Quarterback-Showdown im Super Bowl Ryan gegen Brady - Duell der Superlative
05.02.2017, 20:53 Uhr
Diese beiden Quarterbacks stehen zurecht im Super Bowl: Matt Ryan (l.) und Tom Brady (r.).
(Foto: picture alliance / dpa)
Tom Brady von den New England Patriots gegen Matt Ryan von den Atlanta Falcons - der 51. Super Bowl wird auch zum Showdown der beiden besten Quarterbacks der NFL-Saison. Das brisante Duell im Faktencheck.
Jeder Super Bowl ist auf seine eigene Weise einzigartig und unberechenbar. Doch in der 51. Auflage zwischen den Atlanta Falcons und den New England Patriots scheint dieses Jahr ein Offensivspektakel garantiert. Beide Teams setzen darauf, viele Punkte zu erzielen und legen ihr Schicksal in die Hände ihrer Quarterbacks - die in Person von Matt Ryan (Atlanta) und Tom Brady (New England) nicht zufällig die aktuell besten der Liga sind.
Quarterbacks sind die mit Abstand wichtigsten Spieler jedes Footballteams. Während des Spiels halten sie alle Fäden in der Hand und sind zugleich der verlängerte Arm ihrer Coaches. Angesichts der Fülle an athletischen, strategischen und mentalen Anforderungen ist die Position des NFL-Quarterbacks wohl die anspruchsvollste Einzelposition aller Mannschaftssportarten. Was Ryan und Brady eint und unterscheidet, fasst der folgende Vergleich zusammen.
Werdegang
Tom Brady wurde nach seiner College-Karriere nicht als einer der Top-Quarterbacks betrachtet. Er wurde folglich erst gegen Ende des Drafts 2000 von den New England Patriots als potentieller Ersatzspieler ausgewählt, als Nr. 199. Dass er in den nächsten 17 Jahren zu einem der besten Quarterbacks aller Zeiten avancieren würde, hätten ihm nicht mal die optimistischsten Fans zugetraut. Brady übernahm die Starter-Rolle 2001 nach einer Verletzung des Stamm-Quarterbacks - und führte die Patriots in der Saison prompt zum Gewinn des Super Bowls.
Matt Ryan war 2008 der beste College-Quarterback und wurde als erster Quarterback an Position drei gedraftet. Er unterschrieb den teuersten Vertrag aller Zeiten für einen NFL-Neuling (72 Millionen US-Dollar über fünf Jahre). Die Erwartungen waren entsprechend hoch. Obwohl er stets ordentliche Leistungen ablieferte, gelang es den Falcons aber nie, über das Viertelfinale der NFL-Playoffs hinauszugelangen. Nach einer schwachen Saison 2015 wurden erste Zweifel an Ryan laut. Doch diese beseitigte er mit einer fantastischen Spielzeit 2016 schnell wieder.
Spielweise
Mit seinen 39 Jahren ist Tom Brady nicht mehr der jüngste. Zudem besitzt er naturgegeben nicht die athletischen Voraussetzungen, um heranstürmenden Verteidigern davon zu laufen. Er gleicht dieses Defizit allerdings mit seiner unnachahmlichen Fähigkeit aus, die Blocks seiner Offensive Line durch subtile Schrittfolgen auszunutzen, um sich genügend Zeit zu verschaffen. Er versucht dabei stets, direkt hinter seiner Line zu bleiben, die für ihn eine "Pocket" bilden, in welcher er manövrieren kann.
Matt Ryan ist von seinen körperlichen Voraussetzungen ähnlich veranlagt wie Brady. Auch Ryan verlässt sich auf seinen Instinkt und sein peripheres Sichtfeld, um Verteidigern auszuweichen. Die Spielweise der beiden Quarterbacks ist äußerst elegant und für Verteidiger enorm frustrierend. Häufig glauben sie, bereits sichere Beute gemacht zu haben, nur um durch einen kleinen Schritt ins Leere geführt zu werden.
Passempfänger
Tom Brady ist dafür bekannt, aus seinen Passempfängern mehr rauszuholen, als ihre physischen Fähigkeiten es eigentlich erlauben. Die Patriots setzen daher traditionell so gut wie nie auf Star-Spieler in der Receiver-Position und geben ihr Geld lieber für andere Positionen aus. Und wenn diese Stars, wie zum Beispiel Tight End Rob Gronkowski, durch Verletzungen ausfallen, dann wirft Tom Brady den Ball mit gleicher Effizienz zu ihren Ersatzspielern.
Matt Ryan ist umgeben von einem Ensemble an hervorragenden Passempfängern. Julio Jones ist einer der besten seines Fachs und bereitet gegnerischen Verteidigern von Woche zu Woche Kopfzerbrechen. Doch auch die zweite und dritte Garde der Falcons-Receiver spielte diese Saison groß auf. Und selbst die Running Backs aus dem Backfield sind exzellente Passempfänger.
Beeindruckendste Statistik
28 Touchdowns zu 2 Interceptions: Tom Brady hat 2016 so gut wie keine Fehler gemacht. Dieses konstante Streben nach Perfektion spiegelt sich in einer Statistik wider: Er gab den Ball nur zwei Mal an den Gegner ab. Dennoch spielte er nicht übertrieben konservativ. Seine 28 Touchdowns in dieser Saison sind ein herausragender Wert. Diese Leistung ist eine historische Demonstration von Effizienz und es gibt keine Anzeichen dafür, dass Brady im Super Bowl nachlassen wird.
Effizienz im Dritten Versuch: Seit Woche 12 der regulären Saison weist Matt Ryan im wichtigen Dritten Versuch, bei dem die Fortsetzung oder Beendigung einer Angriffsserie auf dem Spiel steht, unglaubliche Statistiken auf: Er brachte 82.1% seiner Pässe an den Mann, warf sechs Touchdowns und keine Interception. Es scheint ihm dabei egal zu sein, gegen wen er spielt oder wieviel Distanz noch zum nächsten ersten Versuch zu überwinden ist: Die Angriffsserien unter der Leitung und Ryan scheinen nie enden zu wollen.
Warum er siegreich sein wird
Schlicht gesagt: Tom Brady will es allen noch einmal zeigen. Zwar hat er schon vier Super Bowl gewonnen und wird als einer der besten seines Fachs in die Geschichte eingehen. Doch 2016 war eine besondere Saison für ihn. Er wurde zu Beginn der Saison aufgrund des "Deflategate"-Skandals aus disziplinarischen Gründen von der NFL für vier Spiele gesperrt. Er fühlte sich ungerecht behandelt und seit seiner Rückkehr spielt er mit einer bissigen Entschlossenheit, die man in dieser Form von ihm noch nie gesehen hat. Gegnerische Defenses schienen 2016 geradezu in Ehrfurcht vor Brady zu erstarren.
Matt Ryans Leistungen in dieser Saison können nur mit Superlativen beschrieben werden. Die Offense der Falcons unter der Leitung von Kyle Shanahan glich einer wohlgeölten Maschine, der sich rein gar nichts in den Weg stellen konnte. Umgeben von erstklassigen Mitspielern und getrieben von seinem unbändigen Ehrgeiz wird Matt Ryan auch im Super Bowl eine Show abliefern. Obwohl es sein erster Auftritt im Endspiel ist: Um seine Nerven muss man sich keine Sorgen machen. Seine berüchtigte Coolness in Stresssituationen bescherte ihm nicht umsonst den Spitznamen "Matty Ice".
Quelle: ntv.de