Bern stand 1954 eine Mannschaft auf dem Platz, die vorher acht Stück bekommen hat und nicht fünf und ist trotzdem Weltmeister geworden", erinnerte er an das "Wunder von Bern" der deutschen Nationalmannschaft.

"Keine einfache Situation"

Am Sonntag hatte sich ein wütender Klinsmann die Mannschaft nach der Demontage in Wolfsburg mit dem ehemaligen Bayern-Coach Felix Magath vorgeknöpft. Am Morgen saß der Vorstand hinter verschlossener Tür zusammen und sprach über "keine einfache Situation".

In der Bundesliga droht wie vor zwei Jahren das Verfehlen der Champions-League-Qualifikation und auch mit der Träumerei von einem Sieg in der Königsklasse könnte es schon nach dem Hinspiel gegen Barcelona so gut wie vorbei sein.

Team muss sich zerreißen

"Wir haben jetzt zwei Tage gelitten und versuchen in Barcelona aufzustehen. Jetzt liegt es an der Mannschaft", forderte Rummenigge, der den Kurswechsel Klinsmanns unterstützte. Oft genug hatte sich der 44-Jährige vor das Team gestellt. Zwar will er auch "weiter den Kopf" hinhalten. Dennoch wurden nun auch Lukas Podolski & Co. vermehrt in die Pflicht genommen.

"Das war eine Entscheidung von Jürgen Klinsmann, die ich durchaus für sehr klug halte, den Druck auf die Mannschaft etwas größer werden zu lassen. Diese steht auf dem Platz, der Trainer hat genug Kritik abbekommen in der Öffentlichkeit", sagte der Vorstandsvorsitzende. "Wir erwarten jetzt ganz klar, dass die Mannschaft sich am Mittwoch zerreißt."

Zwar wissen die Bayern-Bosse, dass sie im Falle einer titellosen Saison unter Zugzwang geraten, aber nach zwei Tagen eisernen Schweigens wurde erst einmal der Druck auf die Mannschaft erhöht. Einige Profis spielen in den kommenden Wochen auf Bewährung. "Wir werden jetzt ganz genau hinschauen, wie sich einzelne Spieler in der Drucksituation verhalten und im Zweifel mal den Finger in die Wunde legen", betonte Rummenigge, ähnlich wie am Tag zuvor Klinsmann.

Lucio fällt wohl aus

Beim Kampf um eine Überraschung im Camp Nou wird der brasilianische Innenverteidiger Lucio (Adduktorenprobleme) wohl nicht mit an Bord sein. "Er wird behandelt, aber es sieht nicht sehr gut aus", sagte Rummenigge. "Dann muss eben ein anderer spielen, da nützt kein Lamentieren." Wieder zurück im Kader ist für die Defensive nach seiner Gelb-Sperre gegen Wolfsburg der Argentinier Martin Demichelis.

Auch Daniel van Buyten steht voraussichtlich zur Verfügung. "Ich glaube, Daniel kommt auch auf jeden Fall zurück", meinte der Bayern-Boss. Van Buyten war aus familiären Gründen in seine belgische Heimat gereist.

Hoffen auf den CL-Effekt

Gegen Wolfsburg wurde Bayerns Wackelabwehr in der Schlussphase vorgeführt, und nun soll sie ausgerechnet gegen Barcelonas Offensiv-Wirbler halten? Denn dass Lionel Messi, Thierry Henry & Co. mit ihren 125 Pflichtspieltreffern in dieser Saison stärker sind als Grafite, Dzeko und Gefährten steht außer Frage.

Dennoch ist Coach Klinsmann zuversichtlich, dass es kein erneutes Debakel geben wird: "Ich habe weniger Sorge, weil wir einfach in Europa gezeigt haben, dass wir mithalten können."

Quelle: ntv.de, von Christian Kunz, dpa

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